1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Magdeburger gibt Trickbetrügern keine Chance: "So viel Geld im Briefkasten machte mich stutzig"

Mehrmals versuchten Kriminelle aus London, den Unternehmer Christoph Waldschmidt zu täuschen - Sein Misstrauen schützte ihn Magdeburger gibt Trickbetrügern keine Chance: "So viel Geld im Briefkasten machte mich stutzig"

Von Christoph Kragenings 13.07.2012, 03:18

Über eine Touristengruppe und eine Buchung von mehreren Tagen sollten sich Pensionsbetreiber eigentlich freuen. Im Fall von Appartementvermieter Christoph Waldschmidt hätte das den Magdeburger mehrere Tausend Euro kosten können.

Magdeburg l Per E-Mail erhielt Christoph Waldschmidt Ende Februar eine Buchungsanfrage für seine Appartementvermietung "Am Petriförder". Eine Gruppe von acht Personen aus England wollte im Juni zehn Tage in Magdeburg übernachten. Waldschmidt und der Interessent aus London, der sich als Matthew Davis vorgestellt hatte, schickten sich einige E-Mails. Darin kündigte Davis an, das Geld für die Buchungskosten von 1200 Euro per Scheck zu schicken. Knapp eine Woche später lag ein Scheck über 7500 Pfund, das sind rund 9500 Euro, in Waldschmidts Briefkasten. "Mir wurde gesagt, dass das überschüssige Geld für einen Reiseveranstalter sei, der die weiteren Unternehmungen der Engländer buchen würde. Deswegen sollte ich das zu viel bezahlte Geld, also etwa 8300 Euro, per Western Union an die dritte Person überweisen", erklärt Waldschmidt.

"Auch die Polizei konnte die Geschichte nicht nachvollziehen"

Western Union ist ein weltweiter Geldtransferanbieter, der innerhalb kürzester Zeit Geld versendet und dem Empfänger bar auszahlt. Waldschmidt war jedoch misstrauisch, reichte den Scheck nicht ein und tätigte keinen Transfer über Western Union. Nur eine Woche später erhielt der 31-Jährige eine weitere Buchungsanfrage von einem weiteren Engländer, Anthony Curtis, und einen zweiten Scheck über 9800 Pfund, das sind umgerechnet rund 11000 Euro. "Beide Personen gaben dieselbe Straße in London an, das fand ich komisch. Außerdem machte mich stutzig, dass so viel Geld einfach per Post in meinem Briefkasten landete."

Also entschloss sich Waldschmidt, mit beiden Schecks zur Polizei zu gehen. Auch die Beamten konnten diese Geschichte nicht nachvollziehen und verständigten den Fachberater für Kriminalprävention Lothar Schirmer.

Er setzt sich bereits seit Langem mit solchen Betrugsfällen auseinander und weiß, "dass die Entscheidung von Herrn Waldschmidt die einzig richtige war. Denn sein Geld wäre weg gewesen." Trickbetrüger gingen auf diese Weise schon seit Jahren vor. Hätte Waldschmidt die Schecks bei seiner Bank eingereicht, hätte diese ihm vorläufig den angegebenen Betrag gutgeschrieben. "Über eine Scheckeinzahlung kann man jedoch solange nicht verfügen, bis die Bank geprüft hat, ob der Scheck gedeckt ist. Das kann eine Woche oder länger dauern", so Schirmer. Ist der Scheck ungültig, so würde das Geld vom Konto wieder gelöscht.

Das heißt: Die Schecks für Christoph Waldschmidt waren mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gedeckt und er hätte kein Geld aus England bekommen. Per Western Union hätte er wiederum Geld von seinem eigenen Konto transferiert und einen großen finanziellen Schaden gehabt, "denn das Geld lässt sich per Western Union nicht zurückholen", sagt Schirmer.

"Die Engländer beharrten auf ihr Geld und gaben nicht nach"

Besonders dreist von den mutmaßlichen Trickbetrügern: Christoph Waldschmidt erhielt eine dritte Buchungsanfrage nach demselben Schema von einer dritten Person aus London. Alle Anfragen erreichten ihn innerhalb von drei Wochen. Außerdem rief Matthew Davis bei dem Magdeburger an und beharrte auf sein Geld. "Er war sehr genervt am Telefon und erzählte mir, dass diese Vorgehensweise in England üblich wäre. Ich bestand aber auf eine Anzahlung per Überweisung." Die hat Waldschmidt allerdings nie erhalten und auch der Kontakt zu den Engländern ist abgebrochen.

Für den Unternehmer war dieses Geschäft, obwohl es nicht zustande gekommen ist, dennoch ein Gewinn, denn sein Misstrauen wurde belohnt. "In Magdeburg ist das in den vergangenen Jahren der erste Fall eines solchen Betrugsversuches", sagt Schirmer, der auch dem Fernsehsender MDR als Berater zur Seite steht. Und weiter: "Es gibt aber immer wieder Phasen, in denen diese Masche vermehrt auftaucht." Deshalb widmet sich auch der MDR am Montag, 16. Juli, um 19 Uhr in "Sachsen-Anhalt heute" diesem speziellen Fall aus Magdeburg.