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Wirtschaft und Uni Börse ist kein Teufelszeug

Von Martin Rieß 07.06.2015, 02:05

Magdeburg l Seit mehr als 20 Jahren gibt es den Studentischen Börsenverein Magdeburg. Der Vereinsvorsitzende Toni Krüger beantwortet Fragen von Volksstimme-Redakteur Martin Rieß.

Volksstimme: Sie richten Ihre Veranstaltungen an Studenten, die vielleicht noch nicht über das nötige Börsenkapital verfügen. Warum?
Toni Krüger: Wir denken, dass es wichtig ist, sich bereits in jungen Jahren für das Thema Geldanlage und Vermögensaufbau zu interessieren. Gerade auf die junge Generation werden künftige finanzielle Belastungen zukommen durch die Absenkung des Rentenniveaus. In jungen Jahren hat man aber auch den Vorteil, dass der Zinseszinseffekt für einen arbeiten kann. Als Student hat man beispielsweise oft noch 40Jahre bis zur Rente. Wenn ich heute 5000 Euro in einen Dax-ETF anlege, werden bei einer jährlichen durchschnittlichen Rendite der vergangenen Jahrzehnte (etwa sieben Prozent bei Dax-Aktien) 74 872 Euro daraus. Das angelegte Geld würde sich also mehr als verzehnfachen. Sich in jungen Jahren für die oft chancenreiche Aktienanlage zu interessieren, bringt also durchaus Vorteile.

Volksstimme: Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Referenten aus?
Toni Krüger: Grundsätzlich versuchen wir, aktuelle Trends und Neuerungen an den Finanzmärkten in unserem Vortragsprogramm mit aufzunehmen. Dabei folgen wir vielfach den Wünschen unserer Mitglieder, dieses oder jenes Thema oder auch den ein oder anderen Referenten nach Magdeburg zu holen.

Volksstimme: Die Spekulation ist eine Antriebsfeder für die Börse. Damit können Anleger auch auf die Nase fallen ...
Toni Krüger: Spekulationen gehören zum Börsengeschehen dazu. Als Anleger, egal ob ich mein Geld in Aktien oder auf dem Sparbuch parke, ist es aber am wichtigsten, die Chancen und Risiken der Anlageklassen bewusst zu bewerten. Geld auf dem Sparbuch bringt aktuell um die 0,1 Prozent Zinsen im Jahr. Die Chance hierbei ist, dass ich mein Geld mit hoher Wahrscheinlichkeit zurückbekomme. Das Risiko liegt im geringen Zinsertrag. Es ist sicherlich in Ordnung, zwei bis drei Monatsgehälter auf dem Sparbuch zu haben, um die Autoreparatur, die kaputte Waschmaschine oder auch die Nebenkostennachzahlung zu bezahlen. Aber wenn ich für das Alter vorsorge, ist das Sparbuch eine ungeeignete Anlageform. Bei der Aktie sieht das ganz anders aus: Wenn ich mein Geld langfristig anspare, am besten breit gestreut über Aktienfonds oder besser über sogenannte passive Indexfonds (ETFs), und dies regelmäßig über einen Sparplan, zeigt sich, dass in der Vergangenheit das Verlustrisiko gegen null geht und ich im Durchschnitt eine Rendite von 7 Prozent mit Deutschen Standardaktien wie dem Dax erwirtschaften kann. Natürlich, wenn ich kurzfristig für ein paar Wochen eine einzelne Aktie kaufe, ist das Spekulation und kann zum Totalverlust führen. Die Börse an sich ist dabei aber kein Teufelszeug, sondern eine faire und transparente Möglichkeit, Geld langfristig anzulegen, wo jeder Anleger gleich behandelt wird - den gleichen Preis, nämlich den offiziellen Börsenkurs, für sein Investment bekommt.

Vorsicht auf dem "grauen Kapitalmarkt"

Entgegen dem grauen Kapitalmarkt: Hier legen Anleger in vermeintlich sichere Zinsprodukte (zum Beispiel Prokon-Genussrechte), die eine Rendite von sechs und mehr Prozent angeblich risikolos garantieren, ihr Vermögen an und wundern sich am Ende, nur einen Bruchteil oder gar kein Geld zurückzubekommen. Es gibt so viele grundsolide Aktien, die eine regelmäßige Ausschüttung (Dividende) von drei und mehr Prozent bieten, so dass man sein Geld in kaum regulierte Finanzprodukte, die in der Straßenbahn beworben werden, nicht investieren sollte.

Mehr unter sbm-ev.de im Internet.