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In Sachsen-Anhalt gehen die Meinungen über eine Länderehe weit auseinander Der Süden sagt Ja, der Norden sagt Nein

Von Jens Schmidt und Andreas Stein 09.08.2013, 01:13

Magdeburg l Der Süden will sie, der Norden lehnt sie ab: eine Länderehe zwischen Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Das ist das Fazit eines TEDs von Volksstimme und Mitteldeutscher Zeitung.

Beide Zeitungen hatten gestern gefragt, ob die Leser eine Fusion der drei Länder befürworten. Beim Volksstimme-TED überwiegen die Ablehner: 59 Prozent der Anrufer sagten Nein. Bei der Mitteldeutschen Zeitung hingegen votierten 65,5 Prozent der Anrufer für eine Vereinigung der drei Länder. Der TED ist zwar nicht repräsentativ, zeigt aber, dass das Land in dieser Frage offenbar in Nord und Süd gespalten ist. Die Volksstimme-Leserschaft wohnt in Magdeburg, Börde, Altmark, Fläming und nördlichem Harz. Die Mitteldeutsche Zeitung ist in Halle und Dessau, im Burgenlandkreis und im Südharz zu Hause.

Den Anstoß für eine neuerliche Debatte um eine Länderfusion gab der SPD-Landtagsabgeordnete Bernward Rothe, der ab September Unterschriften für ein Volksbegehren sammeln will. Auch bei Politikern gehen die Meinungen auseinander. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) befürwortete in dieser Woche ein Zusammengehen der Länder grundsätzlich, wenn sie denn gewollt sind. Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht und Sachsens Regierungschef Stanislaw Tyllich (beide CDU) lehnten gestern eine Fusion als nicht notwendig ab.

Historiker Mathias Tullner, Autor der Landesgeschichte Sachsen-Anhalts, glaubt nicht an eine Vereinigung zu einem Großbundesland: "Natürlich fehlt uns die jahrehundertelange Tradition", räumt er ein. "Doch damit sind wir die Regel, nicht die Ausnahme, denn alle Länder bis auf Bayern und Sachsen sind erst nach 1945 entstanden", sagte er gestern der Volksstimme. Schon nach Ende des Kaiserreichs 1918 habe man die Chance verpasst, die Republik sinnvoll neu zu gliedern. "Damals wäre es viel dringender gewesen."

Nach Ansicht von Tullner hat Sachsen-Anhalt eine historische Legitimation, da das mittelelbische Gebiet bereits im 19. Jahrhundert ein geschlossener Wirtschafts- und Kulturraum gewesen sei. "Das können andere Länder nicht von sich behaupten."

Unter den Lesern gibt es ein lebhaftes Pro und Kontra. Seite 3