Erste Meldestelle in der Leiterstraße eröffnet / Zentrale Ansprechpartner für Opfer Hilfe bei Gewalt in der Pflege: "Konflikte entstehen meist durch Überforderung"
Über Gewalt in der Pflege wird verstärkt in der Öffentlichkeit debattiert. Eine zentrale Anlaufstelle für Hilfsbedürftige hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe gestern in der Leiterstraße eröffnet - als erste im Land.
Altstadt l Der Bedarf an Pflege steigt beständig. "Derzeit sind 8000 Menschen in unserer Stadt darauf angewiesen", erklärte gestern Sozialbeigeordneter Hans-Werner Brüning bei der Eröffnung der Meldestelle zu Gewalt in der Pflege. Auf Qualität komme es dabei an, betonte er und: "Es ist ein Dienst am Menschen. Das schließt Gewalt aus."
Ganz so einfach ist es allerdings nicht, weiß Volker Langguth-Wasem, Vize-Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG). "Es wird nicht immer konfliktfrei zugehen in Pflegesituationen", so seine Erfahrung. Gründe dafür seien jedoch "psychische und physische Überforderung und nicht Bosheit". Auslöser für gewalttätige Übergriffe können eine Überlastung von Pflegepersonal oder Angehörigen sein, aber auch Unwissenheit und Hilflosigkeit. Betroffen sind sowohl zu Pflegende als auch pflegende Angehörige.
Da setzt die Meldestelle an: Sie will Pflegebedürftigen helfen, Pflegende beraten und gegebenenfalls an Fachverbände vermitteln. "Wir wollen ein Netzwerk aufbauen, damit die Menschen nicht alleingelassen werden." In Magdeburg sei es eine gute Ergänzung zur Kontaktstelle der Selbsthilfegruppen KOBES.
Christa Heinrich, Leiterin der Meldestelle: "Wir hoffen helfen zu können, bevor es zu Gewalt kommt." Und so verkündet bereits am Eingangsschild ein Schriftzug: "Schweigen ist Gewalt". Er macht deutlich, worauf es ankommt: das Schweigen brechen und über die Probleme reden - möglichst bevor es zu Ausschreitungen kommt. "Es geht nicht um Denunziation, sondern um Hilfe."
Die Meldestelle befindet sich in der Leiterstraße 2, in den Räumen des Bildungszentrums (links neben dem Kabarett "Zwickmühle"). Obwohl zentral gelegen, ist sie momentan nicht gleich zu entdecken. Das soll in Kürze ein großes Banner an der Leiterstraßenbalustrade ändern.
Offizielle Sprechzeit ist zunächst mittwochs von 10 bis 12 Uhr. Kontaktmöglichkeit bietet sich aber auch schriftlich, z.B. per E-Mail an christa.heinrich@gewaltinderpflege.de.
