1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Ärzte und Apotheker beklagen Engpässe bei Impfstoffen

Serum gegen Gelbfieber Ärzte und Apotheker beklagen Engpässe bei Impfstoffen

27.03.2014, 02:18

Magdeburg l In 77 Tagen beginnt die Fußballweltmeisterschaft. Die Brasilienkoffer sind längst nicht gepackt, aber vorsichtige Fans machen sich schon jetzt in die Spur - nicht wegen des Fußballfiebers. Sondern, um eine Gelbfieberimpfung zu bekommen. Der Impfstoff ist Mangelware. Letzte Lieferungen habe es Ende 2013 gegeben, hätten ihm Apotheker-Kollegen berichtet, sagt Martin Wolff, Pressesprecher der Apothekerkammer in Sachsen-Anhalt.

Das bereitet aber nicht nur Fußballfans Sorgen, sondern auch Urlaubern und Arbeitgebern, die ihre Leute ins Ausland schicken. Von "erheblichen Engpässen" spricht Constanze Gottschalk vom Landesamt für Verbraucherschutz. Eike Hennig, Leiter des Gesundheits- und Veterinäramts Magdeburg, bestätigt, der Impfstoff sei seit Monaten äußerst knapp.

Nun wird nicht jeder, der nach Brasilien fährt, eine Gelbfieberimpfung brauchen. Es komme immer darauf an, in welche Region man fahre und auf die Umstände, sagt Constanze Gottschalk. Allerdings liegen einige WM-Spielstätten in Gelbfiebergebieten. Darauf weist das Auswärtige Amt hin. Da ist Vorsorge angeraten, auch wenn sie nicht Bedingung für eine Einreise ist.

Vor Reise Standard-Impfschutz überprüfen

Die Apothekerkammer geht Wolff zufolge davon aus, dass Ende dieses Monats oder im April Lieferungen der Pharmaindustrie eintreffen werden. Diese Information hat auch Hennig. Besonders optimistisch ist er aber nicht. "Ich glaube erst daran, wenn ich den Impfstoff in der Hand habe", sagt er. Die Impfung muss mindestens 10 Tage vor Reiseantritt erfolgen, sie schützt dann für etwa zehn Jahre.

Hennig und Gottschalk empfehlen dringend, vor der Reise den Standard-Impfschutz zu überprüfen und gegebenenfalls auffrischen zu lassen. Gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Kinderlähmung impft der Hausarzt. Gleiches gelte für die Impfung gegen Hepatitis A und Hepatitis B. Das sollte man schnellstens tun, rät Eike Hennig.

Wenige Hersteller für Impfstoffe

Gegen Gelbfieber hingegen, das in 30 Prozent der Fälle tödlich endet, dürfen nur Tropenmediziner und staatlich zugelassene Stellen impfen. Der Hausarzt weiß, wo Impf- und Beratungsstellen sind. In Magdeburg haben beispielsweise das Gesundheits- und Veterinäramt und das Landesamt für Verbraucherschutz eine Gelbfieberimpfstelle (siehe Internet-Link). Nicht allein das Gelbfiebermittel Stamaril ist derzeit nicht verfügbar. Auch Repevax-Fertigspritzen und Pentavac-Fertigspritzen - beide sind gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Kinderlähmung - gibt es frühestens im April wieder, informiert der Hersteller Sanofi Pasteur MSD.

Von Notstand mag Apotheker Wolff aber nicht sprechen. Es gibt ja noch andere Mittel. Etwa Boostrix Polio. Doch habe dessen Hersteller GlaxoSmithKline (GSK) wegen erhöhter Nachfrage Lieferprobleme, wie die Pharmazeutische Zeitung berichtete. Das Robert-Koch- und das Paul-Ehrlich-Institut hatten daraufhin vor Lieferengpässen gewarnt. Und das Düsseldorfer Centrum für Reisemedizin (CRM) stellt fest: "Für die Reise notwendige Impfstoffe können nicht verabreicht werden, weil Impfstoffe gar nicht oder nur eingeschränkt verfügbar sind."

Impfung wichtig für Reise zur Fußball-WM in Brasilien

Diesen Zustand könne man nicht auf die Rabattverträge mit den Krankenkassen schieben, sagt Martin Wolff. Die Produktion von Impfstoffen sei ein langwieriger und komplizierter Prozess, der viel Zeit und Geld koste. Und "wenn dann eine Charge misslingt, wird es unter Umständen monatelang eng auf dem Markt". Als einen Grund dafür sehen Beobachter, dass viele Impfstoffe nur von einem oder zwei Herstellern produziert werden. So warnt auch die Akademie für Kinder- und Jugendmedizin vor Monopolbildung in der Impfstoffherstellung.

Auch könne man Impfstoffe wegen ihrer begrenzten Haltbarkeit nicht auf Halde legen, erläutert Wolff. Andere sprechen davon, dass die Pharmaindustrie der wachsenden Nachfrage nicht nachkomme. Der Grund: Die Vermarktung von Impfstoffen in Deutschland sei kaum lukrativ, zitiert Spiegel-Online den wissenschaftlichen Leiter des CRM und Medizinischen Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin, Tomas Jelinek.