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Wernigerode für Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert / Preisverleihung in Düsseldorf Erfolg für Fischtreppen und Fernwärme

Wernigerode ist für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert. Für
Oberbürgermeister Peter Gaffert die logische Konsequenz aus
verantwortlichem Handeln in der Stadt. Ungeachtet dessen sieht der
Parteilose bei dem Thema auch Defizite.

Von Tom Koch 07.10.2013, 01:19

Wernigerode l "Die Wernigeröder haben bereits vor Jahren begonnen, nachhaltig zu denken und zu handeln, damals war der Begriff \'Nachhaltigkeit\' noch gar nicht in Mode." Rathauschef Peter Gaffert nennt die Erdgasflotte des Busbetriebs, die Fischtreppen in Holtemme und Zillierbach, auch die Fernwärmeversorgung der Stadtwerke als Beispiele.

Der parteilose Oberbürgermeister hat Wernigerodes Bewerbung um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis auf den Weg gebracht. Warum? "Ich wollte wissen, wo wir stehen. Welche Stärken und Schwächen weisen wir auf?", begründet er im Volksstimme-Gespräch. Lange Zeit sei der Begriff Nachhaltigkeit zu sehr streng ökologisch betrachtet worden, schätzt Gaffert ein. Inzwischen hätten auch ökonomische Themen zurecht ein stärkeres Gewicht.

Gaffert setzt Nachhaltigkeit mit Zukunftssicherung gleich: Mobilitätskonzepte mit mehr Verkehrsberuhigung und besseren Radwegen - ein Thema. Auskömmliche Stadtfinanzen, eine dauerhafte Finanzkraft Wernigerodes - wichtig. Investitionen in Kinderbetreuung und Bildung, dringende Voraussetzung angesichts der Überalterung einer schrumpfenden Einwohnerschaft.

"Wir haben viele Themen bereits angepackt"

Gaffert: "Wir haben mit unserer Bewerbung festgestellt, viele Themen haben wir in Wernigerode bereits angepackt, auch lange vor meiner Zeit." Der Anschlusszwang ans Fernwärmenetz habe dutzende private und öffentliche Heizungsanlagen überflüssig gemacht, weniger Ausstoß an Klimagas Kohlendioxid ist ein positiver Aspekt dabei. Der Oberbürgermeister verweist auf millionenschwere Investitionen privater wie öffentlicher Eigentümer in die energetische Gebäudesanierung, das habe zudem den Energiebedarf drastisch gesenkt.

Der kommunale Busbetrieb war einst mit seiner Erdgasflotte ein bundesweites Vorbild. Jedoch, wegen fehlender Fördergelder wurden seither wieder Diesel-Fahrzeuge angeschafft, informierte Gaffert. Er plane eine Initiative der Stadtwerke, um den Kauf von Gas-Bussen finanziell zu unterstützen.

Dass Urlauber mit ihrer Kurtaxe kostenlos die HVB-Busse nutzen können, ist für Wernigerodes Oberbürgermeister ein großer Erfolg. In Wernigerode wurden 2012 rund 500.000 solcher Fahrten gezählt, das sorge nicht nur für zusätzliche Fahrgäste, das entlaste zugleich die Harzer Innenstädte von Autokolonnen der Touristen.

Für den Rathauschef sind "grüne Themen" eine Herzensangelegenheit. Wernigerode gehört dem Klimabündnis an und darf sich "Hauptstadt der Biodiversität" nennen.

Der studierte Förster nennt 30Flusskilometer von Zillierbach und Holtemme, die mit Hilfe von mehr als 20Fischaufstiegen auch für Forellen wieder durchlässig sind, als ein erfolgreiches Beispiel. Der fast 2000Hektar große, teils innerstädtische Stadtwald werde nachhaltig nach den PEFC-Kriterien bewirtschaftet.

Peter Gaffert hebt in diesem Zusammenhang das private Engagement von Wernigerödern hervor. Im Volksstimme-Gestaltungswettbewerb "Höfe halten Hof" seien attraktive Innenhöfe entstanden, die gleichzeitig dazu beitragen, die Artenvielfalt in der historischen Altstadt zu erhöhen.

Auf die Frage nach den Defiziten muss der Oberbürgermeister einräumen, die gibt es laut Forderungskatalog des Nachhaltigkeitsrates vor allem in der Verwaltung. Themen wie der papierlose Stadtrat - also den Einsatz von iPads für die Abgeordnetentätigkeit - sollen aufgerufen werden.

"Wollen Vorbild für Bürger und Wirtschaft sein"

Seine Verwaltung solle stärker mit positiven Beispielen vorangehen und Initiativen setzen, somit "Vorbild für Bürger und die Wirtschaft sein", erklärt Gaffert. Der Aufbau einer Elektro-Fahrzeugflotte für die Stadt gehöre beispielsweise ebenso dazu wie Fragen der Beschaffung insgesamt. Noch im Oktober soll Auftakt für ein Klimagutachten der Stadt sein, kündigt er an.

Neben Pirmasens und Lörrach gehört in dieser Städtegröße Wernigerode zu den Nominierten. Von bundesweit 108Kommunen ist Wernigerode die einzige ostdeutsche Stadt. Für Peter Gaffert bereits ein Erfolg, und dennoch will er am 21. November gern den ersten Preis in den Händen halten.