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Beim ersten Einbürgerungsfest bekamen zwölf Menschen ihre neue Staatsbürgerschaft Deutscher zu werden, ist noch sehr schwer

Sachsen-Anhalt will mehr Zugewanderte ermuntern, die deutsche
Staatsbürgerschaft anzunehmen. Dass das oft leichter gesagt ist als
getan, kam beim ersten Einbürgerungsfest zur Sprache.

21.10.2013, 01:13

Magdeburg (dpa) l Der frischgebackene Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby hat es getan und auch Kung-Fu-Großmeister Chu Tan Cuong: Beide ließen sich einbürgern. Damit viele ihrem Vorbild folgen, hat Sachsen-Anhalt eine Einbürgerungskampagne ins Leben gerufen. Ein Höhepunkt war am Sonnabend das erste Einbürgerungsfest des Landes. Zwölf Menschen mit Wurzeln in Lettland, Rumänien, der Ukraine, Moldawien, dem Kosovo, Nigeria und Vietnam erhielten in Magdeburg ihre Einbürgerungsurkunden aus den Händen von Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) und dem Vizepräsidenten des Landtags, Gerhard Miesterfeldt (SPD). Zu der Veranstaltung kamen 400 Gäste. Das Fest soll es auch künftig geben.

"Ziel muss es sein, Menschen mit ausländischen Wurzeln bewusst unsere Wertschätzung zu vermitteln. Sie müssen und sollen das Gefühl haben, dass sie in unserem schönen Bundesland von Anfang an willkommen sind", sagte Stahlknecht. Auch bei den Behörden und öffentlichen Stellen müsse die Willkommenskultur gestärkt werden. Stahlknecht sagte, er wünsche sich etwa mehr Polizeibeamte mit ausländischen Wurzeln und mehr Zugewanderte bei den Feuerwehren.

Der aus Vietnam stammende Kung-Fu-Großmeister Chu Tan Cuong, seit 1997 deutscher Staatsbürger, berichtete von seinem Sohn, der gerade zum Polizisten ausgebildet wird. Karamba Diaby (SPD), der vor kurzem in den Bundestag eingezogen ist, ließ sich 2001 einbürgern, damit er eigene Ideen selbst politisch umsetzen kann. Er betonte allerdings auch, dass es nicht leicht sei, deutscher Staatsbürger zu werden. "Wir müssen die Einbürgerung wirklich vereinfachen", forderte der aus dem Senegal stammende Chemiker. "Es ist noch immer sehr, sehr kompliziert." Diaby plädierte wiederholt für die doppelte Staatsbürgerschaft. Und die frisch Eingebürgerten? "Ich hätte vorher vielleicht eine Beruhigungstablette nehmen sollen", sagte eine 19 Jahre alte Frau aus der Ukraine aufgeregt und den Tränen nahe. "Es ist wie ein Geburtstag", sagte eine junge Frau mit vietnamesischen Vorfahren, die aber in Magdeburg geboren ist.

Die Einbürgerungskampagne des Landes wird zum Großteil von der F. C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz finanziert. Rund 114 000 Euro gibt die Stiftung. Friedrich Schorlemmer, der die Flick Stiftung vertrat, sagte: "Wir müssen die finstere Seite in uns im Blick haben und aufpassen, dass nicht Revierdenken und Abschottung wieder größer werden. Das steckt in uns."

In Sachsen-Anhalt leben rund 50.900 Ausländer. 21.500 davon leben seit acht und mehr Jahren hier und erfüllen möglicherweise die Einbürgerungsvoraussetzungen. 2012 wurden im Land 706 Menschen eingebürgert, im ersten Halbjahr 2013 waren es 307.