1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Mit 28 Fahrzeugen auf Verbrecherjagd

170 Polizisten fahnden auf der A2 nach Diebesbanden Mit 28 Fahrzeugen auf Verbrecherjagd

Pro Tag rollen durchschnittlich mehr als 65.000 Fahrzeuge über die
Autobahn 2. Sie gilt als wichtige Transitstrecke auch für Autoschieber,
Schleuser und Diebesbanden. Bei einer Razzia in der Nacht zum Freitag
kontrollierten 170 Polizisten fast tausend Fahrzeuge.

Von Matthias Fricke 22.03.2014, 02:23

Schopsdorf l Die beiden Zivilfahnder Klaus Dieter Müller und Karl-Heinz Baum rollen mit ihrem Wagen auf der Autobahn 2 in Richtung Osten und "schwimmen" in Höhe der Landesgrenze Brandenburg im dichten Verkehr mit. Sie sind auf der Suche nach verdächtigen Transportern oder Fahrzeugen mit großen Ladeflächen vor allem aus osteuropäischen Staaten. Erhebungen des Bundeskriminalamtes belegen, dass Autodiebstähle seit Jahren bevorzugt von osteuropäischen Banden begangenen werden. Diese Länder bieten auch einen wichtigen Absatzmarkt. Allein in Sachsen-Anhalt gab es im vergangenen Jahr 1558 Autodiebstähle, wobei nach Angaben der Versicherer die entwendeten Fahrzeuge immer höherwertiger wurden.

Kontrolle auf dem Autohof

In der Nacht zum Freitag zwischen 20 und 3 Uhr sind mit Müller und Baum Fahnder in 27 weiteren Fahrzeugen aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt unterwegs auf Deutschlands bedeutendster Ost-West-Achse. Die Teams fischen Verdächtige heraus und bringen sie zur großen Kontrollstelle des Autohofes Schopsdorf im Jerichower Land. Dort hat das Technische Hilfswerk den Parkplatz ringsherum ausgeleuchtet. Durchsuchungsteams, bestehend aus Experten für Autokriminalität, Personenfahndung und zehn Mitarbeitern des Zolls, stehen bereit. Auch ein Drogenspürhund ist im Einsatz.

Das Zivilfahnder-Team Müller und Baum entdeckt einen verdächtigen Klein-Lkw mit polnischen Kennzeichen. "Die Ladefläche ist groß genug, da passt ein Auto drauf", sagt Karl-Heinz Baum. Er gibt über Funk den möglichen "Fang" durch und kündigt das Ankommen in wenigen Minuten an. Doch bevor sie sich mit ihrem Zivilwagen vor den Transporter setzen, um ihn zum Folgen aufzufordern, warten sie noch.

Klaus-Dieter Müller: "Wir können das erst kurz vor der Ausfahrt tun, weil die Fahrzeuge sonst die Geschwindigkeit zu schnell herunterbremsen." Nach einigen hundert Metern ist es soweit, das elektronische Schild im Heck des Wagens fährt heraus. Die Schriftzüge "Polizei" und "Folgen" blinken rot auf. Die Fahrzeuge rollen Richtung Autohof.

Banden organisieren sich gut

Es sei wie ein Fischen im Trüben, obwohl die beiden Fahnder der Autobahnpolizei seit 16 Jahren nach Dieben, Autoschiebern und Schleusern Ausschau halten und einen Blick für Verdächtige entwickelt haben.

Ihr Job ist nicht einfach. Die teilweise sehr gut organisierten Banden sind gut ausgerüstet. "Es gibt inzwischen Geräte, mit denen die Täter uns im dichten Verkehr wegen unserer Funkgeräte ausfindig machen können", erklärt einer der Fahnder. Diese sollen ebenso im Internet erhältlich sein wie Störsender, die eine GPS-Ortung von gestohlenen Autos erschweren.

Organisierte Banden benutzen oft auch mehrere Fahrzeuge, wobei eines auffällig den "Köder" spielt. Wenn dieses von der Polizei kontrolliert wird, sind die anderen gewarnt. Es ist wie ein Katz-und-Maus-Spiel. Das weiß auch der Leiter des Kriminaldienstes des Autobahnreviers Börde Olav Pitloun. Er hat die Gemeinschaftsaktion seit Monaten vorbereitet. "Weil wir wissen, dass sich die Kontrolle schnell herumspricht, haben wir natürlich auch die Ausweichrouten besetzt", erklärt er. In Sachsen-Anhalt gibt es einen Posten auf der B1 zwischen Burg und Reesen. In Brandenburg sogar 16 weitere Kontrollpunkte.

Inzwischen haben Müller und Baum ihren "Fang" an der Kontrollstelle abgeliefert. Dort wird er von den anderen Teams gefilzt. Doch statt der vermuteten Autos auf der Ladefläche finden die Beamten nur PVC-Rohre, für die es auch Papiere gibt. Die Fahnder haben inzwischen schon wieder die nächsten Fahrzeuge im Schlepptau, von der Edellimousine bis zum Transporter. Doch am Ende der sieben Stunden landen nur kleine Fische im Netz. Sprecher der Polizeidirektion Nord Marc Becher: "Wir lassen uns dadurch aber nicht entmutigen."