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Neues Nutzungskonzept Domplatz soll keine Dauerspielstätte werden

Abgeschmettert hat der Stadtrat den Antrag auf eine Verbannung des Theaters vom Domplatz. Das Theater bleibt. Daneben will die Verwaltung das Veranstaltungsgeschehen vor dem Dom aber qualifizieren und einschränken.

Von Katja Tessnow 20.04.2015, 03:23

Magdeburg l "Eher weniger, dafür qualitätsvoll", so beschreibt der Ordnungsbeigeordnete Holger Platz (SPD) das Credo der Verwaltung bei der künftigen Regelung der Domplatz-Nutzung. Das Ordnungsdezernat hat ein Nutzungskonzept federführend miterarbeitet. Platz erwartet eine Beschlussfassung im Stadtrat noch vor der Sommerpause und rechnet mit einer "kräftigen Diskussion". "Sicher werden da wieder alle möglichen Interessenlagen bis hin zur Domgemeinde zur Sprache kommen."

Mit der Gemeinde habe man, so Platz, bereits in den vergangenen Jahren Gespräche geführt, sei allerdings ohne Einigung auseinandergegangen. "Wir haben uns in den Diskussionen aufgerieben und am Ende den Eindruck gewonnen, dass die Gemeinde am liebsten gar nichts auf dem Platz haben will." Die Stadt strebe nach der baulichen Aufwertung umgekehrt gerade eine Belebung des Domplatzes an, erachtet das jährliche Open-Air des Theaters als "tolle Sache", die auch vom Ambiente vor dem Dom lebt. Platz: "Allerdings wollen wir nicht, dass der Platz den kompletten Sommer über bespielt, die neue Erlebniszone mit Wasserspielen also permanent belegt wird. Direkt ans Theater kann sich nicht gleich wieder eine längere Nutzung anschließen. Wir müssen einen Kompromiss finden."

Schlager geht in Ordnung, Oktoberfest geht gar nicht

Eine Arbeitsgruppe der Verwaltung hat sich der schwierigen Aufgabe gestellt, Qualitätsmaßstäbe an Veranstaltungen auf dem Domplatz zu formulieren. Das Papier ist noch nicht öffentlich. Platz umschreibt den Rahmen grob: "Wir werden hier nicht in Schlager- und ernste Musik unterteilen, möchten aber ein gewisses Niveau gewahrt wissen und zum Beispiel keine reinen Volksfeste ohne besonderen Anspruch auf dem Platz zulassen. Ein Oktoberfest haben wir hier bereits einmal abgelehnt."

Am Schlager-Olymp am 25. Juli, der bei Mitgliedern der Domgemeinde auf heftige Aversionen stößt, kann die Verwaltung dagegen nichts für den Platz Ungeeignetes erkennen. Man verspricht sich ein Massenpublikum. Auch bei der Interessengemeinschaft (IG) Innenstadt, die den Olymp nach Magdeburg geholt hat. IG-Sprecher Arno Frommhagen ist empört über die neuerliche Rats- initiative zur Freihaltung des Domplatzes. Theater, Konzerte, Festspiele und Messen auf Domplätzen in ganz Deutschland lockten Heerscharen von Besuchern an und trügen so dazu bei, dass Innenstädte nicht veröden. Das Publikum steigert den Umsatz auch in Geschäften, Gaststätten und Hotels der Innenstädte.

Frommhagen sagt: "Dieser Platz ist schon über 1000 Jahre lang ein Platz des Volkes. Weder die Kirche noch die Parteien haben das Recht, ihn für sich zu beanspruchen." Aus Sicht der Innenstadthändler kann also sozusagen gar nicht genug Bambule das Volk vor den Dom (und in die Läden ringsum) ziehen.

Lothar Tietge, Stadtrat der Tierschutzpartei, hat eine gänzlich andere Sicht auf die Dinge: "Das ist der schönste Platz unserer Stadt und das soll er auch 365 Tage im Jahr sein." Bühnenaufbauten und Toilettencontainer verschandelten das Antlitz. "Nicht tolerabel" findet auch CDU-Rat Michael Hoffmann einen durch das Theater über Wochen verbauten Domplatz. Er plädiert für eine nur "punktuelle" Bespielung im Sommer mit höchstens dreitägigen Veranstaltungen. Inklusive Auf- und Abbau nimmt das Theater den Platz für sein Open-Air dagegen ganze elf Wochen in Beschlag.

Immerhin hatten die beiden Domplatz-Theater-Feinde fünf weitere Räte (von Linke, CDU und FDP) so halb auf ihrer Seite. Sie enthielten sich bei der Abstimmung zum Theater-Verbannungs-Antrag von Tietge der Stimme.

Eine große Ratsmehrheit will das Theater weiter auf dem Domplatz sehen. "Man muss schon mit geschlossenen Augen durch die Stadt gehen, um nicht zu erkennen, dass das Theater hier erfolgreich eine Marke geschaffen hat", sagte Oliver Müller (Linke). Dem pflichten Räte von SPD und CDU uneingeschränkt bei, wenn CDU-Fraktionschef Wigbert Schwenke auch einschränkt: "Wir müssen aber schon aufpassen, dass der Domplatz nicht zur Dauerspielstätte wird. Nicht alles muss dorthin. Damit müssen wir uns ernsthaft auseinandersetzen und die berechtigten Interessen der Domgemeinde berücksichtigen." Letztere moniert eine regelmäßige Störung von Konzerten und Veranstaltungen im Dom durch die Domplatzbespielung. Die CDU, so Schwenke, sei "für eine Minimierung der Veranstaltungen".

Die Debatte über ein verbindliches Nutzungskonzept für den Domplatz ist offiziell noch nicht eröffnet, liegt aber trotzdem schon in vollen Zügen. Die Interessen am Platz gehen weit auseinander.