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"Tatort" Frankfurt Der Mörder aus der Altmark

08.04.2014, 01:17

Stendal/Frankfurt l Eigentlich ist Maik Rogge Schauspieler für das Theater der Altmark in Stendal. Dort hat er auch eine Festanstellung. Doch ab und zu geht er fremd, zumindest beruflich, und liebäugelt mit der Fernsehkamera. Zuletzt in einer Nebenrolle an der Seite von Hollywood-Diva Kim Basinger, davor stand er für den Frankfurter "Tatort" vor der Kamera - Seite an Seite mit Joachim Król und Armin Rohde.

Seine erste große Hauptrolle, zumindest für das Fernsehen. Und dann auch noch in Deutschlands beliebtester Krimi-Reihe, dem Tatort. Es ist eine besondere Folge, nämlich die letzte, in der Joachim Król als Kommissar Steier in Frankfurt ermittelt. Millionen Tatort-Fans werden einschalten, so viel ist sicher.

Für den Jungschauspieler Maik Rogge, der erst vor kurzem sein Schauspielstudium beendet hat (während der Dreharbeiten zum Tatort) und gerade seit einem Jahr eine Festanstellung im Stendaler Theater der Altmark hat, ist das eine große Chance, denn er kann sein Talent einem Millionenpublikum zeigen. "Für einen Schauspielanfänger, wie ich es ja eigentlich noch bin, ist das natürlich ganz toll", sagt er. "Es hat unheimlich viel Spaß gemacht und sieht natürlich auf meiner Vita auch super aus", schwärmt er.

Ausflüge in die Filmwelt

Höhenflüge will er aber nicht bekommen. Im Gegenteil. Die Tatort-Folge ist bereits abgedreht. Maik Rogge begeistert seitdem wieder das Publikum im Stendaler Theater der Altmark. Wobei, einmal ist er doch noch ausgerückt: In Hamburg hat er mit Hollywood-Diva Kim Basinger gedreht. Der Film kommt in diesem Jahr in die Kinos. "Zwar nur eine Nebenrolle, schon wegen Kim Basinger war das ein ganz tolles Erlebnis."

Weitere Ausflüge in die Fernsehwelt stehen erst einmal nicht an. "Genaues weiß man als Schauspieler natürlich nie", sagt er verschmitzt und sieht sich wohl in Gedanken schon an der Seite von Lieblingsschauspieler-Kollege Ryan Gosling (Drive). Maik Rogge ist in einer Kleinstadt in Rheine bei Münster in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen. Schon früh hat er sich für die Schauspielerei interessiert, "allerdings eher unbewusst. Ich habe das immer für realitätsfern gehalten", sagt der 28-Jährige.

Trotzdem schreibt er als 15-Jähriger ein Drehbuch für den bis dahin noch nicht erschienenen dritten Teil des Hollywood-Reißers "Jurassic Park". Aber Hollywood war schneller. Der Film kam in die Kinos "und hatte so gar nichts mit meinem Drehbuch gemein", sagt Rogge. Enttäuscht war er aber nicht, auch nicht, dass es nach der Realschule nicht gleich mit der Schauspielkarriere klappte. "Ich habe mein Abitur nachgeholt und bin dann für ein Jahr nach Ecuador gegangen, quasi als Zivildienst", sagt er.

Nach seinem Aufenthalt in Ecuador wollte er es dann doch wissen und schrieb sich an der Schauspielschule in Stuttgart ein, um doch noch Schauspieler zu werden. Das hat für ihn so gut geklappt, dass er das Studium fast nicht abgeschlossen hätte. "Es war das letzte Jahr meines Studiums, da bekam ich das Angebot, `Die Wanze` im Theater der Altmark spielen zu dürfen. Das war schwierig. Ich bekam gleich eine Rolle mit einem 90-minütigen Dialog."

Erst unabsichtlich, dann gezielt Täter geworden

Sechs Wochen habe er Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten. Fast nebenbei hat er sein Studium abgeschlossen und weitere Rollen im Stendaler Theater besetzt. Später habe er in kleineren TV-Produktionen mitgewirkt, zum Beispiel als Soldat im "Baron Münchhausen" an der Seite von Jan-Josef Liefers.

Nur knapp ein Jahr später bekam Maik Rogge seine erste große Hauptrolle: im Tatort. "Ich habe das kaum glauben können", sagt er. "Wow, gleich der Tatort. Und dann noch so eine ungewöhnliche Rolle. Das war wie ein Sechser im Lotto." Im Film spielt er "Nico Sauer, einen Mann, der anfangs unabsichtlich zum Täter wird und später absichtlich. Das ist ein vielschichtiger Charakter. So jemanden zu spielen, ist schon eine Herausforderung."

Dass er die Rolle im Tatort überhaupt bekommen hat, habe er seiner Agentin zu verdanken, sagt Rogge. "Wenn ich ehrlich sein soll, weiß ich gar nicht, wie sie das geschafft hat, aber ich bin ihr sehr dankbar." Überhaupt sei seine Agentin diejenige, die seine Karriere bestimmt. "Da ich ja eine Festanstellung habe, kümmere ich mich eigentlich gar nicht um weitere Engagements. Das erledigt sie", erzählt er. Als Schauspieler sei es sehr wichtig, eine Agentur zu haben, die einen betreut und immer Kontakte zur Film- und Theaterbranche pflegt. "Ich selbst hätte dafür neben meiner Arbeit kaum Zeit."

Apropos Arbeit. Gab es denn mit dem Stendaler Theater keinen Ärger, weil sich Rogge neben seinem Engagement auch nach weiteren Jobs umsah? "Nein, überhaupt nicht. Ich habe das mit der Intendanz besprochen und keine Steine in den Weg gelegt bekommen. Es war ja auch eine absehbare Zeit."

Erst Frankfurt und dann Hollywood

24 Drehtage habe es gedauert, die Tatort-Folge zu drehen. An 18 Tagen sei er selbst dabei gewesen, allerdings immer noch mit einem Bein in der Altmark, denn "meine Arbeit in Stendal musste ja weitergehen." Dafür sei er oft gependelt - mit dem Zug zwischen Stendal und Frankfurt, dazwischen waren Bühnenauftritte in Stendal und Fernsehauftritte in Frankfurt. "Ich war sehr aufgeregt", erzählt er. "Ich wollte ja nicht wie ein Anfänger dastehen, aber im Gegensatz zu den beiden Fernseh-Urgesteinen war ich ja ein Anfänger."

Nach knapp einem Monat war der Stress vorbei. Maik Rogge hatte wieder altmärkischen Bühnenboden unter den Füßen. Allerdings nur kurz, denn Ende 2013 stand er bereits wieder vor einer Fernsehkamera. Dieses Mal in Hamburg und an der Seite von Hollywood-Diva Kim Basinger (9 1/2 Wochen, 8 Miles). "Eine sehr interessante Frau", findet Rogge, "und gar nicht eitel. Sie hat überhaupt nicht die Diva raushängen lassen." Allerdings, räumt er ein, richtig kennen lernen konnte er sie kaum. Er sei in einer Nebenrolle besetzt gewesen, als Rezeptionist. Für ihn dauerte der Ausflug nach Hollywood nur einen Drehtag. "Aber immerhin, ich habe Kim Basinger getroffen!"

Derzeit bereitet sich Maik Rogge auf seine nächste Hauptrolle vor. Wieder zurück am Theater der Altmark, hat er die Hauptrolle in Woody Allens Komödie "Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie" übernommen. Die Proben haben vor wenigen Tagen begonnen. Die Theaterbühne hat ihn wieder und das Stendaler Publikum auch. Immerhin, ein Hauch Hollywood schwingt ja mit Woody Allens Stück mit.

Der Tatort "Das Haus am Ende der Straße" mit Maik Rogge in der Hauptrolle läuft am 14. September 2014, 20:15 Uhr, ARD.