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Wieder ein aktueller Fall von Trickbetrug mit der sogenannten Tuch-Masche / Die Ausreden der Langfinger Rentner vertreibt drei Betrügerinnen aus der Wohnung

Von Jana Heute 20.02.2012, 05:34

Horst K.* hatte Glück. Im letzten Moment merkte der 82-jährige Rentner, dass er drei Betrügerinnen in seine Wohnung gelassen hatte und konnte sie selbst verjagen. Doch das Geschehene sitzt ihm noch immer im Nacken.


Altstadt l Es ist erst ein paar Tage her, als Horst K. vor seiner Haustür von einer jungen Frau in akzentfreiem Deutsch angesprochen wurde. Die Nachbarn seien nicht da, aber sie solle dort sauber machen, erzählte die Frau und drängte sich dabei mit in die Wohnung. "Ich schöpfte am Anfang keinen Verdacht, die Frau redete die ganze Zeit auf mich ein, ich kam gar nicht richtig zum Denken", berichtet der Rentner gegenüber der Volksstimme. Plötzlich wollte die Frau ein Glas Wasser für ihre Tabletten. "Als ich das holte, stand plötzlich eine zweite junge Frau in der Wohnung. Die fing auch an zu erzählen und breitete spontan ein großes Tuch vor mir aus", erinnert sich Horst K. Als die beiden Frauen den Rentner plötzlich drängten, sich hinzusetzen und eine Nachricht für den "Nachbarn" aufzuschreiben, machte es bei dem Rentner klick. "Das mit dem großen Tuch hatte ich in der Volksstimme gelesen. Das sind Betrüger", durchfuhr es den 82-Jährigen und er rief laut: "Tuch runter! Und verschwindet!" Erst jetzt sah der Mann, dass hinter dem Tuch noch eine dritte Frau war, die offensichtlich die Wohnung durchsuchen wollte. Die Täterinnen flüchteten unerkannt und ohne Beute.

Ein klassischer Fall von versuchtem Trickbetrug, weiß Polizeisprecherin Beatrix Mertens. Sie rät, niemals Fremde in die Wohnung zu lassen, egal mit welcher Geschichte diese kommen (siehe Infokasten). Trickdiebe machen gerne "Hausbesuche" und kennen viele Wege, um Mitleid oder Vertrauen zu erschleichen. "Alle wollen aber nur eines: in die Wohnung gelangen, um zu stehlen", warnt Beatrix Mertens. Deshalb gilt der Grundsatz: Niemals Unbekannte in die Wohnung lassen. Es sei unmöglich, am Äußeren eines Menschen zu erkennen, ob er vertrauenswürdig ist. Um an das Geld zu kommen, nutzen Betrüger alle menschlichen Schwächen aus, vom Aberglauben bis zur Zaghaftigkeit. Dabei treten sie in allen Masken auf: als gut gekleidete Geschäftsleute, hilfsbedürftige Studenten, Handwerker, entlassene Strafgefangene oder vertrauenswürdige Amtspersonen, zählt die Sprecherin auf.

Momentan ist nicht klar, ob Trickbetrüger mit der Tuch-Masche weitere Versuche in anderen Häusern unternommen haben. Gemeldet wurden zwei Fälle, einer im Dezember, als einer 77-Jährigen auf diese Weise Schmuck im Wert von mehreren 10000 Euro abgeknöpft wurde, und einer am 25. Januar. Schaden hier: ca. 300 Euro. "Wir können nur zur Vorsicht mahnen und Betroffene bitten, sich in jedem Fall sofort an die Polizei zu wenden. Dann haben wir auch die Chance, die Täter noch zu verfolgen", betont Beatrix Mertens.

(* Name geändert)