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Domviertel Pro und Contra zu neuen Fassaden

Wie soll das neue Domviertel einmal aussehen? Die Meinungen gehen dabei weit auseinander. Es gibt Befürworter - aber auch viele Kritiker, die
sich z. B. Grün oder eine historisierende Bebauung wünschen.

Von Martin Rieß 09.07.2015, 10:11

Magdeburg l Zwar sollen mit der Neubebauung des Domviertels am Breiten Weg zwischen Danz- und Keplerstraße historische Baukanten wieder aufgenommen werden. Dennoch sollen moderne Wohnhäuser mit Ladenlokalen diesen Bereich des südlichen Stadtzentrums prägen.

Die Volksstimme hat bei Funktionsträgern nachgefragt. Oberbürgermeister Lutz Trümper sagt: "Ich habe schon eine Reihe von Plänen gesehen. Diese jüngsten Entwürfe sind sehr schön und schick. Es ist gut, dass sich drei Planer mit den Objekten beschäftigen. So gibt es unterschiedliche Handschriften."

Georg Bandarau ist Geschäftsführer des Marketingvereins Pro M. Er sagt: "Wir freuen uns, dass der Breite Weg ein neues Gesicht bekommt. Ich bin überzeugt, dass die drei Bauherren sich der Verantwortung bewusst sind." Die ersten in der Volksstimme veröffentlichten Entwürfe sieht Georg Bandarau als gute Grundlage: "Die Ladenlokale bieten eine gute Möglichkeit, die Infrastruktur vom Hasselbachplatz auch mit Gastronomie fortzusetzen." Möglicherweise würden einige bedeutende Marken, die in Magdeburg noch nicht vertreten sind, hier geeignete Räume finden. Bandarau: "Es gibt da einige Interessenten." Mit der Nähe zu den Wasserspielen am Domplatz könnte sich hier, so der Pro-M-Geschäftsführer, eine neue Flaniermeile entwickeln.

Arno Frommhagen ist Sprecher der IG Innenstadt. Er sagt: "Wir freuen uns, dass sich drei Bauherren gefunden haben, die die Kraft und den Mut haben, hier etwas zu entwickeln." Das sei ein Glücksfall. Was die Architektur angeht - so lasse sich über Geschmack streiten: "Wir haben in unseren Reihen Mitglieder, die sich eine Wiederbebauung im historischen Bild wünschen - so wie es bei den Schlossarkaden in Braunschweig funktioniert hat", berichtet Arno Frommhagen. "Es gibt aber auch viele Stimmen, die sich genau eine solch moderne Bebauung wünschen, wie es die Bauherren vorschlagen." Durchaus kritisch sehen die Innenstadthändler durchgängige Ladenzeilen. "Hier könnte es schwierig werden, ausreichend Mieter zu finden", sagt der IG-Innenstadt-Sprecher.

Die Beiträge haben auch auf dem Facebook-Auftritt der Volksstimme eine heftige Diskussion ausgelöst. Neben einigen zustimmenden Kommentaren gibt es hier auch viel Ablehnung für das Projekt. Hier eine Auswahl an Beiträgen mit den jeweiligen Facebook-Nutzernamen.

Alexandra Schröder meint: "Schöne Altbau- und Jugendstilgebäude würden da viel besser hinpassen. Versteh nicht, warum sie sich nicht an der Stelle, wo der Blaue Bock steht, mit der neumodernen Architektur ausleben."

Torsten Maue entgegnet: "Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann. Egal was man dort bauen würde, es würde immer wen geben, der sich an irgendwas stört. Der eine will die Zeit vor dem Krieg zurück, der andere mehr Glas, der Dritte am liebsten die DDR-Platte, der Nächste nur eine Grünfläche ..."

Henning Bartels ist um die mit dem Abriss entstandene Blickbeziehung besorgt: "Leider wird der mittlerweile 14-stöckige Wohnturm in den Planungen genau dort platziert, wo er die Blickachse vom Friedensplatz auf die Domtürme verstellt." Er sieht darin eine städtebauliche Fehlplanung. Den Domblick wird auch Conny Fritsche vermissen: "So wunderschön der freie Blick auf unseren Dom auch ist, ist es wirtschaftlich nachvollziehbar, dass die erste Reihe nicht brach liegen bleibt." Aber jeder Planer mit einem echten Magdeburger Herz hätte diesen Blick berücksichtigt und integriert, meint sie. Thomas Riemer gehört ebenfalls zu den Kritikern der Vorschläge und schreibt: "Auch ohne dass jemals geworben wurde oder schon Zuschnitte bekannt sind, konnte die MWG bereits alle ihre Wohnungen vermieten. Erstaunlich!"

Christian Noah sieht die beiden Vorschläge differenziert: "Der Wobau-Entwurf ist in meinen Augen völlig unpassend durch das angestrebte Parkhaus im ersten Obergeschoss sowie die zurückversetzten Obergeschosse." Damit komme die ursprünglich gedachte Kleinteiligkeit abhanden. "Der MWG-Entwurf gefällt mir dagegen exzellent. Gerade der mittlere Bau sollte in meinen Augen der Anspruch für dieses Quartier sein", schreibt er.

Sabine Paqué schreibt: "Das Versprechen ,einzigartiger Häuser` scheinen die Bauherren leichtfertig und ohne jede ernsthafte Absicht abgegeben zu haben. Die veröffentlichten Pläne jedenfalls zeigen bislang nur furchtbar einfallslose, uniforme, öde Entwürfe." Bestenfalls mittelmäßige Bauten aus dem Standardrepertoire zeitgenössischer Architekten, heißt es in dem Diskussionsbeitrag weiter.

Maria Müller fasst sich kurz: "Hässlich. Magdeburg wird immer hässlicher."

Dennis Peckmann kritisiert die Diskussionskultur: "Was für ein Gemotze! Ran an die Zeichenbretter, wie ihr euch die Gebäude wünscht! Vielleicht wird der ein oder andere Architekt von euch inspiriert!"

Jens Engler blickt die Elbe hinauf und wünscht sich moderne Bebauung hinter historischer Fassade: "Sich einfach mal ein Beispiel an Dresden nehmen. Hier ist am Neuen Markt etwas entstanden, was in historischer Anlehnung gebaut wurde." Gerade in diesem sensiblen Bereich hätte er sich historisch angelehnte Bauten gewünscht.

Ähnlich geht es Matthias Schmidt: "Die Fassaden sollten schon an die Häuser erinnern, die dort mal vor der Zerstörung standen."

Dabei verweist er auf Vorbilder in Fernost: "Dass dies geht, beweisen die Chinesen mit ihren Kopien von Bauwerken aus der ganzen Welt. Kleine Gassen mit Cafés, Biergärten, kleine Läden usw. würden besser ankommen als übermodernes Zeug, was ich in jeder anderen Stadt finde."

Mark Mueller fordert die Abkehr von großflächigen Projekten: "Das Teil sieht ja aus wie die Leiterstraße! Unglaublich. Die haben nichts gelernt. Wenn man das Grundstück gliedern will, braucht man eine echte Gliederung der Baugrundstücke und eine kleinteilige Parzellierung." Hendrik K. Georg schreibt: "Schlimm, was für diesen Abschnitt der einstigen schönsten Barockstraße Deutschlands geplant wird. Wieder solche langweiligen Glas-in-Stahl-Konstruktionen. Ich würde mir wenigstens solch interessanten Impuls wie das Hundertwasser-Haus wünschen."

Frederike Richter schreibt indes: "Motzen ist einfach." Marcus March darauf: "Kurz bevor ich deinen Kommentar gelesen habe, dachte ich mir das auch. Als ich ihn dann gelesen habe, musste ich kräftig schmunzeln. Einfach auch mal das Gute sehen!"

Heiko Dürre kritisiert die Kritiker: "Willkommen in Sachsen-Anhalt, dem Land der Nörgler und Meckerköppe! Wenn es darum geht, etwas schlecht zu reden, sind wir spitze. Würden wir die gleiche Energie aufbringen, um etwas zu tun und das Land und die Region nach vorne zu bringen, gar nicht auszudenken, wo wir stehen könnten. Aber es ist ja Mode geworden, nur noch, die anderen oder die da oben` mit ihren Ideen und Taten zu kritisieren. (...) Häuser im alten Baustil, klar gerne, aber wenn das dann 2,50 Euro mehr kostet, wird schon wieder hinterfragt, warum man nicht funktionaler gebaut hat. Und wenn ich mir die Mieten nicht leisten kann, dann soll schon mal gar nicht gebaut werden."

Ines Schneider lobt die Vorschläge: "Ich find`s schick."