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Eurovision Song Contest Elaiza: In der Altmark ploppen die Sektkorken

Von Christin Käther 15.03.2014, 02:17

Köln l Es kommt immer anders, als man denkt: Eine unbekannte Berliner Band hat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest den Favoriten Unheilig gestürzt und fährt nun nach Kopenhagen.

Noch bei der nächtlichen Pressekonferenz kullerten Elaiza-Frontfrau Elzbieta Steinmetz die Tränen über die Wangen. Geradezu fassungslos rief sie immer wieder "Danke, danke, danke!" ins Mikro. "Ich kann gar nicht aufhören, mich zu bedanken!" Nur zu verständlich, denn dass sich das völlig unbekannte Frauen-Trio im deutschen ESC-Vorentscheid gegen den großen Favoriten Unheilig durchgesetzt hatte, war nun wirklich überraschend. Am 10. Mai wird die Berliner Band in Kopenhagen für Deutschland singen.

Einer, dem an diesem Abend ebenfalls die Tränen in den Augen standen, war Dieter Fichtner aus Pretzier (Altmarkkreis Salzwedel). Er hatte die Sendung verfolgt und ist sichtlich gerührt, dass es eine seiner ehemaligen Musikschülerinnen so weit geschafft hat. Elf Jahre lang hat er Yvonne Grünwald, die bei Elaiza Akkordeon spielt, unterrichtet. "Yvonne war ein sehr fleißiges Mädchen", erinnert er sich an die 29-Jährige, die bis zu ihrem Abitur in Arendsee lebte. "Sie war eine Ausnahmeerscheinung und hat bei Musikwettbewerben regelmäßig abgeräumt."

Dieter Fichtner kennt Yvonne seit der ersten Klasse. Er hat sie auf ihr Musikpädagogik-Studium in Berlin vorbereitet. Und Yvonne lobt ihren ehemaligen Lehrer in den höchsten Tönen: "Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich so gut Akkordeon spielen kann." Auch heute noch halten die beiden Kontakt miteinander. "Es ist absolut richtig, dass Elaiza so weit gekommen ist", sagt Dieter Fichtner.

Über Nacht ist Yvonnes Heimatstadt Arendsee in den Fokus der Medien gerückt. Am Freitag reiste das erste Fernsehteam an. Einer, der Elaiza für den ESC die Daumen drückt, ist Bürgermeister Norman Klebe. "Wir freuen uns riesig und sind stolz auf ihren Erfolg", sagt er. Als am Donnerstagabend feststand, dass Elaiza nach Kopenhagen fährt, "habe ich erst mal einen Sekt aufgemacht", so Klebe. Nun plant er für den 10. Mai eine Public-Viewing-Veranstaltung am Strandbad. Jeder soll live vor der Leinwand mitfiebern können, wenn Elaiza sich vor einem Millionenpublikum präsentiert. Die Idee will er am kommenden Montag dem Stadtrat vortragen.

Das Ergebnis im Schlussdurchgang des Vorentscheids war recht knapp: 55 Prozent der insgesamt fast zwei Millionen Anrufer und SMS-Sender votierten für "Is it right", der ersten Single des Damen-Trios, 45 Prozent für Unheilig mit "Wir sind alle wie eins". Wären Elaiza nicht als letzter von insgesamt acht Bewerbern mit in den Vorentscheid gerutscht, hätte Unheilig ohne Zweifel haushoch gewonnen. Wie aber haben die drei Frauen den Favoritensturz geschafft? "Unheilig hat schlicht und einfach darunter gelitten, dass da plötzlich so`n Frauen-Trio kam, in das sich das Publikum aufs Anhieblichste verknallte", lautet die Analyse des altgedienten ESC-Experten Jan Feddersen.

Inga Fransson vom Rock- Pop-Museum in Gronau meint: "Man sieht jetzt: Es zählt tatsächlich nicht die Prominenz. Die Leute haben den Song und den Gesamtauftritt bewertet und meiner Meinung nach genau den richtigen Song ausgewählt." "Is it right" geht sofort ins Ohr, und darauf kommt es an. Gleichzeitig hat es etwas von handgemachter Musik in kleiner, gemütlicher Runde. Auffällig ist der stampfende Polka-Rhythmus. Die Experten kennen den Sound: "Diese neue Volksmusik-Bewegung, die gibt es schon seit einigen Jahren", sagt Feddersen. "Die Musik, die Elaiza spielen, hört man in den Metropolenzentren von Berlin und Hamburg, München, Köln und Frankfurt. Das ist überhaupt nicht so überraschend!"

Natürlich schadet es auch nicht, dass die drei Musikerinnen sympathisch unverstellt wirken. Bleibt die Frage, ob sie auch beim internationalen Publikum ankommen. Jan Feddersen meint: "Ich glaube nicht, dass sie schlecht abschneiden werden." Wobei er wie der ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber davor warnt, sie nun gleich in eine Favoritenrolle zu drängen. Besser als der 21. Platz vom letzten Jahr dürfte es allemal werden.