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Insolventes Spaßbad Warum das "Nautica" baden geht

Die Betreiber des Badeparadieses haben Insolvenz angemeldet. Bis Ende August sind die Löhne gesichert, was danach passiert, ist offen.

Von Stefan Harter 07.07.2015, 10:31

Herrenkrug l Draußen auf der Straße hört man die Schreie der Kinder, die sich die Riesenrutsche hinunterstürzen. Ob auch den Mitarbeitern des Erlebnisbads zum Schreien zumute war, als sie von der drohenden Insolvenz ihres Arbeitgebers erfahren haben, ist offen. Sie haben gestern die Anweisung bekommen, nicht mit den Medien zu sprechen.

Am vergangenen Freitag wurde der Hallenser Anwalt Prof. Dr. Lucas F. Flöther vom Amtsgericht Magdeburg als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Gestern informierte er über seine Tätigkeit und kündigte an, dass die circa 30 Mitarbeiter bis Ende August ihre Löhne und Gehälter mit Hilfe des Insolvenzgeldes ohne Verzögerung ausbezahlt bekommen. Was danach mit ihnen und dem Freizeitbad geschieht, ist völlig offen. Zunächst gehe es darum, festzustellen, ob es ausreichende Vermögenswerte gibt, damit das eigentliche Insolvenzverfahren eröffnet werden kann, schließlich koste das auch Geld, heißt es auf Nachfrage aus der Kanzlei.

Gespräche mit Gläubigern
Flöther wird sich deshalb dazu in den kommenden Wochen ein Bild von der wirtschaftlichen Lage machen. Gemeinsam mit der Geschäftsleitung sollen dann mögliche Sanierungsoptionen geprüft werden. Betreiberin des "Nauticas" ist die Nautilla Freizeitwelt GmbH & Co. KG in Magdeburg.

Der Insolvenzverwalter hatte die Mitarbeiter vor seiner Mitteilung informiert. Parallel dazu hat er erste Gespräche mit den wichtigsten Gläubigern aufgenommen.

Im "Nautica" selbst löste die Nachricht gestern keine sichtbare Unruhe aus, der Badebetrieb geht ganz normal seinen Gang und soll das vorerst auch weiter tun, wie Anwalt Flöther versichert. "Der Betrieb der Wasserwelt geht ohne Einschränkungen weiter", erklärte er. Neben dem Erlebnisbad gehören dazu auch die Saunawelt, mehrere Restaurants und ein Fitnessstudio. "Sie alle bleiben ganz normal weiter geöffnet", stellt der Insolvenzverwalter fest.

Das "Nautica" hat eine bewegte Geschichte hinter sich und war schon einmal pleite. Zur Buga 1999 als Prestigeobjekt von Investor Dieter Behrmann für über 31 Millionen Euro gebaut (davon allein 12 Millionen Euro Fördermittel vom Steuerzahler), lief das "Nemo", wie es damals zunächst hieß, zwei Jahre später auf Grund.

Das Objekt wurde mitsamt Rutsche und Duschpilz zwangsversteigert. Karlheinz Kleebaum erhielt im Dezember 2001 im zweiten Anlauf den Zuschlag - für gerade einmal 6 Millionen Euro. Aufgrund von Baupfusch musste er seitdem aber weitere Millionenbeträge investieren, zuletzt 2009 circa 1,7 Millionen Euro u. a. in neue Dusch- und Sanitäranlagen.

Laut Insolvenzverwalter Lucas Flöther liegen die Gründe für die aktuelle Insolvenz aber bei einem "Krankheitsfall in der Geschäftsführung". Seit Mai dieses Jahres war eine Kölnerin als zweite Gesellschafterin neben Kleebaum bestellt. Weder sie noch Kleebaum selbst waren gestern für eine Stellungnahme zu erreichen.

Klagen über hohe Preise
Für die Nutzer des Spaßbads sind die Gründe allerdings an anderen Stellen zu suchen. Eine Online-Meldung über die Planschbad-Pleite wurde auf der Facebook-Seite der Volksstimme innerhalb kurzer Zeit dutzendfach kommentiert. Tenor: zu hohe Preise, unhygienische Zustände, Rost an vielen Stellen.