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Wegen Polizeireform Älteste Polizeistation des Landes wird geschlossen

Die Polizei im Land soll neu aufgestellt werden. Auch auf Osterwieck hat
die Reform Auswirkungen: Die 1748 eröffnete Polizeistation im Ort wird
dicht machen. Beamte sollen jedoch weiterhin in der Fallsteinstadt tätig
sein.

Von Sandra Reulecke 08.05.2014, 03:15

Osterwieck l Die Osterwiecker Polizeistation ist die älteste des Landes. Seit 1748 arbeiten Polizisten in dem Fachwerkhaus am Markt. Eine Plakette an der Außenwand und eine gerahmte Urkunde im Revier weisen auf diese Besonderheit hin, von der auch die dort tätigen neun Beamten gern und stolz berichten. Doch die wird bald Geschichte sein. "Die Polizeistation in Osterwieck wird es künftig in dieser Form nicht mehr geben", teilt Ronald Brachmann (SPD), Vorsitzender des Innenausschusses des Landtages mit. Laut derzeitigem Stand ist bereits zum 1. Juli dieses Jahres Schluss.

Denn den monatelangen Diskussionen und den Gegenstimmen der Opposition zum Trotz, wurde am Dienstag von der Schwarz-Roten-Landesregierung eine Reform der Polizeistrukturen beschlossen. Startpunkt für die Umsetzung sei der Sommer.

Nur zwei Beamte für Osterwieck

Aus dem Beschluss geht hervor, dass, parallel zu der in Osterwieck, landesweit rund 70 Polizeistationen schließen werden. Auch die Zahl der Polizeireviere und -kommissariate wird reduziert. Angst, dass sie nun ohne Polizeischutz dastehen, müssen die Bürger dennoch nicht haben, heißt es aus Polizeikreisen zuversichtlich.

Rund 300 sogenannte Regionalbereichsbeamte sollen stattdessen eingesetzt werden - zwei in Osterwieck. "Sie sollen die direkten Ansprechpartner im Ort sein - zum Teil vergleichbar mit dem Abschnittsbevollmächtigten zu DDR-Zeiten", erläutert Brachmann. In seiner Partei dominiere jedoch der Wunsch, dass Osterwieck eine Außenstelle des Polizeireviers Harz werde. "Aber wie soll das täglich und zu jeder Uhrzeit mit nur zwei Beamten zu bewerkstelligen sein?", fragt Dirk Heinemann (SPD), Vorsitzender des Osterwiecker Stadtrates.

Die beiden Politiker sind skeptisch, ob die neuartigen "Einsatzkreise" Wirkung zeigen. Polizisten sollen rund um die Uhr Streife fahren, jeweils in einem sich überlappenden Umkreis von 20 bis 25 Kilometern. So soll sichergestellt werden, dass innerhalb von 20 Minuten ein Funkstreifenwagen an jedem beliebigen Einsatzort im Land eintreffen kann.

Kriminalität nimmt zu

Der Sozialdemokrat Brachmann kritisiert: "Das ist nirgendwo erprobt. Die personelle, organisatorische und technische Absicherung ist völlig ungewiss." In Gesprächen mit Harzer Polizisten hätten diese ihm gegenüber "ernst zu nehmende Zweifel geäußert, ob solche Bereiche in der Praxis überhaupt funktionieren". Es zeige sich schon jetzt, dass dort, wo die Polizei gar nicht oder nur zu bestimmten Zeiten vor Ort ist, die Kriminalität zunehme, sagt Brachmann.

Das bestätigen auch Beamte aus Osterwieck auf Nachfrage der Volksstimme: "Die Leute wissen, dass abends niemand in der Polizeistation ist und nutzen das aus. Wenn Straftaten begangen werden, dann oftmals in den Abendstunden auf dem Lande." Die fehlende Polizeipräsenz sei ein Grund dafür. In der Reform sehen die Polizisten deshalb auch eine Chance, dass sich dieser Zustand ändert. "Sicherlich hat es eine abschreckende Wirkung, wenn nachts wieder Streifenwagen unterwegs sind", sagt einer der Beamten.

"Das Wichtigste ist für uns die Sicherheit der Bürger, alles andere wird sich ergeben." - Polizeibeamter, Osterwieck

In der Osterwiecker Polizeistation sei man sich einig, "nicht pessimistisch an die Sache ranzugehen". Die Beamten wollen die Veränderungen auf sich zukommen lassen. "Das Wichtigste ist für uns die Sicherheit der Bürger, alles andere wird sich ergeben", so einer der Kommissare.

Wie, ob und in welchem Umfang ihre bisherigen Räume in dem 1563 erbauten Gebäude weiter für die Polizeiarbeit genutzt werden, stehe bislang nicht fest.