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Verhandlungen werden bestätigt / Innenminister will Entscheidung bis zum Sommer Altstadt-Krankenhaus: Land und Stadt loten neuen Standort für die Polizeidirektion aus

Von Peter Ließmann und Marco Papritz 16.06.2012, 03:19

Die Magdeburger Polizei braucht dringend eine neue Zentrale, die Stadt sucht für das leer stehende Altstadt-Krankenhaus dringend einen Investor. Tatsächlich verhandeln beide darüber, ob das nicht in ein gemeinsames Projekt münden könnte.

Magdeburg l Am Rande des Unternehmerstammtischs Nordwest im "Offenen Treff" der Volkssolidarität am Donnerstagabend sprach es Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht an: Für die Polizeidirektion Magdeburg in der Sternstraße, die dringend sanierungsbedürftig sei, käme als neuer Standort auch das leer stehende Altstadtkrankenhaus in Frage. Bis 2016 müsse ein entsprechendes Projekt auf den Weg gebracht werden. Dafür gebe es zwei Optionen: den gegenwärtigen Standort der Direktion sanieren. Dabei werde unter anderem noch diskutiert, ob dies zwischen 60 und 90 Millionen Euro kosten könnte, so der Minister. Die zweite Option sei, die Polizeidirektion nebst Revier im Altstadt-Krankenhaus einzurichten. Zurzeit sehe es so aus, als ob dies eine tragfähige Option sein könnte. Bis zum Sommer wolle er zusammen mit Finanzminister Jens Bullerjahn auf jeden Fall eine Entscheidung für die Direktion treffen.

Praktische Lösung für beide Seiten

Nach diesen ministerlichen Worten war es dann aber auch schon wieder vorbei mit konkreten offiziellen Aussagen. Die Pressestelle des Innenministeriums bestätigte gestern auf Nachfrage, dass es vor dem Hintergrund des schlechten Zustandes des Objektes in der Sternstraße derzeit verschiedene Überlegungen der Polizeidirektion Nord, des Innenministeriums und des Finanzministeriums gebe. Das ehemalige Altstadt-Krankenhaus sei Bestandteil dieser Überlegungen. Bisher sei jedoch keine Entscheidung getroffen worden. Kostenaussagen wären zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös, so Pressesprecherin Anke Reppin. Die Antwort der Stadt fiel noch knapper aus: "Zur Zukunft des ehemaligen Altstadtkrankenhauses ist die Stadt mit mehreren Investoren im Gespräch. Über den Inhalt der Gespräche wurde mit den Interessenten Stillschweigen vereinbart", erklärte Rathaussprecherin Cornelia Poenicke.

OB Lutz Trümper wurde dann allerdings doch etwas konkreter. Ja, es gebe Verhandlungen mit dem Land über das Altstadt-Krankenhaus und ja, es gehe dabei durchaus um die Polizeidirektion. Mehr könne er zum derzeit nicht sagen.

Für die Stadt wäre ein Zustandekommen einer Vereinbarung mit dem Land über das Altstadt- Krankenhaus durchaus ein echter Glückstreffer. Die Zukunft der Immobilie im Stadtzentrum wäre endlich gesichert, und es würde sich mit der Polizeidirektion eine sehr langfristige Perspektive für den leer stehenden Krankenhaus-Komplex ergeben. Dazu komme, dass sich das umfangreiche Polizeigelände an der Sternstraße, direkt an der Party- und Gastronomie-Meile Hasselbachplatz, städtebaulich sehr gut zu einem Freizeitareal, etwa mit Diskotheken und Kneipen, entwickeln ließe.

Auch für das Innenministerium wäre das Altstadt-Krankenhaus als neues Quartier für die Polizeidirektion eine sehr praktische Variante. Im Altstadt-Krankenhaus könnte ganz in Ruhe eine moderne Polizeizentrale gebaut werden, gleichzeitig könnte der Dienstbetrieb in der Sternstraße ungestört weiterlaufen.

Und für die Finanzierung des Ganzen bietet sich das "Magdeburger Schulmodell" bestens an. Im Rahmen von "Public-Private-Partnership"-Projekten (PPP) hat die Stadt zahlreiche Schulen modernisieren lassen. Dabei übernahmen private Investoren die Gebäude für eine bestimmte Laufzeit und sanierten sie im Sinne der Stadt. Anschließend hat die Stadt dann die sanierten Schulen vom Investor gemietet. Für die Umwandlung des Altstadt-Krankenhauses in eine moderne Polizeidirektion wäre dieses erfolgreiche Finanzierungsmodell eine bedenkenswerte Option.

Schlechtestes Dienstgebäude der deutschen Polizei

Für das Innenministerium und die Magdeburger Polizeidirektion drängt die Zeit. An ihrem Standort Sternstraße hat sich ein enormer Sanierungsstau aufgebaut. Zurzeit sind nur kosmetische Renovierungsmaßnahmen möglich, ein großer Wurf muss dringend her. Das fordert auch die Gewerkschaft der Polizei Deutschlands. Sie hat Revier und Direktion im vergangenen Jahr zum "schlechtesten Dienstgebäude der Polizei in Deutschland" gewählt. Ein deutliches Signal dafür, dass die Arbeitsbedingungen für die Kolleginnen und Kollegen dort hart an der Grenze zum Unzumutbaren sind.