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Volksstimme würdigt zu Weihnachten gute Seelen von nebenan Zwei Engel für Heimkind Chris

In Sachsen-Anhalt wohnen jede Menge Engel ohne Flügel. Wenn Not am Mann ist, helfen sie ihren Nachbarn, Kindern oder sogar fremden Menschen. In Briefen und E-Mails haben unsere Leser von knapp 70 solcher "Engel des
Alltags" berichtet. Einige von ihnen werden heute in der Zeitung gewürdigt.

Von Elisa Sowieja 24.12.2013, 02:02

Magdeburg l "Daniel kriegt diesmal eine Rute!" Mit Lausbubengrinsen lümmelt Chris auf dem Sofa der Pechaus und flachst. Der geistig behinderte Junge freut sich schon diebisch darauf, mit ihnen zu Heiligabend seinen Daniel zu besuchen. Für Karin und Hans-Joachim Pechau ist es selbstverständlich, dass sie Chris mitnehmen zum Familientreffen bei ihrem Sohn. Dabei sind sie gar nicht mit Chris verwandt. Trotzdem holen sie das Heimkind seit 13 Jahren regelmäßig zu sich. Für den heute 21-Jährigen sind die Pechaus seine Eltern - und zwei Engel.

Kennengelernt hat Chris die beiden Magdeburger, als er mit acht Jahren ins Kinderheim kam und kurz darauf seinen Vater verlor. Karin Pechau arbeitete schon damals in der Einrichtung. "Er hatte plötzlich niemanden mehr. Das tat mir so leid", erzählt sie, neigt den Kopf in Richtung Chris und lächelt sanft hinüber.

Zu Weihnachten nahm sie ihn das erste Mal mit nach Hause. Seitdem geht er in der Wohnung der Pechaus ein und aus. Alle paar Wochen fährt der fröhliche Besuch mit der Straßenbahn vor. Auch in den Urlaub hat das Ehepaar ihn schon mitgenommen. "Nach Malle!", ruft Chris stolz wie Oskar. Und bei den Familienfeten von Karin Pechaus acht Geschwistern ist er sowieso immer eingeladen. "Er gehört für alle einfach dazu!", sagt sie.

Von solchen rührigen Engeln des Alltags haben unsere Leser aus allen Teilen des Volksstimme-Gebietes berichtet. Viele sind Nachbarn, die einem das Leben leichter machen - den Rasen mähen, im Urlaub Blumen gießen oder unter der Woche die Kaninchen füttern. Andere sind Familienmitglieder, die ihren Lieben den Rücken freihalten - zum Beispiel, indem sie nachmittags auf ihre Enkel aufpassen. Andere haben in einer Extremsituation mit ungeheurem Einsatz angepackt - nach schwerer Krankheit etwa oder während der Flut.

Stellvertretend für alle "Engel des Alltags" hat die Volksstimme einige Leser-Vorschläge ausgewählt. In den vergangenen Tagen haben Redakteure diesen Menschen ein kleines Weihnachtsgeschenk überbracht - Konzerttickets und Blumen.