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Wohnungsbaugesellschaft Wobau verewigt sich im ehemaligen "Bauarbeiterhotel" In der neuen Fassade des alten Plattenbaus schwingen die Elbe und ein Geheimnis mit

Von Rainer Schweingel 13.12.2011, 05:28

Die Wohnungsbaugesellschaft Wobau möbelt einen der letzten unsanierten Plattenbauten im Stadtkern auf. Der Wohnblock in der Regierungsstraße 37 wird von beiden Seiten frisch eingepackt.

Altstadt l 21 Jahre nach der Wende fasst die Wohnungsbaugesellschaft endlich den Platten bau zwischen Kloster und Allee-Center an. An dieser prominenten Stelle hatte das in klassischer sozialistischer Plattenbauoptik gehaltene Haus den ringsum weitgehend neugestalteten Stadtkern "belastet". Ende nächsten Jahres, so sagt ein Wobau-Sprecher, soll das Haus das Gegenteil repräsentieren: einen modernen Wohnstandort, der die Blicke genauso auf sich zieht wie jetzt, allerdings aus einem anderen Grund. Passanten schauen dieser Tage beeindruckt auf die riesige Fassade. Mit Hilfe zweier Kräne demontieren Bauarbeiter in zum Teil schwindelerregender Höhe die alten Balkone. Zurück bleibt eine Fassade, deren Balkontüren behelfsmäßig mit Sperrholzplatten gesichert sind.

Drei Millionen Euro investiert die Wohnungsbaugesellschaft in den Block, der vor allem wegen seiner Geschäft im Erdgeschoss und einem Teil der Bewohner ("Bauarbeiterhotel") zu Vorwendezeiten vielen ein Begriff war. Hier hatte einst auch der Intershop seinen Sitz - also jener Laden, in dem gegen harte Währung Westprodukte gekauft werden konnten. Für die meisten mittellosen Magdeburger aber war jener Intershop (leider) nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein Fenster zur westlichen Welt.

Der Shop ist längst verschwunden, der Block aber noch unsaniert da. Während die Rückseite vollständig mit einer Wärmedämmung versehen wurde, werden sich die Bauarbeiter auf der Elbseite noch ein Jahr lang schaffen. Alle Wohnungen erhalten neue Balkon. Etwa jeder zweite davon wird verglast. Allerdings geschieht dies nicht nach Zufallsprinzip, sondern nach einem strengen Plan der Architekten. Wegen der nahen Elbe soll die geschwungene Fassade (siehe Animation) die Elbe symbolisieren. Wer ganz genau hinsieht, entdeckt aber noch etwas anderes in der Fassadenoptik: die Buchstaben "W" und "O" wie Wobau. Welch Zufall ...

Auf jene Wobau sind trotz der Sanierung nicht alle Mieter gut zu sprechen. So schön wie die neuen Balkons sind, so umstritten sind sie. Auf manche Mieter - einige Wohnungen erhalten bis zu drei neue verglaste Balkone - kommen Mieterhöhungen von mehr als 100 Euro im Monat zu, hört man aus dem Haus. Bernhard Maring aus der fünften Etage gehört zwar zu den (Teil)betroffenen (ein Balkon), aber nicht zu den Kritikern. "Wir sind von der Mieterhöhung natürlich auch nicht begeistert. Aber bei uns überwiegt die Freude über die Sanierung, den schönen neuen und größeren Balkon und das neue Antlitz für unsere Stadt."