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Menschen stemmen sich im Jerichower Land gegen das Hochwasser / Tausende kommen zu Hilfe Katastrophe an Kanal-Schleuse

Von Andreas Mangiras 10.06.2013, 03:38

Mit Böschungsabbrüchen bei Niegripp und der Überspülung der Kanal-Siedlung ereignete sich Sonntagabend noch eine unerwartete Katastrophe im Jerichower Land. Bis dahin hatten tausende Kräfte und Helfer das Ärgste vermieden.

Niegripp/Burg l Gestern Abend verschärfte sich die Lage noch einmal: Die Kanal-Siedlung, die zu Mösers Ortschaft Hohenwarthe gehört, wurde überspült. Die Bewohner mussten evakuiert werden. Für sie standen Notquartiere in der Berufsschule in Burg bereit.

"Wir saufen hier gerade ab", brach es aus Niegripps Ortsbürgermeister Karlheinz Summa in höchster Anspannung heraus. Der Krisenstab des Kreises entschied: Der Wasserstand im Kanal muss abgesenkt werden. Das sollte entlasten. Nach einem Deichbruch nahe der Waldschänke bedrohten Wassermassen die Siedlung. Dann brachen Böschungen weg.

Das Drama war das bis dahin letzte Kapitel schwierigster Situationen, die mehrere tausende Einsätzkräfte, Feuerwehren, Bundeswehr, THW, Einwohner der bedrohten Orte und viele, viele Helfer aus nah und fern zu bewältigen hatten. Am Freitag war das Fachkrankenhaus Gommern-Vogelsang mit 120 Patienten evakuiert worden. Von hinten drohte die Ehle rückzustauen.

Schnell spitzte sich die Lage in Lostau zu. Alt-Lostau wurde evakuiert. Es blieben jedoch Bewohner im Ort. Zwei Deichabschnitte im kleinen Dorf und in Richtung Gerwisch drohten zu brechen. Die Einsatzleitung stand in der Nacht zu Sonntag vor der Kapitulation. Dann ein neuer Anlauf: Die Bundeswehr baute einen Notdeich, um Gerwisch zu schützen. Mit Flies, Paletten und Sandsackbarrieren gelang auch die Sicherung des kleinen Dorfes im Ort.

Auch in Ferchland und Jerichow stemmten sich Einsatzkräfte gegen instabile Deiche und einbrechende Wassermassen. In den schon 2002 besonders gefährdeten Ortschaften Biederitz und Gerwisch hatten tausende Helfer zugepackt. In Gerwisch wurde das Klärwerk Magdeburg gesichert, in Burg das Umspannwerk und das Klärwerk geschützt.

MAGDEBURG: Das Hochwasser traf Magdeburg stärker als erwartet und überflutete es langsam. Die Bundeswehr versuchte mit 700 Soldaten, das Umspannwerk im Stadtteil Rothensee und damit die Stromversorgung in Betrieb zu halten. 23000 Bewohner in östlichen Stadtteilen wurden aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen.

Der Stadtteil Rothensee, bekannt für Güterhafen und Industrieanlagen, war zuvor wegen des eindringenden Wassers geräumt worden.

BARBY: Am Zusammenfluss von Saale und Elbe bei Klein Rosenburg (Salzlandkreis) brach der Damm. Die verbliebenen 150 Menschen wurden aufgerufen, in höhere Gebiete zu flüchten. Die Stadt Aken mit rund 8000 Einwohnern wurde geräumt.

SCHÖNEBECK: Mehrere Tausend Menschen in der Region Schönebeck mussten ihre Wohnungen verlassen.

ALTMARK: Die Hochwasserlage spitzte sich im Kreis Stendal dramatisch zu. Bei Fischbeck sackte ein Deich ab, Gemeinden wurden evakuiert.

HALLE: Die Hochwasserlage in Halle entspannte sich, auch wenn noch viele Straßen in der Innenstadt gesperrt waren.

BITTERFELD: Helfern und der Bundeswehr gelang es, ein Leck an einem Deich am angrenzenden Goitzschesee zu schließen. 10000 Menschen kehrten wieder in ihre Wohnungen zurück.