Kulturhistorisches Museum Grüne Wolke von 1919

Es kommt nicht häufig vor, dass die Magdeburger Museen zur Präsentation
einer Neuanschaffung laden. Einer Magdeburger Familie und einem
Fördermittelgeber ist zu verdanken, dass es gestern einen dieser
seltenen Termine gab.

Von Katja Tessnow 22.04.2015, 03:20

Magdeburg l 1,50 Meter breit und beinahe einen Meter hoch ist die "Stadtansicht von Magdeburg", die der geborene Magdeburger Marianus Zurek anno 1919, also kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges, in Öl auf die Leinwand brachte. Der Dom, die Türme des Klosters, die Johannis- und die Wallonerkirche überragen die historische und kriegsunversehrte Stadtsilhouette. Davor herrscht reger Schiffsverkehr. Was den Betrachter aber am meisten zu beeindrucken vermag, ist die Lebendigkeit des Himmels und seiner Spiegelung in der strömenden Elbe je nach Einfall des Lichtes. "Ein Spektakel der Farben und ihrer Brechung", schwärmt Museumsdirektorin Gabriele Köster. Wer sich einen wirklichen Eindruck von Zureks Himmel samt grüner Wolke verschaffen möchte, kann das ab sofort im Foyer des Kulturhistorischen Museums tun. Hier präsentiert das Haus seine Anschaffung für sechs Wochen der Öffentlichkeit.

"Ein Privathaushalt, eine junge Magdeburger Familie, ist an uns herangetreten und uns preislich sehr entgegengekommen", erzählt Sammlungsleiterin Sabine Liebscher. Das Gemälde war 15 Jahre im Besitz der Familie, ersteigert beim Londoner Auktionshaus Christie`s. Über Preise spricht die Kunstszene ungern, weswegen Gabriele Köster sich auf Nachfrage nur ein "vierstellig" abringen lässt. Das Entgegenkommen der Familie, die den unbedingten Wunsch habe, dass das Bild in Magdeburg bleibe, bemesse sich am ausgesprochen beträchtlichen Abstand zum von der Familie eingezahlten Auktionspreis. "Das hätten wir uns nie leisten können", gesteht Sabine Liebscher.

Der Investitionsetat des Kulturhistorischen Museums beläuft sich in diesem Jahr auf 10800 Euro. Aus dem Etat muss das Museum jegliche Neuanschaffung vom Mobiliar über den Computer bis eben hin zur Kunst bestreiten. Für den Ankauf von Kunst bleibt da kaum Spielraum. Die Zeiten echter Ankaufetats sind in Museen in Magdeburg wie vielerorts Geschichte.

Umso mehr freut sich das Museum, zum selbsterklärt kleinen Preis und bei großzügiger Unterstützung der Stiftung Kloster Unser Lieben Frauen (übernahm 90 Prozent des Kaufpreises) die eigene Sammlung aufstocken zu können.

"Stadtansichten sind für uns als städtisches Museum natürlich von zentralem Interesse", sagt Gabriele Köster und schätzt den aktuellen Bestand von der Grafik bis zum Gemälde auf rund 400 Exemplare aus verschiedenen Epochen.

Von Marianus Zurek hat das Museum nun drei Werke in der Sammlung. Neben der Neuanschaffung sind das die Gemälde "Landschaft bei Berleburg, Teutoburger Wald" (1922) und "Magdeburg, Alter Markt" (1919), aus dem gleichen Entstehungsjahr wie die nun hinzugekommene Stadtansicht.

Über das Leben und Schaffen von Zurek sind nicht viel mehr als Geburts- und Sterbedatum, Ausbildung und eben einige Werke auch im öffenlichen Raum (Gefallenendenkmäler) bekannt. Dennoch werden Zureks Gemälde bis heute durchaus erfolgreich bei Auktionen angeboten. Das Museum ist dankbar für jeden Hinweis, der über den Maler und Bildhauer aus Magdeburg Aufschluss geben kann.