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Sanierung im kommenden Jahr Damm für die Anna-Ebert-Brücke

Regelmäßig wurde in den vergangenen Jahren die Anna-Ebert-Brücke
untersucht. Um noch besser den Zustand des Bauwerks erkunden zu können, hat das Tiefbauamt einen Damm auf Zeit aufschütten lassen.

Von Martin Rieß 06.06.2015, 03:25

Magdeburg l Auf der Südseite der Anna-Ebert-Brücke ist ein Damm aus dem Sand einer benachbarten Sandbank aufgeschüttet worden. Das Wasser der Alten Elbe plätschert durch ein orangefarbenes Rohr. Idylle im Sandkasten? Nicht mehr lange. Am Dienstag rückt hier Großgerät an. Haiko Schepel vom Tiefbauamt ist vor Ort und erläutert: "Am Dienstag wird schweres Gerät geliefert, mit dem wir die Untersuchung auf der Unterseite der Brücke vorbereiten können." Es wird sich bei diesem Gerät im Prinzip um den schwergewichtigen Unterbau eines Kettenfahrzeugs mit dem Aufbau eines Steigers handeln.

Dr. Johannes Bach aus Pretzien ist Instandsetzungsplaner und sagt: "Mit den bisherigen Methoden konnten wir die Brücke zwar prüfen, aber bis in die Einzelheiten konnte das Bauwerk nur schwer begutachtet werden." Zum Beispiel war der mit Sperrungen verbundene Einsatz auf die Nächte beschränkt, wo nicht alle Schäden ausreichend genau angesehen werden konnten.

Ebert-Brücke schon in 1970er-Jahren schwieriger Patient

Der Einsatz einer Kameradrohne am Tag wiederum ermöglichte es zwar, Bilder von den Schäden anzufertigen. Es war aber zum Beispiel nicht möglich, die Oberfläche aus nächster Nähe zu begutachten oder mit einem Werkzeug die Stabilität und die Oberflächeneigenschaften der einzelnen Steine zu überprüfen. Mit der jetzt gewählten Methode kommen die Ingenieure ganz dicht und zu jeder Zeit an die Gewölbebögen, können bei Zweifeln und falls weitere Untersuchungen notwendig sind, eine Stelle auch mehrfach aufsuchen.

Dass die Anna-Ebert-Brücke als betagtes Bauwerk eine schwierige Patientin ist, ist seit langem bekannt. In den Bauunterlagen wurden Schreiben von Ingenieuren aus den 1970er Jahren gefunden, in denen die sofortige Sanierung der Brücke gefordert worden war - damit das Bauwerk bis zum seinerzeit diskutierten Abriss im Jahr 2000 durchhält. Seitdem ist nicht viel passiert, und Johannes Bach zeigt vom Damm aus auf die Schäden auf den Unterseiten der Gewölbe: Hier gibt es Risse in allen Richtungen und in den unterschiedlichsten Größen.

Offenkundig ist die Schwäche des Übergangs zwischen den aus Ziegelsteinen gemauerten Gewölbebögen und den aus Natursteinen hergestellten Rändern der Gewölbebögen. An einigen Stellen fehlen ein oder mehrere Steine auf der Unterseite des Bauwerks. Johannes Bach sagt: "Ein Problem, was auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen ist, ist das Salz." Aufgrund schadhafter Abflüsse sei in den Wintern das mit Streusalz angereicherte Wasser bis in das Mauerwerk eingedrungen.

In spätestens vier Wochen ist die Erkundung beendet

Die erste Untersuchung mit dem Steiger auf schwerem Unterbau dürfte etwa eine Woche in Anspruch nehmen. Danach soll der Damm zunächst geöffnet werden: Dann kann er im Falle weiterer notwendiger Untersuchungen wieder geschlossen werden. Die Arbeiten zur Datenerfassung sollten spätestens in vier Wochen abgeschlossen sein - dann kann der Sand vom Damm wieder auf eine Sandbank in der Alten Elbe.

Und wie geht es jetzt weiter? Thorsten Gebhardt, Leiter des Tiefbauamtes, sagt: "Erst wenn die Untersuchungsergebnisse ausgewertet sind, können die Ausschreibungsunterlagen erstellt und eine Bauausschreibung in der notwendigen Detailgenauigkeit vorgenommen werden. Wir benötigen die hohe Datendichte, um die Brücke im Jahr 2016 im Bereich der Unterseite unter laufendem Verkehr sanieren zu können."

Noch sei nicht klar, mit welchen Mitteln genau sie saniert wird, Johannes Bach nennt aber Metallanker als eine Möglichkeit. Diese könnten - in Verbindung mit kleineren Nadeln und Beton - das Mauerwerk wieder zu einer massiven Einheit anstelle eines von Rissen und Schäden durchzogenen Körpers zusammenfügen. Eine weitergehende denkmalgerechte Sanierung des mehr als 100 Jahre alten Bauwerks über die Alte Elbe ist für die Zeit nach Verlängerung der Strombrücke mit einer neuen Pylonbrücke parallel zu Anna-Ebert- und Zollbrücke geplant.