1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. 122.000 Sachsen-Anhalter mit Niedriglohn

Leiharbeit hat stark zugenommen 122.000 Sachsen-Anhalter mit Niedriglohn

Von Torsten Scheer 20.04.2013, 01:21

Magdeburg l Niedriglohnland Sachsen-Anhalt. Stimmt diese These? Eine Antwort der Landesregierung auf Fragen der SPD-Landtagsfraktion bringt Licht ins Dunkel.

Der Niedriglohnsektor in Sachsen-Anhalt hat sich in den vergangenen Jahren verfestigt. Im Land müssen im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2010 etwa 122.000 Menschen mit Löhnen auskommen, die im Monat bei etwa 1300 Euro und teils weit darunter liegen.

Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine "Große Anfrage" der Landtagsfraktion der SPD zum Thema "Beschäftigungsverhältnisse und Entlohnung in Sachsen-Anhalt" unter maßgeblicher Federführung des arbeitsmarktpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion, Andreas Steppuhn, hervor.

Danach waren im Jahr 2004 zwischen Altmark und Dübener Heide rund 122.000 Frauen und Männer zu Niedriglöhnen beschäftigt. Im Jahr 2010 waren es nach den aktuell verfügbarsten Zahlen 121.400 - 22 Prozent aller im Land sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Als Geringverdiener gelten nach Definition des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Arbeitnehmer, die weniger als zwei Drittel des üblichen durchschnittlichen Lohns erhalten, den sogenannten Medianlohn.

Besonders hoch ist der Anteil von Niedriglohnbeziehern in Sachsen-Anhalt im Gastgewerbe mit etwa 75 Prozent sowie im Dienstleistungsgewerbe mit 58 Prozent. Friseurinnen gehen beispielsweise mit durchschnittlich unter 800 Euro brutto nach Hause, Floristinnen mit 1000 Euro. Kellner verdienen auf dem Papier kaum mehr. Betroffen sind vor allem Frauen.

Stark angestiegen in den vergangenen Jahren ist vor allem die Leiharbeit in Sachsen-Anhalt. Der Anteil der Leiharbeitnehmer an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten - 2011 waren es rund 760.000 - stieg in den Jahren 2004 bis 2011 von 1,4 auf 3,4 Prozent.

Besonders stark nahm die Zahl der Leiharbeiter im Bereich Pflanzenbau, Tierzucht und Fischerei sowie im Dienstleistungsgewerbe zu, wo sie sich verdreifachte. Betroffen waren auch die Fertigungsberufe mit hohen Steigerungsraten etwa bei Metallbearbeitern von 5,0 auf 10,4 Prozent oder bei Hilfsarbeitern von 12,1 auf 40,4 Prozent.

Das durchschnittliche Brutto-Monatseinkommen der Leiharbeiter lag im Jahr 2010 bei 1245 Euro, der aller in Vollzeit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen-Anhalt rund 2000 Euro. Aktuell ist erkennbar, dass die hohe Zahl an Leiharbeitern zurückgeht. Dies hat damit zu tun, dass es mittlerweile einen Mindestlohn für die Zeitarbeit gibt.

Die Zahl derjenigen, die in Mini- oder 400-Euro-Jobs arbeiten, ist in Sachsen-Anhalt von rund 101000 im Jahr 2003 auf etwa 117.000 Frauen und Männern (2011) gestiegen. Die Zahl der "Aufstocker", die trotz Arbeit zusätzliche finanzielle Leistungen vom Jobcenter bekommen, ist von rund 300.000 (2007) auf 224.000 (Juni 2012) zurückgegangen.