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Verdächtiger soll Seebestattungen nie ausgeführt haben und weist Vorwürfe zurück Harzer Urnenfund: Polizei sucht Angehörige

14.12.2013, 01:10

Stolberg (dpa) l Nur ein Name sowie das Geburts- und Sterbedatum erinnern an die Toten: Nach dem unheimlichen Fund von 67 beschrifteten Urnen in einem leerstehenden Haus in der Harzgemeinde Stolberg (Landkreis Mansfeld-Südharz) ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei gegen einen ehemaligen Inhaber eines Beerdigungsinstituts.

Es geht um den Verdacht des gewerbsmäßigen Betrugs. Der Mann soll Aufträge für Seebestattungen von Angehörigen aus ganz Deutschland angenommen, jedoch nicht ausgeführt haben. Der Verdächtige wies die Vorwürfe des Betrugs zurück. Bei den Urnen handele es sich um Verstorbene, deren Bestattung zwar beauftragt, aber nie bezahlt worden sei, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Die Kosten für alle 67 Überführungen und Einäscherungen habe er getragen. Er habe die zuständigen Ordnungsämter informiert, jedoch keine Rückmeldungen erhalten. Die Polizei in Halle gab an, sie habe den Mann noch nicht zu den Vorwürfen befragt.

Nur allmählich kommt Licht ins Dunkel. Wie lange die Urnen in dem Raum standen, ist ungewiss, sie stammen jedoch aus den Jahren 2011 und 2012. Wo sie derzeit aufbewahrt werden, darüber schweigen sich Polizei und Ordnungsamt der zuständigen Gemeinde Südharz aus. Nach so einem langen Zeitraum müsse intensiv ermittelt werden, so Ordnungsamtsleiterin Katrin Buchmann. Ob die Urnen nun von der Stadt bestattet werden, sei zu prüfen. Die Polizei forscht intensiv nach den Hinterbliebenen, gemeldet habe sich aber noch niemand.

Der Fall sei heikel. "Mir ist so etwas in meinen Dienstjahren noch nie passiert", sagt ein Polizist. Der finanzielle Schaden betrage mehrere Tausend Euro. Weitaus schmerzlicher sei der emotionale Schaden. "Für die Angehörigen bedeutet das eine tiefe Entwürdigung", sagte der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Bestatter, Oliver Wirthmann. Sie müssten sich nach Jahren erneut mit ihrer Trauer auseinandersetzen.

In der Branche tauchten immer wieder vereinzelt schwarze Schafe auf. "Bestatter" sei kein geschützter Begriff - ein Gewerbeschein genüge. Angehörige sollten daher ihre Verstorbenen bei Beerdigungsunternehmen ihres Vertrauens aus der Region beisetzen lassen.