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Gerwischs Einwohner zum Hochwasserschutz Größtes Deichprogramm seit Jahrhunderten

In Gerwisch soll im kommenden Jahr ein gigantisches Deichbauprogramm
starten. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft
(LHW) will rund 2,5 Millionen Euro investieren.

Von Thomas Höfs 31.03.2014, 03:26

Gerwisch l In der vergangenen Woche fand die Einwohnerversammlung für die Einwohner der Gemeinde Biederitz endlich statt. Wegen eines Sturmes ließ Bürgermeister Kay Gericke (SPD) die Versammlung im vergangenen Jahr absagen.

Im Gerwischer Gerätehaus der Feuerwehr wollten sich die Einwohner vor allem über den Hochwasserschutz informieren. Mit Roland Günther hatte die Gemeinde einen Fachmann vom LHW eingeladen, der sich bestens mit der Materie auskennt. Seit 1869 sei nicht mehr so viel in den Hochwasserschutz investiert worden an der Elbe, blickte er in seinem Vortrag zurück. Gerwisch und Biederitz bilden einen Schwerpunkt für das LHW. Hier sollen rund 2,5 Millionen Euro in den verbesserten Schutz der Gerwischer investiert werden. Vor allem der Domblick bekommt einen breiteren Deich.

Noch ist das LHW in der Planungsphase. Doch spätestens im kommenden Jahr sollen die Bagger anrücken. Lösen will das LHW auch die Frage der teils fehlenden Deichverteidigungswege. Wie wichtig die sind, wurde im vergangenen Sommer bei dem bislang höchsten Hochwasser der Elbe sichtbar. Ohne die über 230 000 Sandsäcke wäre die Gemeinde wohl überspült worden, meinte Bürgermeister Kay Gericke.

Die Wasserstände erreichten bislang unbekannte Höhen. Deswegen sorgen sich die Menschen in den Elborten der Gemeinde, dass die Deiche für ein neues Hochwasser zu niedrig sein könnten. Ronald Günther beruhigte die Bürger aber. Die Deiche seien für ein normales Hochwasser ausgelegt. Beim Hochwasser 2013 sei schlicht der Wasserstand zu hoch gewesen, lautet die Logik des LHW. Vermutlich Jahre werde es dauern, bis sich alle Fachleute der elbanliegenden Länder auf einen neues Maß für die Deiche verständigt haben, blickt Ronald Günther voraus. Nach 2002, erzählte er, habe es ebenfalls einige Jahre gedauert, bis die neuen Zahlen Einzug in das Regelwerk gefunden haben. Die Ruhe und Gelassenheit der Fachleute beunruhigt zunehmend die betroffenen Bürger.

Doch einen absoluten Schutz gebe es auch hinter neuen Deichen nicht, warnt Ronald Günther vor bedingungslosem Vertrauen. Auch in Zukunft könnten neue Hochwassermarken erreicht werden.

Dennoch werde der neue Deich zwischen dem Schöpfwerk Gerwisch und dem Leuchtturm deutlich höher gebaut, versicherte er. Nur fragen sich die Bürger nach dem Nutzen, wenn die Deiche in Biederitz deutlich niedriger seien. Dann müsse die Gemeinde auch hier in Zukunft mit Sandsäcken verhindern, dass das Wasser von hinten Gerwisch erreicht.

Nicht lösbar sein werde auch das Problem des Drängwassers. Hierbei drückt ein Teil des Wassers durch den Boden und tritt hinter den Schutzdeichen wieder an die Oberfläche. In dem Gerwischer Sandboden sei die Drängwasserproblematik kaum vermeidbar, schildert er. Vielleicht könnte das Wasser aber in Zukunft abgepumpt werden, schlägt er vor.

Und auch die Deichlücke zwischen Biederitz und Gerwisch will das LHW schließen. Hier fehlt immer noch ein Stück Schutzdeich. Probleme gibt es ebenso im Nachbarort Lostau. Doch hierzu sagt der Fachmann zunächst kein Wort in der Versammlung.