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Standortproblem Zirkusmuseum kämpft ums Überleben

Das Magdeburger Zirkusmuseum hat seine einzigartige Ausstellung
eingemottet. Seit über einem Jahr dauert die Suche nach geeigneten
Räumen nun schon an. Inzwischen ist gar ein Wegzug des einzigen
Zirkusmuseums Deutschlands aus Magdeburg eine Option.

Von Robert Richter 22.04.2014, 03:32

Magdeburg l Der 5. Weltzirkustag und Ostern fielen am vergangenen Sonnabend zusammen. Doch die Stimmung auf dem Gelände des einstigen Zirkusmuseums an der Karl-Schmidt-Straße war trotz dieser feierliche Doppelung eher gedrückt.

Die Zirkusfreunde haben in den vergangenen Wochen ihre 50.000 Ausstellungsstücke auf dem Boden der alten Villa Wolf notgedrungen erst einmal eingemottet. Planmäßig ging die zuvor fünf Jahre lang als Zirkusmuseum genutzte und von 25.000 Besuchern frequentierte Villa zurück an die Firma Abtshof. Diese richtet hier ihren Verwaltungssitz ein.

Die vor über einem Jahr gestartete Suche nach einem neuen Zuhause für die Zirkussammlung ist allerdings längst zur Hängepartie geworden. Gerhard Mette, Gründer und ehrenamtlicher Chef des Zirkusmuseums, machte am Sonnabend keinen Hehl daraus, dass er sich von der Stadt mehr Unterstützung erhofft hatte: "Die Stadt sagt, uns darf das Museum kein Geld kosten. So geht das nicht. Kultur trägt sich nicht selbst, kein Theater und auch kein Museum, das ist nur mit Unterstützung der öffentlichen Hand möglich. Offenbar ist man der Meinung, man braucht kein Zirkusmuseum, obwohl es das einzige in Deutschland ist."

Mette erklärte weiter: "Es gibt eine ernsthafte Bewerbung aus Staßfurt. Das wäre der letzte Rettungsanker. Aber noch haben wir nicht aufgegeben, noch kämpfen wir", sagte Mette vor etwa 30 Zirkusfreunden, darunter Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens, der Mitglied des Fördervereins des Zirkusmuseums ist. Der Vorsitzende des Fördervereins, Landtagsabgeordneter Dieter Steinecke, hielt entgegen: "Für die Stadt ist die Situation auch nicht so einfach, aber es ist ja auch nicht so, dass sie gar nichts macht." So unterstütze seit Jahren die städtische Beschäftigungsgesellschaft AQB das Museum.

Zur Raumsuche sagte Steinecke: "Wir haben drei ernstzunehmende Angebote auf dem Tisch, die werden wir in den nächsten Wochen prüfen." Knackpunkt sei neben der Miete die Finanzierung der Betriebskosten. "Wir brauchen Magdeburger, die uns tatkräftig unterstützen. Aber wir brauchen natürlich auch Geld und suchen Spender und Sponsoren." Steinecke betonte: "Ich bin überzeugt, das Zirkusmuseum bleibt am Leben."

Und dann gab es doch noch Grund zur Freude für die Zirkusfreunde. Ein restaurierter Zirkus-Bürowagen aus den 50er Jahren wurde offiziell an das Museum übergeben und ist nunmehr der zweite Zirkuswagen in dessen Bestand. "Der Wagen stand auf dem Messeplatz und ist ein Geschenk des Schaustellervereins um Karl Welte", sagte Mette. "Er sah ja zunächst noch ganz gut aus, aber es hat sich schnell herausgestellt, dass er nur noch von der Farbe zusammengehalten wurde."

Dank eines Projekts der städtischen Beschäftigungsgesellschaft GISE konnte der Wagen wieder aufgebaut werden. Museumschef Mette: "Wir mussten die Sachkosten dafür aufbringen. Das war nur mit Sponsoren möglich. Ihnen können wir gar nicht oft genug Danke sagen."

Die Zirkuswagen stehen zunächst auf dem Abtshofgelände. Wo sie künftig für die Öffentlichkeit ausgestellt werden, ist offen. Die nächsten Wochen sollen für die Magdeburger Zirkusfreunde und ihr Museum mit 50.000 Exponaten Klarheit bringen.