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Neue Flüchtlingsunterkunft Linke werfen Asylheim-Vermieter Abzocke vor

Von Katja Tessnow 20.04.2015, 03:25

Magdeburg l Bis zu 500 Asylbewerber will die Stadt in Kürze in einem Heimkomplex am Lorenzweg unterbringen. Für jedes der 18 bis 20 Quadratmeter kleinen Apartments soll die Stadt laut der Beschlussvorlage, die der Stadtrat am vergangenen Donnerstag passieren ließ, jeweils 480 Euro Warmmiete im Monat zahlen. Die gleichen Apartments bot der Vermieter, die Berliner Lorenz Quartier GmbH, noch unlängst im Internet "ab 275 Euro inkl. Nebenkosten" zur Miete an. In Kooperation mit dem Studentenwerk sollte das im Endausbau befindliche Ensemble aus mehreren Häusern eigentlich der Unterbringung von Studierenden dienen. Für Asylbewerber verlangt der Vermieter von der Stadt gut 200 Euro mehr.

Linke im Stadtrat nennen die Berliner Investoren "Miethaie" und ihre Forderung an die Stadt blanke Abzocke. Hier würde die Notlage der Kommune bei der Unterbringung von Flüchtlingen schamlos ausgenutzt. Die Linksfraktion enthielt sich nach heftigen Auseinandersetzungen bei der Abstimmung über den Mietvertrag in nicht öffentlicher Ratssitzung am vergangenen Donnerstagabend mehrheitlich der Stimme. Am Ende passierte das Papier bei nur einer Gegenstimme den Rat.

Insgesamt will die Stadt für die Dauer von zehn Jahren 120 Apartments zur Unterbringung von bis zu 500 Flüchtlingen anmieten und am Lorenzweg die größte Flüchtlingsunterkunft in Sachsen-Anhalt errichten. Die Mietkosten summieren sich für die gesamte Vertragslaufzeit auf 11,5 Millionen Euro.

Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) hatte nach dem im Stadtrat nicht öffentlich gefällten Anmietungsbeschluss auf Nachfrage der Volksstimme erklärt: "Natürlich ist der Preis viel zu hoch, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen." Alternativ bliebe der Stadt nur die Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen.

Erste Leserreaktionen zum Thema strotzen vor Empörung. Ein Facebook-Kommentator nennt die Anmietung des Objektes zu den genannten Konditionen "staatlich sanktionierten Wucher" und merkt an, dass solche Preise nicht einmal für noble Wohnlagen wie die im neuen Quartier am Elbbahnhof verlangt würden.