1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Ab 1. 1. übernehmen Taxis keine Transporte mehr für Patienten der Ersatzkassen

EIL

Vertrag läuft zum 31. Dezember aus / Keine Einigung über neue Konditionen Ab 1. 1. übernehmen Taxis keine Transporte mehr für Patienten der Ersatzkassen

Von Birgit Ahlert 29.12.2012, 01:21

Bislang gehören Krankentransporte mit Taxis zum Leistungskatalog von Krankenkassen; sie übernehmen die Kosten. Ab Neujahr gibt es diese Möglichkeit für Mitglieder der Ersatzkassen nicht mehr: Der Vertrag mit den Taxi-Unternehmen endet am 31. Dezember. Was bedeutet das für die Patienten?

Magdeburg l Ab 1. Januar gelten zumindest die kostenfreien Transportscheine nicht mehr für die Patienten der Ersatzkassen. Das bedeutet: Für Fahrten mit dem Taxi müssen sie zunächst die Kosten selbst übernehmen und dann mit ihrer Krankenkasse die Rückerstattung klären.

Die Crux ist: Die Patienten wissen davon noch gar nichts. Das haben die Taxifahrer von ihren Kunden erfahren.

Auf Nachfrage beim Verband der Ersatzkassen (VdeK) hieß es von Pressesprecher Volker Schmeichel: "Wir befinden uns momentan im vertragslosen Zustand." Man freue sich, dass die Volksstimme die Information veröffentlichen wolle, denn es könne schon sein, dass "die Information zu den einzelnen Privatadressen nicht durchgekommen ist".

Der Beschluss der Ersatzkassen wurde nämlich erst kurz vor Weihnachten gefasst. Am 21. 12., dem Freitag vor Weihnachten, wurde die Taxi-Genossenschaft in einem Schreiben darüber informiert, dass die Ersatzkassen die Konditionen ablehnen. "Da hatten wir keine Chance mehr, darauf zu reagieren", bemerkt Wolfgang Bahls, Vorsitzender der Taxi- und Mietwagengenossenschaft Magdeburg (TGM), zu der rund 100 Unternehmer gehören.

Die Verhandlungen hatten bereits im August begonnen. "Wir fahren seit 2008 zum gleichen Preis, das können wir uns einfach nicht mehr leisten", erklärt Bahls, "zumal die Kassen bereits einen Rabatt von 33 Cent pro Kilometer bekommen." Bei einer Fahrt von der Uniklinik nach Halberstadt mit einer Strecke von 60 Kilometern beispielsweise summiert sich das nicht unbeträchtlich.

Die Taxifahrer übernehmen u.a. die Transporte der Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, Serienfahrten zu Behandlungen wie Chemotherapie, Bestrahlungen oder zur Dialyse. "Mehrere Hundert Fahrten jede Woche."

Derzeit wird die Patientenfahrt mit jeweils 1,20 Euro pro Kilometer berechnet.

Zu den jetzigen Konditionen sind die Taxi-Unternehmen nicht mehr finanzierbar, so der Genossenschaftsvorstand. Deshalb haben die Mitglieder der TGM im August 2012 eine Anpassung der Beförderungsentgelte nach vier Jahren beschlossen. Für Privatkunden gelten neue Tarife bereits seit November: ab 2,80 Euro bis (ab dem zweiten Kilometer) 1,60 EUR /km. Angedacht für Kassenfahrten waren ab Neujahr 1,30 EUR/km.

Mit anderen Krankenkassen wie der AOK oder der Knappschaft habe man sich schnell auf neue Konditionen einigen können, berichten Bahls und Vorstandsmitglied Frank Tempel. Die Ersatzkassen haben daran angelehnte Konditionen abgelehnt. Ein letztes Gespräch gab es am 28. November. Nach TGM-Angaben habe die Bereitschaft der Kassen "bei 1,23 und weniger" gelegen. "Dann können wir unsere Fahrzeuge gleich stehen lassen", resümiert der Vorstand.

Als Weihnachtsbotschaft dann die Absage des Kassenverbandes. Entsprechend läuft der Vertrag mit Jahresfrist aus.

Das heißt: Mitglieder von Ersatzkassen (Barmer GEK, Techniker Krankenkasse TK, DAK Gesundheit, KKH Allianz, HEK Hanseatische Krankenkasse und hkk) müssten für Taxi-Fahrten in Vorkasse gehen und sich dann das Geld von den Kassen zurückholen, so die TGM. Eine Regelung, die finanziell sicherlich nicht von jedem Patienten machbar ist.

"In der Regel handelt es sich ja nicht um Spontanfahrten", lenkt VdeK-Sprecher Volker Schmeichel ein. Er empfehle, dass sich die Patienten vor einem Transport an ihre jeweilige Krankenkasse wenden, um vorab die Kostenfrage zu klären. "Vielleicht findet sich dann eine andere Lösung."