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Stefanie Wipprecht aus Wernigerode will mit ihrer Stimme die Bühne erobern Vom Chormädchen zur Opernsängerin

Traumberuf Opernsängerin - Stefanie Wipprecht aus Wernigerode arbeitet
hart an ihrer Stimme, um dieses Ziel zu erreichen. Ihr Wunsch -
irgendwann möchte sie bei den Schlossfestspielen in ihrer Heimatstadt
auf der Bühne stehen.

Von Julia Bruns 24.03.2014, 02:30

Wernigerode l Sie kommen aus Deutschland, aus Korea, den USA, Mazedonien und Spanien - und sie verfolgen alle dasselbe Ziel: Die jungen Frauen und Männer wollen Opernsänger werden - und sie würden für diesen Traum fast alles tun. Die 17 Teilnehmer des Belcanto-Meisterkurses in Wernigerode haben in der vergangenen Woche mehrere Stunden am Tag gesungen, um sich auf das große Abschlusskonzert am Sonnabend vorzubereiten.

Unter ihnen ist auch eine Wernigeröderin. Stefanie Wipprecht möchte eines Tages ein Engagement in einem Opernhaus oder Theater. . "Ich wollte schon immer was mit Musik machen", sagt die große Blondine. In ihrer Familie sei niemand sonderlich musikalisch. "Nur mein Großvater, der hat Schlagzeug gespielt." Mit ihrer Stimme könne die 27-Jährige zum Ausdruck bringen, was sie in ihrem tiefsten Innern fühlt

Von der fünften Klasse an besucht sie das Landesgymnasium für Musik in Wernigerode, singt in den Kinderchören, später im berühmten Rundfunkjugendchor unter der Leitung von Peter Habermann. Nebenbei lernt sie Querflöte. "Darin war ich richtig gut, eigentlich besser als im Gesang", verrät sie. "Trotzdem wollte ich lieber singen, mit meiner Stimme kann ich mehr als mit der Flöte herüberbringen." Mit 16 Jahren steht für sie deshalb fest: "Ich will Opernsängerin werden." Schon damals singt sie im Opernchor bei Puccinis "Tosca" bei den Schlossfestspielen.

Nach dem Abitur entscheidet sie sich bewusst gegen ihren Traum. "Mein damaliger Stimmbildungslehrer hatte mir abgeraten, Gesang zu studieren." So bewirbt sie sich für eine Ausbildung zur Logopädin. In Ingolstadt lernt sie, wie man Menschen mit Sprachfehlern wie Stottern behandelt. "Ich habe zwei Jahre lang gar nicht gesungen, dann musste ich einfach wieder anfangen." Von 2009 an studiert sie in Wiesbaden elementare Musikpädagogik mit Zweitfach Gesang. Auf den Rat ihrer Dozentin hin beginnt sie 2010, zusätzlich noch Gesangspädagogik zu studieren.

"Die Kombination aus Gesang und Schauspiel ist es, was mich fasziniert."

Ihr bisher schönstes Erlebnis - ein Konzert mit Orchester und Chor im Kloster Eberbach, wo der Kinofilm "Der Name der Rose" gedreht wurde. "Eine unvergleichliche Atmosphäre. Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und zu spielen", sagt sie. "Die Kombination aus Gesang und Schauspiel fesselt mich." Das Studium finanziert sie sich mit Logopädie-Stunden.

In diesem Jahr erhält sie ihr zweites Diplom - dennoch ist sie nicht am Ziel angekommen. Dass sie noch viel dazu lernen kann, habe sie beim Kurs in der Villa Russo in der Feldstraße gemerkt. "Die Konkurrenz ist wahnsinnig gut." Chancen auf einen der drei Förderpreise beim Wettbewerbskonzert habe sie sich nicht ausgerechnet.

"Meine Stimme muss noch reifen", sagt sie. Bis zu vier Stunden singt sie pro Tag. Die Stimme sei schließlich wie ein Wein - mit dem Alter verändere sie sich. "Deshalb will ich noch Gesang studieren. Mit dem Belcanto-Kurs kann ich mich auf die Aufnahme-Prüfung vorbereiten."

Berlin, Köln, Frankfurt, Hannover oder Wien - Stefanie Wipprecht wird dahin gehen, wo sie einen Platz erhält. Die wenigen Studienplätze sind hart umkämpft. "Mein Wunsch ist, dass ich für das Gesangsstudium genommen werde, egal wo."

Beim Konzert am Sonnabend ist kein Stuhl unbesetzt, in der letzten Reihe im Saal der Villa Russo hört auch Christian Fitzner, Chef des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode, aufmerksam zu. Als Mezzosopran singt Stefanie Wipprecht eine Arie aus dem "Otello" von Rossini und ein Duett aus der Mozart-Oper "Le Nozze di Figaro".

Der Sieger des Konzertes darf ein Konzert im Schloss mit dem Kammerorchester gestalten. "Ein absoluter Traum" für die Wernigeröderin. "Und bei den Schlossfestspielen würde ich wahnsinnig gerne einmal mitspielen." Für Stefanie Wipprechts Arien gibt es viel Applaus. Auch von ihrer Mutter, die im Publikum sitzt. "Sie unterstützt mich, ist stolz auf mich." Am Ende gewinnt sie keinen Preis. Enttäuscht ist sie nicht - vielmehr motiviert. "Ich habe viel dazu gelernt. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei", steht für sie fest. "Und vielleicht gewinne ich dann den Preis."