1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Sparkassen-Chef lebte jahrelang auf großem Fuß

Prüfer ermitteln weitere Schäden im sechsstelligen Bereich Sparkassen-Chef lebte jahrelang auf großem Fuß

Fortsetzung im Wirtschaftskrimi um die Sparkasse Stendal und ihren
Ex-Chef Dieter Burmeister: Eine zweite Prüfung hat jetzt ergeben, dass
bereits von 2007 bis 2009 Verluste im sechsstelligen Bereich entstanden.

24.04.2014, 06:24

Stendal l Die bereits im vorigen Jahr aufgedeckten Verfehlungen beim Fuhrpark und beim Baumanagement reichen bis weit ins vorige Jahrzehnt hinein. Zahlreiche Kompetenzverstöße, Scheinleistungen, Doppelrechnungen und Zahlungen "ohne sparkassenbetriebliche Veranlassung" haben die Kon­trolleure des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) für den Zeitraum 2007 bis 2009 aufgelistet. Den wirtschaftlichen Schaden taxieren sie vorsichtig auf mehrere hunderttausend Euro. Die Verfehlungen insgesamt summieren sich in den untersuchten Bereichen auf einen Betrag von fast zwei Millionen Euro.

Kreistag wird Donnerstagabend informiert

Der daumendicke Bericht ist vertraulich. Er ist die Fortsetzung der ersten Prüfung der Jahre 2010 bis 2012 vom vorigen Jahr, bei der bereits ein Millionenschaden ermittelt worden ist. Eine Zusammenfassung will Stendals Landrat Carsten Wulfänger (CDU) heute im nichtöffentlichen Teil dem Kreistag vorstellen.

Nach Volksstimme-Informationen sollen der langjährige Sparkassen-Vorstandsvorsitzende Dieter Burmeister und der für die Auftragsvergaben zuständige damalige Abteilungsleiter Gerhard U. bei Baumaßnahmen ihre Kompetenzen mehrfach überschritten haben. Bei beiden beläuft sich die Gesamtsumme der Aufträge, die sie eigenmächtig an den Vorschriften vorbei vergeben haben, auf jeweils knapp über 750000 Euro. Die Prüfer monieren beim Baumanagement zudem "erhebliche Mängel" und "vielfach unvollständige" Bauakten.

Sechs Dienstwagen in drei Jahren

Dem Ex-Vorstandschef halten die Kontrolleure zudem vor, in den drei untersuchten Jahren sechsmal seinen Dienstwagen gewechselt zu haben. Seine Einkaufsliste reichte von einem Jeep Grand Cherokee über einen aus den USA importierten Infiniti FX 45 bis zu einem Mercedes Benz E 500.

In vier Fällen habe es hier von Burmeister Kompetenzüberschreitungen in einem Gesamtumfang von 121000 Euro gegeben. Beim Verkauf der Nobelmarken nach einer Nutzung zwischen vier und 14 Monaten seien der Sparkasse zudem "erhebliche Veräußerungsverluste" entstanden, die deutlich über 50000 Euro liegen.

Damit setzen sich die Vorwürfe fort, die bereits bei der ersten Prüfung für den Zeitraum von 2010 bis 2012 im vorigen Herbst festgestellt wurden. Der Verwaltungsrat der Kreissparkasse hatte daraufhin Burmeister fristlos entlassen, Strafanzeige gestellt, Schadenersatz eingefordert und den Prüfauftrag der Jahre 2007 bis 2009 beschlossen.

Der 41-seitige Bericht plus Anlagen von mehr als 100 Seiten geht jetzt an die Magdeburger Staatsanwaltschaft. Deren Ermittlungen dürften sich noch über Monate hinziehen. Erste Gerichtstermine sind indes ab Mai terminiert. So klagt Ex-Vorstandschef Burmeister gegen seine fristlose Entlassung.