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Denkmalschutz in Magdeburg Sorge um Hyparschale und Gieselerhalle

Die Linke verlangt ein Bekenntnis zum Denkmalschutz. Die Ratsmehrheit
vertagt das Thema. Wie weiter mit Hyparschale und Gieselerhalle?

Von Katja Tessnow 12.07.2015, 20:41

Magdeburg l "Beide Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Das Bekenntnis ist also da", kommentiert Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) auf der jüngsten Ratssitzung einen Antrag der Linken. "Erhalt von Hyparschale und Gieselerhalle", titelte Oliver Müller sein Wunschpapier und schüttete in der Begründung Schimpf und Schande über die jüngsten vom OB persönlich verbreiteten "Ergüsse" aus.

Bedauerlich und tragisch sei es, wenn dem Stadtoberhaupt nach jahrzehntelangem Ringen zur Hyparschale nichts anderes als deren Abriss in den Sinn komme und ebenso, wenn das Sporthallen-Denkmal in Stadtfeld nicht saniert, sondern durch einen "gesichtslosen Neubau" an anderem Ort ersetzt werden solle. Müller gipfelt: "Nun, wenn man beliebig und somit austauschbar werden will, ist der vorgezeichnete Weg zur Mittelmäßigkeit natürlich genau der richtige!" Nur den angestrebten Titel Kulturhauptstadt Europas könne sich eine Stadt, die so mit ihrer Baukultur umgehe, dann wohl - sinngemäß - an die Backe schmieren.

Stocknüchterne Wut

"Das müssen Sie nach der dritten Flasche Rotwein geschrieben haben. Es kann nicht anders sein", konterte Trümper zum Gelächter des halben Ratssaals. Müller gab darauf zu Protokoll, dass er beim Verfassen der Begründung zum Antrag "stocknüchtern", aber schon etwas "bratzig" gewesen sei: "Und es ging mir danach besser. Das gebe ich zu." Ein bisschen Aufregung, so Müller weiter, sei aber wohl mit Blick auf die Werte, die hier verfallen (Hyparschale) oder zu verfallen drohen (Gieselerhalle) wohl angebracht.

Einen "Schmarrn" nannte dagegen Trümper die Müller-Bekenntnis-Offensive pro Denkmalerhalt. Real koste allein die Sanierung von Dach und Fassade bei der Hyparschale vier Millionen Euro, der Innenausbau noch einmal schätzungsweise zwei, aber bis heute habe man keinen Interessenten zur Nachnutzung. Und real lägen die Sanierungskosten für die Gieselerhalle mit 22 Millionen Euro dermaßen hoch, "dass man dafür drei neue Hallen bauen kann". Trümper: "Das heißt ja nicht, dass wir die Halle abreißen wollen, wenn sie nicht mehr für den Sport genutzt wird. Hier gibt es Interesse für eine Nachnutzung." Mag sein, bei Gieseler wird in Zukunft eingekauft. Sicher ist das nicht.

Der Grüne Olaf Meister versuchte als Erster, den Schlagabtausch Müller-Trümper zu befrieden. "Das Bekenntnis zu den Baudenkmälern ist gut und richtig. So ein Signal kann man setzen", kündigte er Zustimmung seiner Fraktion an.

Probleme und Polemik

"Mit diesem Antrag erreichst du gar nichts", gab sich Wigbert Schwenke, Fraktionschef von CDU/FDP/BfM im Rat, gegenüber Müller betont kumpelhaft, aber dennoch abweisend. Er, der Antrag, ändere ja nun mal nichts an den Problemen, die (vor allem finanziell) im Raum stehen. Als "Schwachsinns-Antrag" titulierte SPD-Mann Falko Grube die linke Bekenntnis-Initiative: "Denkt doch in der Sache und nicht nur in der Polemik!"

Das nun ging selbst dem CDU-Mann Frank Schuster zu weit, selbst von Berufs wegen mit dem Denkmalschutz befasst. "Ich sehe das kritisch, was hier passiert. Die Stadt hat im Umgang mit ihren Denkmälern eine Vorbildfunktion gegenüber Investoren, die mit Denkmalobjekten umgehen müssen." Schuster sah das für ihn durchaus nachvollziehbare Anliegen der Linken schon in einer aufgeheizten Kampfabstimmung untergehen und befand: "Das würde den Objekten, um die es hier geht, nicht gerecht. Dann lassen Sie uns lieber noch einmal in den Ausschüssen darüber diskutieren."

So geschieht es nun. Eine Ratsmehrheit vertagte die Debatte zum Antrag der Linken in die fachlich zuständigen Gremien des Stadtrates. So ist der Antrag nicht vom Tisch, das Thema ist es sowieso nicht.

Zur Zukunft der Hyparschale will die Verwaltung schon in der kommenden Woche Vorschläge unterbreiten; im Zusammenhang mit einem Rahmenplan zur Entwicklung des Stadtparkes. In Sachen Gieselerhalle rüsten sich Bürger der Stadt zum Kampf für deren weitere sportliche Nutzung.