1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Aeikens hält Genmais-Anbau für vertretbar

Regierung will Ausstiegsklausel Aeikens hält Genmais-Anbau für vertretbar

Obwohl sich eine Mehrheit der Bürger gegen Genmais ausspricht, könnte
die umstrittene Sorte 1507 bald auf den Feldern Sachsen-Anhalts angebaut
werden - mit Zulassung aus Brüssel.

12.02.2014, 01:19

Magdeburg l Viele EU-Minister haben sich bei ihrem Treffen am Dienstag in Brüssel gegen eine Anbau-Genehmigung von Mais 1507 ausgesprochen, doch die nötige qualifizierte Mehrheit für ein Verbot haben sie verfehlt. Nun darf die EU-Kommission selbst über die Maissorte 1507 entscheiden und der zuständige Gesundheitskommissar Tonio Borg erklärte bereits, er sei für die Zulassung.

Die Bundesregierung hatte sich bei der Abstimmung im Ministerrat enthalten - obwohl laut einer aktuellen Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung sich 88 Prozent der Bürger gegen den Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen aussprechen. Die Regierung fand aber bislang nicht zu einer klaren Haltung, weil die CDU-Ministerien für Forschung und Gesundheit für eine Anbau-Zulassung sind, die SPD-Ministerien und das CSU-geführte Landwirtschaftsministerium dagegen.

Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will den Genmais nun mit einer Ausstiegsklausel von deutschen Feldern fernhalten. "Ich bin jedenfalls optimistisch", sagte Friedrich, denkbar sei eine Klausel für die Bundes- oder für die Länderebene.

Chancen, Risiken der Gentechnik zu diskutieren

Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens (CDU) sagte am Dienstagmorgen dem Deutschlandradio Kultur, er halte ein Ja zum Anbau von Genmais für vertretbar. Nach der Abstimmung im EU-Ministerrat sagte er der Volksstimme: "Die Zulassung durch die EU wird angesichts der in Deutschland herrschenden Stimmung keinen großflächigen Anbau auslösen. Aber sie bietet die Möglichkeit, über Chancen und Risiken der Gentechnik zu diskutieren." Er sprach sich zudem gegen eine Ausstiegsklausel für die Länder aus.

"Es darf keine Flickenteppich-Lösung, sondern nur eine bundeseinheitliche Regelung geben." Scharfe Kritik übten Umweltschützer. "Wenn dieser Mais angebaut wird, steigt automatisch der Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glufosinat, welches jedoch so giftig für Säugetiere und Nicht-Zielorganismen ist, dass das Mittel nach dem Willen der EU-Kommission 2017 sogar aus dem Verkehr gezogen werden soll", kritisierte Annette Leipelt vom Nabu Sachsen-Anhalt. Dass die Anbau-Zulassung nun durchgepeitscht werde, sei daher unverständlich.

Andreas Graner vom Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben betonte dagegen, Mittel wie Glufosinat, gegen die Maissorten wie 1507 resistent sind, seien schon seit Jahren zugelassen und würden bei fachgerechter Anwendung keine bleibenden Schäden verursachen. Der Genmais biete Vorteile, weil er für Landwirte einfacher anzubauen und gegen Schädlinge wie den Maiszünsler resistent sei.