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Wiederaufbau nach Meinung der Alteigentümer zu teuer / Andere Pläne für das Gelände Kristallpalast: Erbengemeinschaft will nicht an neuen Verein verkaufen

Von Jana Heute 29.12.2011, 05:23

LeipzigerStraße l Die Erbengemeinschaft des früheren Kristallpalastes hat nicht vor, an den neu gegründeten Verein "Kristall-Palast Magdeburg e.V." zu verkaufen. Das sagte Miterbe Hans-Joachim Jordan auf Nachfrage der Volksstimme. Die Erbengemeinschaft, zu der drei Angehörige der Familie Jordan gehören, hat offenbar andere Pläne und steht in Gesprächen mit einem möglichen Investor. Einzelheiten wurden mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen jedoch noch nicht genannt.

Hans-Joachim Jordan hat das Engagement des jungen Duos Andy Fischer und Adrian Chrupalla und deren Aktivitäten im neu gegründeten Verein, der das Denkmal retten will, verfolgt. "Wir haben dazu auch mehrmals korrespondiert. Den jungen Leuten ist leider überhaupt nicht klar, welche Finanzmittel nötig sind, um das Gebäude nach historischem Vorbild wiederzubeleben. Und sie haben doch gar kein Geld", so Jordan. Dieses Projekt über Fördermittel bestreiten zu wollen, wie vom Verein u. a. angestrebt, könne man sich "doch abschminken", so Jordan weiter, der bei Berlin wohnt. Wenn den Magdeburgern der alte Kristallpalast noch am Herzen liege, könnten ja Spenden gesammelt werden. "Ich habe aber ernsthafte Zweifel, dass das am Ende funktioniert." Ein Wiederaufbau sei so teuer, das "fasst doch niemand an", ist Jordan überzeugt. Sollte, wie vormals, ein Zentrum für Kulturveranstaltungen entstehen, "müssten die Eintrittskarten so teuer werden, damit sich das rechnet. Wer soll denn das bezahlen", fragt Hans-Joachim Jordan. Auf den Zustand des stark verfallenen Denkmals angesprochen, räumt der Vertreter der Erbengemeinschaft ein: "Ja, es ist eine Schmuddelecke geworden, das ist nicht schön. Doch Fakt ist nun mal auch: Die Blütezeit des Kristallpalastes ist lange vorbei." Seit 20 Jahren "operiere" man nun schon an dem Objekt, doch es habe keine Lösung gegeben. "In der Familie ist niemand, der es selbst anpacken könnte", meint Jordan. Anfang der 1990er Jahre habe man versucht, die Spielbank im Objekt unterzubringen. Das habe nicht geklappt. Bei Angeboten von Investoren, die einen Einkaufsmarkt an dem historischen Platz bauen wollten, habe der Denkmalschutz blockiert.

Nun nimmt die Erbengemeinschaft aber offenbar einen neuen Anlauf, das Grundstück zu verkaufen. Nur eben nicht an den Verein, der nach Aussage von Jordan bisher auch kein konkretes Kaufangebot unterbreitet habe.

Andy Fischer, Vorstand des Kristall-Palast-Vereins, sagt: "Das wussten wir nicht, eine Absage der Familie Jordan haben wir bis jetzt nicht bekommen." Man wolle nun noch mal einen Versuch starten und erneut Kontakt zur Erbengemeinschaft aufnehmen. "So schnell geben wir nicht auf", betont Andy Fischer (23). Der Verein, der den Wiederaufbau des Kristallpalastes und eine Wiederbelebung des einstigen Varieté- und Ballhauses als Kulturzentrum plant, ist in diesem Jahr auf rund 20 Mitglieder angewachsen.

"Aus Gesprächen mit Ämtern haben wir erfahren, dass jetzt wohl ein Supermarkt reinkommen soll, wobei die Außenmauern wegen des Denkmalschutzes stehen bleiben würden", berichtete Andy Fischer gestern. Eine Entwicklung, die dem jungen Vereinsvorstand nicht sonderlich gefällt. "Supermärkte haben wir in dem Bereich doch schon genug", findet Andy Fischer. Sollte es zum Verkauf an einen privaten Investor kommen, wolle man trotzdem helfen, die Erinnerung an frühere Glanzzeiten des Kristallpalastes wach zu halten. "Vielleicht ist eine Zusammenarbeit mit dem künftigen Eigentümer möglich", so Andy Fischer.