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Angebliche "Heilung für Schwule": Lotto-Toto gab 40.000 Euro für Vereinsgebäude Behörden forschen nach Zahlungen an umstrittenen Verein "Leo"

Von Hagen Eichler 31.01.2014, 02:19

Magdeburg l Die umstrittene "Gesellschaft für Lebensorientierung" (Leo e.V.) gerät immer stärker unter Druck. Der Verein um den Ruhestands-Pfarrer und früheren CDU-Landtagsabgeordneten Bernhard Ritter bietet Therapien an, die nach Aussagen von Teilnehmern Homosexualität "heilen" sollen. Der Landkreis Mansfeld-Südharz lässt nunmehr prüfen, ob er die Anerkennung als freier Träger der Jugendhilfe entzieht.

"Wir distanzieren uns auf das Schärfste von dem Anliegen und Vorgehen des Leo e.V.", sagte Kreissprecher Uwe Gajowski. In den Jahren 2010 bis 2012 überwies der Kreis 1850 Euro an den Verein. Die Förderanträge dafür hätten allerdings mit den umstrittenen Therapien nichts zu tun gehabt, betont der Landkreis. "Wir haben überprüft, ob der Vereinszweck und die Verwendung der Mittel in Einklang standen, und da gab es nichts zu beanstanden", sagte der Sprecher.

Ob es weitere Förderungen aus öffentlichen Kassen gegeben hat, ist noch unklar. Das Sozialministerium habe nichts gezahlt, versicherte ein Sprecher. Andere Ministerien prüfen noch ihre Unterlagen. "Ob es Zahlungen gegeben hat, ist in der Kürze nicht mit 100-prozentiger Sicherheit auszuschließen", sagte Regierungssprecher Matthias Schuppe. Sicher ist bereits, dass das Landesunternehmen Lotto-Toto Sachsen-Anhalt im Jahr 2001 die Summe von 40000 Euro überwiesen hat.

Vorgesehen war das Geld für die Sanierung des Birkenhofs in Bennungen. Dessen Eigentümer ist der Verein Leo, der dort Seminare veranstaltet. "Aus unserer Sicht war der Verein unauffällig. Wir haben die Satzung geprüft, da ging es um Hilfe für Menschen in schwierigen Lebenssituationen", sagt Lotto-Geschäftsführerin Maren Sieb.

Die evangelische Kirche distanzierte sich unterdessen von den Seminaren des Pfarrers. "Er ist nicht mehr im aktiven Dienst und veranstaltet die Kurse als Privatperson", sagte Friedemann Kahl, Sprecher der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Aus Sicht der Landeskirche sei die These, Homosexualität lasse sich heilen, nicht haltbar.

Bernhard Ritter, Vorsitzender des 1991 gegründeten Vereins, äußert sich nicht gegenüber Medien. Auf der Vereins-Homepage fungiert er als Ansprechpartner für den "Arbeitskreis Bekennender Christen in Mitteldeutschland", eine konservative Gruppe, die der offiziellen Kirche ein Abrücken von der Bibel vorwirft. Die Kirche werde immer stärker zu einer "christlichen Sekte", die die Menschen in die Irre führe.

Der Arbeitskreis wettert insbesondere gegen die Anerkennung schwuler und lesbischer Partnerschaften. Homosexualität sei ein Zeichen für den "Verfall des Glaubens und des Lebens", heißt es auf der von Ritter verantworteten Homepage.