MDCC hat Namensrechte am Stadion bis 2019 Geld und Spiele

2006 als Stadion Magdeburg eröffnet, heißt das neu erbaute Fußballrund seit 2009 MDCC-Arena. Die Magdeburg-City-Com GmbH, eine Telekommunikationsfirma, hat die Namensrechte gekauft und den Vertrag nun bis 2019 verlängert. Der Linke-Stadtrat Dennis Jannack wirbt dagegen für das Heinz-Krügel-Stadion.

Von Katja Tessnow 11.04.2015, 03:27

Magdeburg l Der echte Fan des 1. FCM ignoriert den gekauften Namen geflissentlich. "Wir sagen Heinz-Krügel-Stadion und schreiben das auch in unsere Programme", sagt FCM-Fanrat-Vorsitzender Dirk Heidicke. Er registriert erleichtert, dass der finanzkräftige Namensrechtebesitzer der Fan-Leidenschaft fürs Idol ungehindert freien Lauf lässt. Heinz Krügel führte den 1. FCM zu drei DDR-Meistertiteln und 1974 zum Europapokalsieg. Auf eigene Kosten haben die Fans Heinz Krügel im Vorjahr ein Denkmal vors Stadion gesetzt. Der Platz vor der Arena heißt seit 2009 Heinz-Krügel-Platz. Stadtrat Dennis Jannack (Linke) will geprüft wissen, ob auch das Stadion nach Heinz Krügel benannt werden könne - komplett oder doch wenigstens in einem Doppelnamen à la "Heinz-Krügel-Stadion - MDCC-Arena".

Obwohl der Antrag vielen FCM-Fans aus dem Herzen spricht, nennt selbst Fanrat-Vorsitzender Heidicke ihn "ehrenhaft, aber ziemlich unrealistisch. Auch an uns treten immer wieder Leute heran, die sich das Heinz-Krügel-Stadion wünschen und fragen, ob wir das Geld dafür nicht sammeln könnten. Aber das könnten wir niemals stemmen."

Fakt ist: Erst unlängst hat MDCC sein Namensrecht am Stadion vertraglich bis 2019 verlängert - gegen Euro und Cent versteht sich, über die Summe ist Stillschweigen vereinbart worden; sie soll sich jährlich im sechsstelligen Bereich bewegen. Für die Vertragsverhandlungen zeichnet auf Stadtseite Steffen Schüller, Geschäftsführer des kommunalen Stadionbetreibers MVGM, verantwortlich. Er sagt auf Nachfrage: "Der Erlös aus dem Vertrag steuert einen wesentlichen Teil zur Deckung der Betriebskosten bei." Die stadteigene Gesellschaft erhält aus dem Stadthaushalt für den Stadionbetrieb jährlich 360000 Euro Zuschuss. Das ist exakt jene Summe, die vor dem Stadionneubau für den Unterhalt des Vorgängers Ernst-Grube-Stadion ausgegeben wurde. Schüller ist froh darüber, dass MDCC Namenssponsor bleibt. Vor der Vertragsverlängerung hatte eine Abfrage unter anderen Interessenten in der Region lauter Absagen eingehandelt. Der Vertrag mit MDCC soll nach Volksstimme-Informationen außerdem eine Ausstiegsklausel für den Fall enthalten, dass ein anderer Sponsor mehr Geld fürs Namensrecht bietet.

Diese Klausel dürfte dem Oberbürgermeister schon die vom Linke-Rat eingeforderte Antwort auf den Wunsch nach einem Heinz-Krügel-Stadion diktieren, nämlich sinngemäß so: Klar, wenn`s einer bezahlt!

Die MDCC-Geschäftsführung gibt sich auf Nachfrage zum Ratsansinnen im Namen der Fans und zur Offenheit für einen Doppelnamen mit Heinz Krügel im Bunde zugeknöpft. Sprecher Ralf Taschner lässt ausrichten: "Solange es sich nur um den Antrag eines einzelnen Stadtrats handelt, möchten wir uns dazu nicht äußern. Sollte der Stadtrat einen entsprechenden Beschluss fassen und in der Sache auf uns zukommen, sind wir sicher gesprächsbereit." Bis dahin werde MDCC seinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen, also die vereinbarten Summen überweisen und im Gegenzug die MDCC-Arena für sich reklamieren.

Auch die benachbarte Getec-Arena, 1997 als Bördelandhalle eröffnet und 2011 im Zuge von Namenssponsoring umbenannt, wird ihren Firmennamen voraussichtlich weiterhin tragen. Der aktuelle Rechtevertrag läuft im nächsten Jahr aus. Karl Gerhold, geschäftsführender Gesellschafter der Getec-Gruppe, erklärt auf Nachfrage: "Wir sind daran interessiert, das Namensrecht an der Getec-Arena auch über das Jahr 2016 hinaus auszuüben und wir befinden uns bereits in guten Gesprächen mit der Geschäftsführung der MVGM."

Hand- oder Fußball - gute Spiele kosten Geld; das Namenssponsoring ist zugleich Sportförderung. Deutschlandweit sind allerdings Beispiele überliefert, da großzügige Namenssponsoren zwar die Rechte kauften, aber den Fans den identitätsstiftenden Namen zurückschenkten, so geschehen unlängst in Hamburg. Der Milliardär und Spediteur Klaus-Michael Kühne schenkt dem HSV und seinen Anhängern für vier Jahre und satte 16 Millionen Euro das Volksparkstadion zurück. Das ungewöhnliche Geschenk machte bundesweit Schlagzeilen, nur ist ein vergleichbarer Gönner für den FCM aktuell nicht in Sicht.

Dennoch macht der Club seinen Fans derzeit viel Freude, besetzt die Tabellenspitze in der Regionalliga Nordost und nährt mit Siegen in Serie die Aufstiegshoffnung in Liga 3. Heute müssen sich die Blau-Weißen gegen Auerbach beweisen; Anpfiff 13.30 Uhr in der MDCC-Arena. Fans werden sich einfach wieder im Heinz-Krügel-Stadion verabreden.