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Sachsen-Anhalter zahlen dritthöchste Netzkosten in Deutschland Windstrom ist dem Land lieb und teuer

Von Jens Schmidt 19.10.2013, 03:09

Magdeburg l An den gestiegenen Strompreisen trägt Sachsen-Anhalt eine gehörige Portion Mitschuld. Viele Windkraftanlagen wurden in dünn besiedelten Gebieten genehmigt. Das verursacht hohe Netzkosten. Nun fordert die Landespolitik eine Reform.

Wie geht es weiter mit dem Kraftwerksbau in Sachsen-Anhalt? Die Landesregierung hat den Entwurf eines Energiekonzepts vorgelegt. Am Freitag debattierte der Landtag darüber. Damit die Kosten nicht weiter davongaloppieren, müssen die Ökostromerzeuger künftig damit rechnen, stärker an den Ausbaukosten beteiligt zu werden. Vor allem die Windmüller.

Mehr als 2500 Strom-Windmühlen sind im Lande am Netz. Sie können so viel Saft liefern wie drei große Atomkraftwerke. Ein Problem: Viele stehen fernab von Fabriken und großen Städten. Sie produzieren auf dem flachen Lande enorme Über-Mengen Energie. Allein im dünn besiedelten altmärkischen Norden stehen 350 Anlagen - fasst so viele wie im Magdeburg-nahen Bördekreis. Um den Saft in die richtigen Bahnen zu lenken, müssen Netze ausgebaut werden. Das ist teuer. Sachsen-Anhalts Haushalte bezahlen jetzt schon die dritthöchsten Netzentgelte in der Bundesrepublik. Bei der heimischen Industrie sieht es nicht besser aus, stellt die Landesregierung fest. Länder wie Baden-Württemberg, die sich beim Windausbau bislang zurückgehalten haben, drücken diese hohen Netzkosten nicht.

An den bestehenden Anlagen ist nicht viel zu rütteln. Sie stehen in Eignungsgebieten und genießen Schutz. Doch mit dem Windstromausbau soll es ja munter weitergehen. Bis 2030 erwartet die Regierung eine Verdopplung der Leistung in Sachsen-Anhalt. Dreht sich die Kostenspirale immer weiter nach oben?

Die Landesregierung erneuerte gestern ihre Forderung an den Bund, die Netzkosten auf alle Verbraucher im gesamten Bundesgebiet umzulegen. Die Landtagsfraktionen unterstützen das kostendämpfende Vorhaben - darin sind sich Koalition wie Opposition einig. Dann aber gehen die Vorstellungen schnell auseinander. Vor allem die CDU will die Windmüller stärker an den Netzausbaukosten beteiligen, wenn sie neue Anlagen bauen. Effekt: So gäbe es Anreize, die Windmühle näher an die Verbraucher zu rücken. "Es geht nicht darum, ob wir den weiteren Ausbau fördern, sondern wie wir ihn fördern", sagte Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU).

Kohlereviere festgelegt: Egeln steht nicht mehr auf der Liste

Neben dem Windstrom soll nach Überzeugung der CDU-SPD-Koalition auch der Kohlestrom in den nächsten Jahren eine feste Größe im Land bleiben. "Ohne Braunkohle kommen wir nicht aus", sagte Möllring. Sie liefere zuverlässig und preisgünstig Strom. Die Grünen halten das für ambitionslos und kurzsichtig. "Die Regierung darf sich nicht nur von niedrigen Energiepreisen leiten lassen. Das ist absolut falsch, wenn wir den Klimawandel in den Griff bekommen wollen", sagte Dorothea Frederking.

Auch die Kohle-Vorrangreviere sind im Land bereits festgelegt. Sie liegen mit Profen, Amsdorf und Lützen alle im Süden. Das Areal Egeln (Salzlandkreis) steht nicht mehr auf der Liste.