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Oberbürgermeister und Stadtrat machen Druck, um Nachfrage von Häuslebauern zu stillen Magdeburg will aus "Landflucht", niedrigen Zinsen und Bauboom Profit schlagen

Von Robert Richter 19.12.2012, 02:24

Magdeburg soll einen neuen Bauboom erleben. Oberbürgermeister Lutz Trümper und der Stadtrat wollen zügig so viel wie möglich Flächen aus kommunaler Hand für Häuslerbauer erschließen. Grund ist die gewaltige Nachfrage nach Bauland.

Magdeburg l Eine Bescherung für Bauwillige in Magdeburg plant die Stadt noch kurz vor dem Weihnachtsfest: Für Grundstücke am Rennebogen in Neu-Olvenstedt und Bauplätze an der Harsdorfer Straße in Stadtfeld soll die Bewerbungsfrist gestartet werden. Abrissflächen sowie ein ehemaliges Schulgelände werden zu Baugebieten.

Bereits abgelaufen ist die Bewerbungsfrist für elf bauträgerfreie Eigenheimgrundstücke über Erbbaurecht auf dem alten Schulgelände am Milchweg. Im Baugebiet Ottersleber Chaussee/Am Hopfengarten bewarb die Stadt zuletzt noch zwei Baugrundstücke. Inzwischen sind auch diese verkauft bzw. reserviert.

Das ist ganz im Sinne von Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD), der Bauwillige nicht verprellen, sondern eng an seine Stadt binden möchte und deshalb möglichst schnell noch mehr will: "Wir verzeichnen eine riesige Nachfrage nach Baugrundstücken, sie sind teilweise drei- bis vierfach überzeichnet. Viele Menschen wollen ihr Geld in Immobilien anlegen. Wenn wir ihnen nicht in unserer Stadt die Möglichkeit geben, werden sie woanders bauen", erklärte Trümper. Die Zahl der neuen Eigenheime soll deutlich steigen: "In den vergangenen Jahren sind in Magdeburg durchschnittlich 250 Eigenheime pro Jahr gebaut worden, das sind zu wenig", erklärte der OB. Allein 2013 soll die Zahl schätzungsweise verdoppelt werden.

Niedrige Zinsen und Sorgen um das Ersparte beflügeln die Vision vom Bauboom auf Bördeland innerhalb der "Stadtmauern". "Wir können die Forderung an die Stadt, mehr Bauland auszuweisen, nur unterstützen", sagte Jens Zimmermann, Sprecher des Immobilienverbands Deutschland (IVD Mitte-Ost) der Volksstimme. In Magdeburg nehme vor allem der Wohnbereich rund um das Stadtzentrum einen hohen Stellenwert ein, so Zimmermann. Der Verband registrierte entsprechend steigende Preise für Bauland und stellte fest: "In allen Wohnlagen gehen hier die Kaufpreise nach oben", so der IVD. Das heißt, auch Randlagen werden vom Trend erfasst.

Diese Erfahrung macht gerade auch die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (Wobau). Flächen am Düppler Grund (Neu-Olvenstedt), vor nicht allzu langer Zeit noch Standort von leeren Wohnblöcken, erfreuten sich nach Abriss und Ausschreibung für Häuslebauer gewaltiger Nachfrage. So denken die Verantwortlichen der Wobau nun bereits über Reihenhäuser in Friedenshöhe nach.

Die Kommune selbst soll nach Willen des Stadtrates rasch weitere Flächen erschließen oder für Investoren freigeben. Gerade forderte der Rat mehrheitlich auf Antrag der Fraktion CDU/BfM einen Bericht darüber an, "welche Maßnahmen durch die Stadtverwaltung unternommen werden, um schnellstmöglich städtische Flächen für die Bebauung mit Eigenheimen und Wohn- und Geschäftshäusern bereitzustellen". "Derzeit ist in der Stadt eine große Nachfrage nach Grundstücken zum Bau von Eigenheimen festzustellen. Dieser sehr positive Trend muss unterstützt werden", hieß es zur Begründung.

Die Stadt setzt derweil bei der Vermarktung ihrer eigenen Flächen an Häuslebauer auf Familienfreundlichkeit. "Wir wollen kostendeckend arbeiten und keine hohen Preise aufrufen, um einer breiten Bevölkerungsschicht den Hausbau zu ermöglichen", stellte OB Trümper klar. Für Familien mit Kindern gibt die Stadt pro Kind 5000 Euro Nachlass auf den Grundstückspreis, maximal 15 000 Euro pro Familie.