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Umstrittene Straßenbahnstrecke Nordtrasse ist noch nicht in Stein gemeißelt

Die Trassengegner in Nord machen gegen die geplante Straßenbahn durch den Milchweg zum Kannenstieg Stimmung. Bei einem Spaziergang mit Vertretern von MVB und Stadt stellten sie viele Fragen, waren aber nicht immer an deren Antworten interessiert.

Von Stefan Harter 10.04.2015, 03:23

NeustädterFeld/Kannenstieg l Wer sich tatsächlich Antworten oder Erklärungen zu seinen konkreten Bedenken gegen das Bauvorhaben der Verkehrsbetriebe erhofft hatte, wurde enttäuscht. Zu groß war die Menschentraube, die Lars Kersten, Abteilungsleiter Einkauf bei den MVB, und Dieter Scheidemann, Bau- und Verkehrsbeigeordneter und zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der MVB, umringte. Lautstark machten viele der Gegner der Neubaustrecke vom Hermann-Bruse-Platz zur Endhaltestelle am Neuen Sülzeweg ihrem Ärger Luft. "Wir wollen die nicht haben", rief jemand und zweifelte die Zahlen an, die den wirtschaftlichen Sinn der Strecke belegen sollen.

Kersten bemühte sich, die Fragen der Anlieger aus dem Birkenweiler zu beantworten, vor deren Haustür quasi die Gleise verlegt werden (siehe Karte). Er wies allerdings auch darauf hin, dass man sich aktuell in einer sehr frühen Phase der Planung befinde und somit "noch alles offen" sei. "Es ist unser Vorschlag und noch ist alles flexibel", erklärte er.

Scheidemann sagte, dass er den Termin durchaus sinnvoll findet, um eine "Stimmungslage" einzufangen. Dass diese zumindest bei den knapp 70Anwesenden nicht besonders gut ist, stand von Anfang an außer Frage. Hinweise der Anlieger, dass bereits die derzeit fahrenden Busse nur spärlich genutzt würden und eine viel größere Straßenbahn unsinnig sei, wiegelte Kersten ab, indem er erklärte, dass man "nicht in Ausschnitten denken darf". Durch die direkte Verbindung in die Innenstadt würden viel mehr Leute dann die Bahn benutzen, so die Prognose der MVB.

Petra Zimpel, eine der Initiatorinnen des Spaziergangs, merkte an, dass die Planungen aus den 1990er Jahren, aus denen die zweite Nord-Süd-Verbindung hervorging, doch veraltet seien. "Von einst 10000 Einwohnern gibt es doch nur noch 6000", sagte sie. Scheidemann und Kersten beharrten jedoch darauf: "Die Trasse macht Sinn." Nähere Erläuterungen waren in der aufgeheizten Stimmung kaum möglich.

In der kommenden Woche wird es am Dienstag und Mittwoch Bürgerveranstaltungen zu den beiden Bauabschnitten geben. Betroffene des Bereichs Ebendorfer Chaussee - Neuer Sülzeweg können sich am 14. April ab 16.30 Uhr im MVB-Sitz, Otto-von-Guericke-Straße 25, informieren. Einen Tag später ist der Abschnitt zwischen Hermann-Bruse-Platz und Ebendorfer Chaussee an der Reihe.

Bereits am Donnerstag steht das Thema dann auf der Tagesordnung des Stadtrats. "Dort wird dann zunächst eine Entscheidung getroffen, ob wir überhaupt weiterplanen", erklärte Lars Kersten. Die Trassengegner kündigten bereits an: "Da gehen wir alle hin!"