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Fachkräftemangel behindert Wachstum Sachsen-Anhalts IT-Branche brummt

Das große Thema der Cebit in Hannover ist nach den Späh-Skandalen der
Umgang mit Daten. IT-Firmen aus Sachsen-Anhalt sehen aber keinen Grund
zur Skepsis. Auf der Messe präsentieren sie sich selbstbewusst, die
Geschäfte laufen gut.

12.03.2014, 01:21

Hannover l Olaf Müller ist mit der Auftragslage zufrieden. Er ist Geschäftsführer von MDlink. Das ist ein Online-Provider mit Sitz in Magdeburg, der Firmen unter anderem anbietet, große Datenmengen sicher zu speichern. "Seit dem NSA-Skandal haben wir deutlich mehr Anfragen", erzählt Müller. Der Grund: die Kunden wissen, dass ihre Daten von Konstruktionsplänen oder Projekten nicht auf einem Server in den USA landen und dort womöglich von Geheimdiensten oder Wettbewerbern ausgespäht werden. Denn MDlink betreibt ein eigenes Rechenzentrum in der Landeshauptstadt, für das eben das strenge deutsche Datenschutzrecht gilt.

Und das Geschäft lohnt sich, meint Müller. "Die Datenmengen, die Firmen bewältigen müssen, werden Jahr für Jahr größer." Gerade kleine und mittlere Betriebe könnten es sich nicht leisten, dauernd ihre Speicher-Kapazitäten aufzurüsten und würden deshalb ihre Daten lieber extern verwalten lassen. Und so machen Speicher-Anbieter wie MDlink ordentlich Geschäfte: "Wir haben derzeit einen Umsatz von 800000 Euro und peilen nun die Millionen-Marke an", erzählt Müller. Mit seiner Fünf-Mann-Firma will er weiter wachsen.

Zahl der Beschäftigten hat sich verdoppelt

Doch nicht nur MDlink ist im Aufwind - die ganze Branche in Sachsen-Anhalt wächst. Im vergangenen Jahr hat sie einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro gemacht. Zum Vergleich: 2011 lag der Gesamtumsatz noch bei 1,6 Milliarden Euro. Stetig zu nimmt auch die Beschäftigung, sie hat sich in den vergangenen sieben Jahren auf heute 13729 Mitarbeiter fast verdoppelt. So gibt es mittlerweile nicht etwa nur Fünf-Mann-Firmen, sondern auch gut 500 Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.

"Die Entwicklung ist nachhaltig positiv", erklärt Marco Langhof, Vorsitzender des Verbands der IT- und Multimediaindustrie Sachsen-Anhalt. Kritisch sei lediglich der Mangel an Fachkräften. Zwar gebe es landesweit 3000 IT-Studenten, doch der Nachwuchs-Bedarf bei den Firmen sei größer. "Dabei bemühen sich viele Betriebe ja schon darum, Studenten direkt von der Uni an den Arbeitsplatz zu locken." So mancher der 40 Aussteller am Gemeinschaftsstand des Landes Sachsen-Anhalt auf der Cebit präsentiert daher nicht etwa nur sein Wissen, sondern Stellenanzeigen gleich mit.

Und bei den Messe-Ständen fällt auch schnell auf, was das Markenzeichen der IT-Branche ist: Vielfältigkeit. Während sich die einen auf das Speichern von Daten ("Cloud-Computing") spezialisiert haben, entwickeln andere Software-Lösungen für traditionelle Industriezweige wie Chemie, Logistik, Medizintechnik oder Automobilindustrie.

Branche ist vielfältig aufgestellt

Und es gibt Exoten wie die Firma Q-fin. Das Magdeburger Unternehmen mit 35 Mitarbeitern und einem Umsatz von 1,5 Millionen Euro vertreibt Finanzsoftware. "Wir bieten ein Programm zur Vermögensverwaltung und eines zum Risikomanagement von Anlagen an", erzählt Sandra Fischer. Magdeburg sei zwar kein großes Finanzzentrum, aber Firmengründer Peter von Pokrzywniki wollte seiner Heimat treu bleiben und nicht etwa sein Glück in der Bankenmetropole Frankfurt versuchen.

Die Magdeburger Firma MXM Mixed Reality Marketing setzt hingegen auf Innovationen im Bereich Visualisierungstechniken. Sie hat zum Beispiel eine App für Smartphones und Tablets entwickelt, die in Print-Katalogen 3-D-Bilder erscheinen lässt. Wie Q-fin hofft auch MXM weiter zu wachsen - wenn sie der Fachkräftemangel nicht daran hindert.