1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Halles Uniklinik geht das Geld aus

Rote Zahlen seit 2011 Halles Uniklinik geht das Geld aus

Wie schon im Vorjahr musste das Land einspringen, damit die
Universitätsmedizin Halle ihre Angestellten bezahlen kann. Die Klinik
fordert mehr Zeit für das eigene Sparprogramm.

Von Hagen Eichler und Michael Bock 08.05.2014, 01:16

Halle/Magdeburg l Nach dem Liquiditätsengpass vom Juli 2013 war auch im März dieses Jahres nicht genug Geld auf den Konten, um die Beschäftigten zu bezahlen. Das sagte die kaufmännische Direktorin, Bettina Hailer, der Volksstimme. Die kurzzeitigen Engpässe sind Teil der Finanznot, unter der die Klinik leidet: Seit 2011 schreibt sie rote Zahlen, das jährliche Defizit frisst unaufhörlich das Eigenkapital auf.

In der Landesregierung sieht das vor allem einer mit Sorge: Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD). In internen Runden soll er vor einem "Fass ohne Boden" gewarnt haben. Der von ihm angeheuerte externe Berater Klaus Teichert hat nun auf 30 Seiten zusammengefasst, was schiefläuft. Die Kritik ist schonungslos - stößt jedoch in der Uniklinik auf Unverständnis.

Medizin-Dekan Michael Gekle verweist auf eigene Bemühungen zur Kostensenkung - im vorigen November hatten die Vorstände von Klinik und Fakultät ein Programm verabschiedet, das jährlich mindestens 3,5 Millionen Euro einsparen soll. "Bei dieser Attacke, die jetzt gegen uns geritten wird, geht es um eine Bereinigung auf dem Universitätsklinik-Sektor in Sachsen-Anhalt", vermutete er am Mittwoch.

"Die Schließung eines Standorts ist abwegig." - Minister Hartmut Möllring

Steht also erneut die Existenz der Uniklinik Halle infrage? Noch vor einem Jahr hatte Bullerjahn argumentiert, ein Land von der Größe Sachsen-Anhalts könne sich zwei Unikliniken nicht leisten. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sah das anders. Auf seine Standort-Garantie folgte ein Landtagsbeschluss, dass es bei zwei Standorten bleibt. Bullerjahn lässt denn auch dementieren, dass er Halles Uniklinik schließen will. Er sieht jedoch Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) und Sozialminister Norbert Bischoff (SPD) in der Pflicht, die Defizite beider Kliniken zu senken. "Die sind gefordert, ein Konzept vorzulegen", heißt es in Bullerjahns Umfeld.

Möllring beantwortete am Mittwoch keine Fragen. Die Schließung eines Standortes jedenfalls sei "abwegig", lässt er sich zitieren. Auch äußert er Zweifel an den Zahlen von Bullerjahns Berater Teichert. Der erwartet, dass Halle schon im dritten Quartal erneut die Zahlungsunfähigkeit droht. Das Defizit für dieses Jahr schätzt Teichert auf 15 Millionen Euro, bis 2018 sollen gar 75 Millionen Euro auflaufen.

Halles Dekan Michael Gekle kontert mit einer Einladung an den Berater. "Teichert war dreimal hier und hat Daten erhoben. Aber zu unseren Vorschlägen hat er bislang nichts gesagt." Die Klinik habe bereits schmerzhafte Sparschritte eingeleitet: 50 Betten wurden eingespart, Professuren laufen aus, Standorte und Klein-Labore werden aufgegeben. Auf sieben Millionen Euro beziffert Gekle die Einsparungen für das vergangene Jahr. Das Papier von Teichert sei für die Klinik gefährlich, sagte Gekle: "Man will uns offenbar mutwillig nicht genug Zeit geben, um uns gut aufzustellen."

"Wir bekommen für Ambulanzen von Krankenkassen nicht das, was wir tatsächlich an Aufwand haben." - Hermann-Josef Rothkötter, Uniklinik Magdeburg

An der Magdeburger Uniklinik ist die Lage nicht ganz so düster. Gleichwohl lag das Defizit im vorigen Jahr bei 4,7 Millionen Euro, für 2014 rechnet der Dekan der Medizinischen Fakultät, Hermann-Josef Rothkötter, mit einem Minus von fünf Millionen Euro. Teichert hat in seinem Gutachten von 2012 bis 2018 einen Gesamtverlust von rund 40 Millionen Euro aufgezeigt.

Allerdings liege das Defizit 2018 bei unter 2,5 Millionen Euro. "Fast alle Unikliniken in Deutschland haben ein Problem mit der Finanzierung", sagte Rothkötter am Mittwoch der Volksstimme. Hannover hat etwa im vorigen Jahr ein Minus von rund 30 Millionen Euro eingefahren.

Rothkötter führt die Finanzprobleme vor allem darauf zurück, dass "wir für die Ambulanzen von den Krankenkassen nicht das bekommen, was wir an tatsächlichem Aufwand haben". Zudem kritisierte er die Regierung: "In Sachsen-Anhalt fehlt eine klare Strukturplanung für Krankenhausbetten." Der Dekan kündigte an, enger mit den Krankenhäusern in Magdeburg zu kooperieren.