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Zahlenfolge "88" untersagt Wirbel um Geheimcode im Nummernschild

Etwa die Hälfte aller Autoschilder sind Wunschkennzeichen. Doch nicht
jede Kombination ist erlaubt. So wird in Sachsen-Anhalt die Zahlenfolge
"88" nicht mehr vergeben, weil Neonazis diese als Geheimcode nutzen.
Auch "SK-IN" (Saalekreis) steht auf der Liste.

Von Matthias Fricke 17.03.2014, 02:22

Magdeburg l Siegmar Klingenberg konnte es nicht glauben, als er in der Magdeburger Zulassungsstelle sein altes Wunschkennzeichen von 2006 "MD-SK 88" beim einfachen Umschreiben seines Wagens abgeben musste. Die alleinige Zahlenfolge "88" dürfe nicht mehr vergeben werden, hieß es. Es sei ein Geheimcode der Neonazis. Der achte Buchstabe im Alphabet ist ein H und die "88" stehe für "Heil Hitler". Dem 54-Jährigen blieb nichts anderes übrig, als ein neues Wunsch-Kennzeichen zu kaufen. "Dabei wollte ich damals nur eine Acht, weil ich im August Geburtstag habe, die einzelne Zahl war aber schon weg. Da habe ich zwei Achten genommen", sagt er. Mit Neonazis hatte er aber nie zu tun.

Peter Mennicke vom Landesverkehrsministerium bestätigt, dass die "88" nicht vergeben werde. "Die rechte Szene könnte die Kombination als Erkennungszeichen nutzen", sagt er.

Und warum ist dann "HH" erlaubt? Mennicke: "Weil es als Erkennungszeichen nichts taugt, dass haben ja viele." Wie ohnehin alle Hamburger. Nach der Zulassungsverordnung dürfen Kombinationen "nicht gegen die guten Sitten" verstoßen. Per Erlass seien die Zulassungsstellen des Landes deshalb seit 1991 angewiesen, die Buchstabenkombinationen "SA, HJ, SS und KZ" nicht zu vergeben. Seit 2007 sei dies mit der "88" und dem "IN" im Saalekreis (SK) erweitert worden. "SK-IN" könnte für Skinhead stehen.

Nicht nur Sachsen-Anhalt achtet auf solche Kürzel. Der Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein (Kennzeichen IZ) vergibt nach Angaben von Frank Nagorny von der dortigen Kreisverwaltung zum Beispiel auch nicht die Kombination "IZ-AN". Rückwärts gelesen bedeutet es "Nazi".

Auch auf andere Inhalte wird geachtet. Warendorf (WAF) in Nordrhein-Westfalen lässt "FE" als "WAF-FE" nicht zu. Starnberg in Oberbayern (STA) erteilt die Kombination "SI" nur in Ausnahmen, so der Leiter der Zulassungsstelle Wolfgang Tänzer. Die Abkürzung "STA-SI" steht für Staatssicherheit. Stuttgarter müssen unter anderem auf "ED" verzichten. "S-ED" ist die Abkürzung für die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands. "S-EX 69" ist hingegen im eher prüden Schwabenländle erlaubt und auch vergeben, so Jan Minges aus Stuttgart.