1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. CDU distanziert sich von umstrittenem Verein

Schröder: "Homosexualität ist keine Krankheit" CDU distanziert sich von umstrittenem Verein

CDU-Fraktionschef André Schröder hat nach heftiger Kritik klargestellt,
dass er einen Verein, der Homosexualität als Krankheit ansieht, nicht
unterstützt. Die Opposition fordert eine breite Debatte über Homophobie.

30.01.2014, 01:25

Magdeburg l Ein Bericht des ARD-Magazins "Fakt" hat in der Landespolitik für reichlich Aufregung gesorgt: Weil die von prominenten CDU-Politikern unterstützte Gesellschaft für Lebensorientierung (Leo e.V.) aus dem Kreis Mansfeld-Südharz angeblich Schwule und Lesben mit Therapien von ihrer sexuellen Orientierung "heilen" will, hat die Opposition im Landtag eine Debatte über Homophobie beantragt.

CDU-Fraktionschef André Schröder wertete das am Mittwoch auch als Versuch, seiner Partei Vorurteile gegenüber homosexuellen Menschen zu unterstellen. Die CDU stehe aber zu Toleranz, alles andere weise er entschieden zurück. Schröder ging dabei auf Distanz zur umstrittenen Gesellschaft, die Homosexualität angeblich als Krankheit wertet: "Homosexualität ist keine Krankheit und es gibt auch keine Liebe zweiter Klasse", betonte der CDU-Politiker. Schröder räumte allerdings ein, er habe sich vor einiger Zeit bereiterklärt, im Kuratorium der Gesellschaft mitzuwirken. Er sei aber bislang bei keiner Sitzung gewesen. Zudem seien ihm die Positionen der Gesellschaft zu Homosexuellen nicht bekannt gewesen. "Der Verein muss nun seine Positionen zunächst intern klären, bevor ich ihn weiter unterstützen kann."

Zu den Mitgliedern des Kuratoriums zählen auch prominente CDU-Politiker wie Christoph Bergner und Jürgen Scharf. Mit Bernhard Ritter steht zudem ein früherer Landtagsabgeordneter der CDU an der Spitze des Vereinsvorstands. Vor allem er soll immer wieder die These vertreten haben, wonach Homosexualität heilbar sei. Christoph Bergner distanzierte sich von der These. "Ich war schon immer anderer Meinung, was die Therapierbarkeit homosexueller Menschen betrifft", so der frühere Ostbeauftragte der Bundesregierung und Ex-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. Seine Mitgliedschaft im Kuratorium wolle er aber nicht aufkündigen. "Der Verein muss jetzt intern klären, welche Positionen er vertritt." Über die Arbeit des Vereins habe sich sonst noch niemand bei ihm beschwert, so Bergner.

SPD-Fraktionschefin Katrin Budde ging mit dem Verein am Mittwoch allerdings hart ins Gericht: "Das ist völliger Unsinn, was da propagiert wird", sagte Budde. Linken-Fraktionschef Wulf Gallert warf der CDU vor, homophobe Positionen zu bedienen. Er forderte, dass der Verein künftig keine öffentlichen Mittel mehr erhalten dürfe. Heftige Kritik kam auch von den Grünen: "Homophobie ist leider noch sehr verbreitet", sagte Fraktionschefin Claudia Dalbert mit Blick auf den Verein. Es wäre untragbar, wenn dieser weiter öffentliche Mittel bekommen würde. In Richtung CDU sagte sie: "Ich hoffe auf ein klares Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit."

Der Paritätische Wohlfahrtsverband erwägt derweil den Ausschluss des umstrittenen Vereins aus dem Kreis seiner Mitglieder. "Die Positionen von Leo lehnen wir ab", erklärte Landesgeschäftsführerin Gabriele Girke auf Volksstimme-Anfrage. Sie seien dem Verband bislang nicht bekannt gewesen.