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Kein Stopp nach Bedenken der EU / 520 Gebäude sollen 2020 fertig sein Bundeswehr baut weiter an Übungsstadt

Ungeachtet der Bedenken der EU-Kommission wird der Bau der Übungsstadt
Schnöggersburg auf dem Truppenübungsplatz Altmark fortgesetzt. In diesem
Jahr haben die Arbeiten ein Volumen von 10,1 Millionen Euro.

02.09.2013, 01:22

Letzlingen l "Es geht normal weiter", kündigte der Leiter des Gefechtsübungszentrums, Oberst Gunter Schneider, am Sonnabend bei einem Empfang zum Tag der offenen Tür der Altmark-Kaserne in Letzlingen an. "Ich bin ganz sicher, dass wir die Genehmigung erhalten haben, da alle Bau- und Naturschutzrichtlinien eingehalten worden sind."

Die EU-Kommission hatte nach einer Intervention der Grünen Ende August Bedenken gegen die Genehmigung des Landesverwaltungsamtes geäußert, da es Versäumnisse beim Vogelschutz gegeben habe (Volksstimme berichtete). Der umweltpolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion, Dietmar Weihrich, erwartet jetzt, dass die EU ein Vertragsverletzungsverfahren einleiten wird. Schneider: "Wir werden das in Ruhe abwarten."

Bis 2020 soll in der Letzlinger Heide auf einer Fläche von sechs Quadratkilometern eine komplette Stadt mit 520 Gebäuden samt Infrastruktur entstehen. Die Übungsstadt wird 100 Millionen Euro kosten und soll den Soldaten ermöglichen, Einsätze in "urbanen Ballungsräumen" ohne den Einsatz von Gefechtsmunition zu üben. "Das wird ein Qualitätssprung für die Ausbildung. Dies wird so schnell kein anderer haben", ist sich der Oberst sicher.

Das Gefechtsübungszentrum ist inzwischen ein Exportschlager. Schneider konnte am Sonnabend auch eine Delegation aus Mulino begrüßen. In der Stadt an der Wolga soll nach dem Vorbild der Altmark eine Übungsstätte entstehen. "Nicht wundern, wenn die Russen wieder da sind", meinte Schneider und spielte darauf an, dass die Sowjetarmee zu DDR-Zeiten das Areal mit mehr als 20 000 Soldaten in Beschlag genommen hatte.

Bei der Bundeswehr rechnet man unterdessen mit weiteren Protesten gegen die Übungsstadt. Der Leiter des Gefechtsübungszentrums bedauerte dabei "eine zunehmende Gewaltbereitschaft". Beim jüngsten Aktionscamp im Juli habe die Polizei 58 Straftaten registriert.