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Eichenprozessionsspinner befallen immer mehr Bäume Land kämpft gegen die Raupenplage

07.05.2013, 01:20

Magdeburg . Es sind kleine Raupen mit großem Appetit - die Eichenprozessionsspinner haben damit begonnen, die grünen Triebe von Eichen aufzufressen. Im Extremfall könnte mancher Baum im Sommer kahl bleiben. Die Behörden rücken den Schädlingen seit gestern aus der Luft zu Leibe.

Seit 2007 breiten sich verstärkt Eichenprozessionsspinner in den Wäldern Sachsen-Anhalts aus. Das warme und trockene Frühjahrswetter der vergangenen Jahre hat ihre Vermehrung von Norden aus entlang der Elbe begünstigt. Behörden fürchten vor allem den Hunger der Raupen, aus denen sich später die Schmetterlinge entwickeln.

Unter der Leitung des Landeszentrums Wald werden die Schädlinge deshalb seit Montag mit Insektiziden und biotischen Mitteln aus der Luft bekämpft. Laut Detlef Thiel, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, versprühen Flugzeuge die chemischen Substanzen in den Landkreisen Altmark West, Stendal, Wittenberg, Börde, Jerichower Land und Anhalt-Bitterfeld.

"Um die Belastung für die Natur so gering wie möglich zu halten, werden nur die am stärksten befallenen Gebiete beflogen, also dort, wo Kahlfraß droht", betont Thiel. Insgesamt seien Waldflächen von rund 700 Hektar betroffen. Zum Vergleich: 2007 wurden die Schädlinge auf rund 93 Hektar bekämpft, im vergangenen Jahr sind 3500 Hektar beflogen worden.

"Raupenhaare können Allergien auslösen."

In Naturschutzgebieten und wasserreichen Regionen kommt das biotische Mittel "Dipel ES" zum Einsatz, ansonsten das Insektizid "Karate Forst flüssig". Das Land hat in diesem Jahr rund 220 000 Euro für die Bekämpfung eingestellt. Aber auch die Kommunen beteiligen sich am Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner. Sie lassen Eichen an Straßenrändern mit chemischen Mitteln besprühen. Laut Thiel hätten sich solche Einsätze in den vergangenen Jahren gelohnt: "Der Kahlfraß ist meistens ausgeblieben." So hält sich selbst der Naturschutzbund Deutschland (NABU) mit Kritik zurück. "Die Umweltverbände sind in die Planungen vorab einbezogen worden", erläutert Annette Leipelt vom NABU-Landesverband Sachsen-Anhalt. Die Raupen-Bekämpfung erfolge gezielt und umweltverträglich.

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht keinen Anlass, die Bekämpfung der Raupen zu kritisieren. "Der Eichenprozessionsspinner hat sich derartig vermehrt, dass eine Bekämpfung sinnvoll ist", sagt Julia Wendenkampf, Sprecherin des Landesverbands Sachsen-Anhalt. Sie weist auch darauf hin, dass die feinen Brennhaare der Raupe bei Menschen allergische Reaktionen auslösen können. Ferner wirken sie haut- und schleimhautreizend.

Für die explosionsartige Vermehrung macht Wendenkampf allerdings nicht nur die warme Witterung der vergangenen Jahre verantwortlich: "Umweltbelastungen können Auswirktungen auf die Nahrungsketten der Tiere haben. Wenn sich eine Art stark vermehrt, liegt meistens ein Ungleichgewicht vor."