1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Bienchen summt zu spät herum

Imker ernten wegen des kalten Frühlings weniger Honig als sonst Bienchen summt zu spät herum

22.07.2013, 01:20

Von Elisa Sowieja
Magdeburg Mit stoischer Ruhe steht Hans Kaufmann in seinem Wildgarten und streckt die linke Hand in Richtung Bienenschaukasten. Während ein summendes Knäuel seine Finger erkundet, überlegt er: "Letztes Jahr habe ich die erste Schleuderung am 9. Mai gemacht – diesmal war es Ende Mai."

Somit fiel die erste Honigernte komplett aus. Auch nach der Rapstracht konnte der Magdeburger Imker kaum Gläser füllen. Grund war der kalte, verregnete Frühling. Da fliegt keine Biene aus dem Stock. Und selbst wenn – viele Blumen und Bäume blühten später als sonst. Doch Kaufmann sieht das entspannt. "Man muss die Natur akzeptieren, wie sie ist", sagt der 71-Jährige. Aus mehr als 40 Jahren Erfahrung weiß er: "Einbußen durch das Wetter hat man immer mal wieder."

Sorge bereitet ihm etwas anderes: "Die Bienen finden zum Ende des Sommers kaum noch Futter", klagt er. "Denn auf den Wiesen wird alles, was blüht, abgemäht." Dabei stecken zum Beispiel in Kleeblättern wichti ge Nährstoffe, die die Bienen fit für den Winter machen. Kaufmanns Forderung: "Die Kommunen sollten sich bei der Planung ihrer Mäharbeiten besser mit den Imkern abstimmen und Blühflächen anlegen."

Eine maue Honigernte hat in diesem Jahr nicht nur Hans Kaufmann. Falko Breuer, Chef des Imkerverbandes Sachsen-Anhalt, rechnet landesweit mit Einbußen von 20 Prozent. Normalerweise liegt die Ernte bei 300 Tonnen im Jahr. Doch mit Blick auf die vergangenen Jahre sieht auch er das eher gelassen: "2011 und 2012 lief die Ernte dafür gut."

Zudem ist Sachsen-Anhalt vergleichsweise gering betroffen: Der Deutsche Imkerbund hat nach einer bundesweiten Umfrage Einbußen bei der Frühtracht von durchschnittlich mehr als 50 Prozent er rechnet. Besonders wenig Honig ernteten Imker in Bayern und Baden-Württemberg.

Einst gab es im Land 5000 Imker – heute sind es noch 1500.

Sachsen-Anhalts Verbandschef Breuer drückt der Schuh mit Blick auf ein weiteres landesweites Problem: der Nachwuchs. Seit 2005 ist die Zahl der Imker im Land zwar um 160 auf knapp 1500 gestiegen. Allerdings waren es 1990 noch mehr als 5000. Heute gibt es 10 000 Bienenvölker, damals war es das Siebenfache. Das wirkt sich nicht nur auf die Honigernte, sondern auch auf die Artenvielfalt aus. Schließlich helfen Immen mit ihrer Bestäubungsarbeit Pflanzen bei der Vermehrung.

Breuer wünscht sich mehr finanzielle Unterstützung vom Land, zum Beispiel für Anfängerschulungen und für spezielle Imkergeräte. Das Umweltministerium hat eine Aufstockung der Mittel zugesagt: "Ab September erhalten die Imker statt 36 000 Euro im Jahr 176 000 Euro", versichert Sprecher Holger Thiel.