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Ultimatum gestellt Al-Qaida bietet Millionen für Haldensleber

Ein im Jemen entführter Mann aus Haldensleben (Landkreis Börde) befindet
sich in Lebensgefahr. Die Entführer drohen mit seiner Übergabe an die
Al-Qaida-Terroristen.

Von Peter Wendt 15.04.2014, 03:26

Haldensleben l Wie die Deutsche Presseagentur unter Berufung auf den jemenitischen Fernsehsender "Al-Yemen Al-Youm" am Montag meldete, haben die Entführer der Regierung des Landes ein Ultimatum gestellt. Danach wollten sie ihre Geisel an Al-Qaida-Terroristen übergeben, falls ihre Forderungen nicht binnen 24 Stunden erfüllt würden, wie der Anführer der Entführer, Ali Hareigdan, in einem Interview mit dem Sender drohte. Er will die Regierung zur Freilassung von zwei Brüdern zwingen, die im Zentralgefängnis in Sanaa sitzen.

Außerdem drohten die Entführer mit der Sprengung von Infrastruktureinrichtungen in der zentraljemenitischen Provinz Marib, wo auch der entführte Mann aus Haldensleben festgehalten sein soll.

Hareigdan habe gegenüber "Al-Yemen Al-Youm" angegeben, die Terrorgruppe Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) hätte ihm für die Geisel zwölf Millionen US-Dollar (8,66 Millionen Euro) geboten. Er stellte die Behauptung auf, seine Geisel sei ein Angehöriger der deutschen Sicherheitskräfte. Deshalb habe ihm Al-Qaida so viel Geld angeboten.

Die jemenitische Nachrichtenagentur SABA hatte Mitte März berichtet, Jemens Präsident Abd Rabbo Mansour Hadi habe den Vizepräsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND), Norbert Stier, empfangen. In dem Gespräch sei es auch um den "Fall des entführten deutschen Bürgers und die andauernden Bemühungen der Sicherheitsdienste um dessen sichere Freilassung und die Überstellung der Entführer an die Justiz" gegangen.

Krisenstab ist mit dem Fall befasst

Das Auswärtige Amt wollte zu dem Bericht des jemenitischen Fernsehsenders "Al-Yemen Al-Youm" nicht Stellung nehmen. Gegenüber der Volksstimme erklärte eine Sprecherin lediglich: "Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes ist weiter mit dem Entführungsfall befasst." "Al-Yemen Al-Youm" hatte vor zwei Wochen erstmals Bilder des Mannes in Geiselhaft gezeigt. Der Haldensleber soll in Jemens Hauptstadt an einem Arabisch-Kursus teilgenommen haben. Er war Anfang Februar in der Altstadt von Sanaa entführt worden.

Laut einem Anfang April veröffentlichten Bericht des UN-Informationsdienstes IRIN (Integrated Regional Information Networks) sind im Jemen in wachsendem Maße auch Mitarbeiter von internationalen Hilfsorganisationen Entführungen und gezielten Tötungen ausgesetzt.

UN registriert stärkere Aggressivität

In den vergangenen zwölf Monaten habe es mehr Entführungsfälle als in den vorangegangenen zehn Jahren zusammengenommen gegeben. Seit 2011 würden Entführer "sehr viel aggressiver" vorgehen. Zunehmend würde Waffengewalt angewendet, selbst gegen Frauen. Die durchschnittliche Gefangenschaft dauere immer länger. Zudem würden die Entführungsopfer schlechter behandelt.

Es würden politische und Lösegeldforderungen gestellt, heißt es in dem laut "Yemen Post" in Sanaa vorgestellten IRIN-Bericht. Dieser gelangt zu dem Schluss: "Der Jemen ist immer unberechenbarer und deshalb noch gefährlicher geworden."

Nach einem Bericht der "Yemen Times" war es Ende März jemenitischen Sicherheitskräften gelungen, in der Region Marib, in der sich auch der Haldensleber befinden soll, einen entführten italienischen Mitarbeiter des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) zu befreien. Bei einer Fahrzeugkontrolle eröffneten die Entführer das Feuer auf den Kontrollposten. Die italienische Geisel nutzte die Chance zur Flucht. Nach jemenitischen Medienberichten ist am Sonntag in der Provinz Marib ein usbekischer Arzt entführt worden.