1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Auf leere Kirchen folgen leere Pfarrhäuser

Immer weniger junge Menschen wollen eine Gemeinde leiten Auf leere Kirchen folgen leere Pfarrhäuser

03.02.2014, 01:32

Magdeburg (dpa/he) l Den Kirchen in Sachsen-Anhalt fällt es immer schwerer, ihre Pfarrstellen zu besetzen. Insbesondere das katholische Bistum Magdeburg sieht große Nachwuchsprobleme. Künftig werde es nicht mehr möglich sein, jede Pfarrei zu besetzen, kündigt Ordinariatsrat Thomas Kriesel an, zuständig für Personalplanung. Im aktiven Dienst gibt es 80 Priester. 2015 erwartet das Bistum zwei Priesterweihen, 2016 eine weitere. Von 44 Pfarreien ist derzeit eine ohne eigenen Pfarrer.

Vor allem die vorgeschriebe Ehelosigkeit, der Zölibat, schreckt offenbar junge Männer ab. Außerdem habe der Priesterberuf in den vergangenen Jahrzehnten erheblich an gesellschaftlicher Akzeptanz verloren, bedauert der Personalchef. Der tiefste Grund liegt für ihn in der geringen Zahl von Katholiken und den wenigen Taufen im Bistum Magdeburg. Das Bistum sucht seit vielen Jahren nach Antworten darauf, wie künftig der Glaube gelebt werden kann. Die Gestalt der Kirche sei bislang "sehr stark von der Rolle des Pfarrers her gedacht", sagte Kriesel. Das werde sich radikal ändern.

Freie Stellen für Pfarrer

Die evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat derzeit 31 von rund 860 Pfarrstellen nicht besetzt, sagte Sprecher Friedemann Kahl. Bis April sollen für 15 Stellen neue Pfarrer gefunden sein. In den vergangenen fünf Jahren hat die EKM jeweils um die zehn Pfarrer ordiniert. Nachwuchs für den Verkündigungsdienst zu gewinnen, werde weiter eine zentrale Aufgabe bleiben, um Versetzungen in den Ruhestand und Abwanderungen ausgleichen zu können.

Die Pfarrer selbst prophezeien der Kirchenleitung erhebliche Nachwuchsprobleme schon vom kommenden Jahr an. Der Mangel sei absehbar, sagte Martin Michaelis von der Pfarrvertretung der EKM zur Volksstimme. "Das wird vor allem die armen Landeskirchen im Osten treffen, weil viele aktive Pfarrer in den Westen abwandern werden."

Jährlich 15 Ausbildungsplätze

Die Kirchenspitze versucht, im Internet nach künftigen Theologiestudenten zu fischen. Auf der Seite www.theologiestudium-ekm.de rollt ein lässiger junger Pfarrer im Talar auf einem Motorrad mit Seitenwagen durchs Bild. Laut Kahl stellt die EKM jährlich 15 Ausbildungsplätze für Vikare und zwei für Gemeindepädagogen zur Verfügung.

In der evangelischen Landeskirche Anhalts arbeiten 61 Pfarrer, vor zehn Jahren waren es noch 72. Pro Jahr kommt nur jeweils ein neuer Pfarrer hinzu. Zwischen 2003 und 2007 wurde sogar überhaupt niemand ordiniert. Derzeit seien von 50 Gemeindepfarrstellen drei nicht besetzt.