1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Ein Konzert vor "FDJ-Mumien"

Udo Lindenberg Ein Konzert vor "FDJ-Mumien"

Am 25. Oktober 1983 spielte Udo Lindenberg zum ersten und einzigen Mal in der DDR. 15 Minuten dauerte sein Auftritt beim Friedensfestival der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Ostberlin. Vier Lieder durfte er singen. Die Auswahl trafen die Kulturfunktionäre der DDR.

25.02.2014, 14:49

Magdeburg | Schon in seinem Lied Rock\'n\' Roll-Arena in Jena (1975) träumte Lindenberg öffentlich von einem Konzert in der DDR. Zu diesem Zeitpunkt führte die Staatssicherheit bereits eine Akte Lindenberg. Seine Ein- und Ausreisen wurden registriert, jede Äußerung - ob in Songtexten oder anderer Form - protokolliert.

Mit dem "Sonderzug" Erich Honecker" verhöhnt

Mit der Veröffentlichung eines seiner berühmtesten Lieder, dem "Sonderzug nach Pankow"(1983), schienen seine Chancen, in der DDR auf Tournee zu gehen, endgültig dahin. Das Lied, das sich direkt an den Generalsekretär Erich Honecker richtete, empfanden viele damalige Genossen als Beleidigung und Verhöhnung des SED-Staates. Doch Lindenberg ließ nicht locker.

1983 kam man nicht mehr umhin, den Sänger auftreten zu lassen. Für das von der SED organisierte Friedensfestival im Palast der Republik sollten internationale Künstler auftreten, die sich in der Friedensbewegung engagierten, darunter auch der US-Sänger Harry Belafonte. Dessen deutscher Konzertmanager, Fritz Rau, stellte den Funktionären die Bedingung: Belafonte tritt nur auf, wenn Udo Lindenberg singen darf! Die ostdeutsche Seite stimmte zu, allerdings unter der Bedingung, dass Lindenberg seinen "Sonderzug" nicht singe.

Udo Lindenbergs Konzert endet tragisch

Am 25. Oktober 1983 kam es zu jenem denkwürdigen Auftritt Lindenbergs, allerdings vor einem von der Partei ausgesuchtem FDJ-Publikum, das Lindenberg zwar höflich applaudierte, aber sonst jeglicher Emotionen enthielt. Und während Udo Lindenberg vor "FDJ-Mumien", wie er sie später nannte, vier Lieder spielen durfte, harrten die wahren Fans zu Hunderten vor dem Palast der Republik aus. Die Staatssicherheit war mit einem Großaufgebot vor Ort. Später kam es zu Ausschreitungen: die Fans wurden zurückgedrängt, teilweise verhaftet und zusammengeschlagen.

Udo Lindenberg erfuhr erst nach dem Fall der Mauer davon. Es blieb sein einziger Auftritt in der DDR. Erst Anfang 1990, nachdem Erich Honecker gestürzt und die Mauer gefallen war, konnte er seine lang ersehnte Tour durch die DDR beginnen. In Suhl, Erfurt, Leipzig, Magdeburg, Schwerin und Rostock jubelten ihm tausende Fans zu.


<6><7>