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  7. Spaziergang durch Buckau mit der Kamera

Senioren der Videowerkstatt "Elbe-Saale" stellen Film über Aufstieg und Fall eines Stadtteils vor Spaziergang durch Buckau mit der Kamera

Von Jens-Uwe Jahns 15.12.2011, 04:22

"Zwischen Mückenwirt und Sahneröschen" ist der Titel des vierten Stadtteilfilms, den die Video-Werkstatt "Elbe-Saale" über Magdeburger Vororte produziert hat. Am Dienstag hatte der Streifen über Buckau Premiere.

Buckau l In 46 kurzweiligen Minuten springen die Filmemacher immer wieder zwischen Geschichte und Gegenwart von Buckau. Historische Ansichten, überblendet mit aktuellen Videosequenzen und umgekehrt. Grundidee des Films über Buckau sei ein Spaziergang durch den Stadtteil, sagt Kurt Gehrmann, Leiter der Video-Werkstatt, vor Filmstart. Doch eigentlich hangelt er sich an Buckauer Persönlichkeiten und deren noch sichtbaren Spuren in Buckau entlang: Erich Weinert, Otto und Hermann Gruson, Jutta Balk, Gustl Möller, Bruno Thiem oder Maxe Buckau.

Der Film scheint nicht gemacht für Buckauer, denn er bietet nichts Überraschendes - weder an Fakten noch an Bildern. Dennoch ist der Streifen kurzweilig und wohl auch gedacht für Kinder und Neu-Buckauer, die noch nie etwas von Buckaus Aufstieg vom armen Dorf zur Industriehochburg (ab 1827) oder sogar zur selbstständigen Stadt (1859) gehört haben. Dass schon 1887 wieder Schluss war mit der Selbstständigkeit und dem Stadtrecht, ist für die Video-Seniorengruppe symptomatisch für die Geschichte dieses Stadtteils. An das Auf und Ab wird vielfach erinnert. An einer Stelle im Film heißt es: "Buckau erlebte als armes Dorf einen kurzen Aufstieg, doch heute muss man konstatieren, dass Buckau im Lauf seiner Geschichte mehr verloren als gewonnen hat."

Der Film "Vom Mückenwirt zum Sahneröschen" erklärt im Stakkato-Takt die Geschichte prägnanter Gebäude wie Gewächshäuser, Alte Bude, Gesellschaftshaus, Puppentheater oder Rathaus (heute Jugendkunstschule). Auch der Klosterbergegarten als erster deutscher Volksgarten erfährt eine filmische Würdigung. Dass der eher unbedeutende Maxe Buckau beinahe mehr Raum bekommt als Balk, Möller und Thiem zusammen dürfte mit der persönlichen Beziehung von Kurt Gehrmann mit dieser Puppe zu tun haben. Maxe Buckau war ab 1992 für einige Jahre das Symbol für einen von Gehrmann mit gegründeten Buckauer Kinderklub, der nach steilem Aufstieg kurz nach Eröffnung des Jugendfreizeitzentrums "HOT" vom Jugendamt fallen gelassen wurde. Im Film wird daran mit einer gewissen Bitterkeit erinnert.

Seit elf Jahren gibt es die Video-Werkstatt Elbe-Saale unter dem Dach der Rosa-Luxemburg-Stiftung bereits. 12 Filme haben die Senioren-Regisseure seitdem gedreht. Der Streifen über Buckau ist nach den Filmen über Fermersleben, Salbke, Westerhüsen, Alte Neustadt und Sudenburg das vierte Vorstadt-Video. Hans-Jürgen Malue (77), Gunter Münch (84), Heinz Kunkel (71), Erhard Haase (77), Brigitte Nocke (61) und Kurt Gehrmann (79) zeichnen für den Buckauer Streifen verantwortlich. Er soll demnächst im Offenen Kanal gezeigt werden.

Für 2012, das zwölfte Jahr des Werkstattbestehens, kündigt Gehrmann ein "Best of" aller bisherigen zwölf Filme an: "Wir werden mit der Kamera noch einmal dorthin gehen, wo wir schon einmal waren."