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Montag tagt in Halle der Aufsichtsrat Uniklinik-Debatte läuft: Wer mit wem?

Gleich drei Landesminister sitzen im Aufsichtsrat der finanziell schwer angeschlagenen Unikliniken. Wie es in Halle weitergeht, werden sie am Montag erörtern. Bis spätestens Mitte Juni soll ein Konzept für beide Häuser vorliegen.

Von Michael Bock und Hagen Eichler 09.05.2014, 01:14

Magdeburg l Derzeit werden zwei mögliche Varianten diskutiert. Erstens: Die Uniklinken in Halle und Magdeburg fusionieren. Dann gäbe es ein Universitätsklinikum mit zwei Standorten. Folge: nur noch eine Verwaltung mit einem kaufmännischen und einem ärztlichen Direktor für beide Häuser. Es dürfte zur Schließung einzelner, doppelt vorhandener Abteilungen kommen.

Zweitens: Die Unikliniken kooperieren mit regionalen Krankenhäusern. Die Uniklinik Magdeburg bildet eine gemeinsame Holding mit dem Städtischen Klinikum. In Halle bietet sich als Partner des Klinikum "Bergmannstrost" an. Ziel ist es, Doppelstrukturen abzubauen.

Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU), im Aufsichtsrat ebenso vertreten wie die beiden SPD-Minister Jens Bullerjahn (Finanzen) und Norbert Bischoff (Soziales), will bis zu einer Haushaltsklausur der Landesregierung Mitte Juni Konzepte für die Zukunft der defizitären Unikliniken vorlegen. Offiziell will sich keiner auf eine der Varianten festlegen. Zu hören ist aber, Minister Möllring habe in internen Runden zu erkennen gegeben, dass er das Fusionsmodell bevorzugt. Der Koalitionspartner SPD präferiert dagegen das Holdingmodell.

Unstrittig ist: Es muss etwas passieren. In einem vom Finanzministerium in Auftrag gegebenen Bericht wird das Defizit allein für Halle in diesem Jahr auf 15 Millionen Euro geschätzt. Bis 2018 sollen sogar 75 Millionen Euro auflaufen.

Sozialminister Bischoff fordert von den Unikliniken die Kooperation mit regionalen Krankenhäusern. "Nicht jede Klinik muss jede Fachrichtung anbieten", sagt Ministeriumssprecher Holger Paech.

Der Dekan der Medizinischen Fakultät Magdeburg, Hermann-Josef Rothkötter, sieht in einer Fusion mit Halle keine Vorteile. " Die Vorstellung, dass ein Patient mit einer schweren Erkrankung nach Halle fährt, geht an den Sorgen und Nöten der Patienten vorbei", sagt er. Einsparpotenzial sieht Rothkötter allenfalls beim gemeinsamen Einkauf von Medizinprodukten. "Schon unsere IT-Struktur ist so unterschiedlich, eine Harmonisierung würde Millionen kosten." Der Dekan hat daher einen anderen Partner im Auge: die öffentlich-rechtlichen Krankenhäuser der Stadt.

In der Führungsetage der halleschen Uniklinik hingegen kann man sich die Zusammenlegung mit Magdeburg in einigen Bereichen vorstellen. Dekan Michael Gekle nennt das IT-System als Beispiel. "Wenn man Ideen hat, etwa zu einer Holding oder anderem, muss man aber auf uns zukommen und das mit uns diskutieren", hatte er am Mittwoch gefordert.

In anderen Bundesländern gibt es schon Erfahrungen mit dem Zusammenschluss zweier Unikliniken: 2003 fusionierten in Schleswig-Holstein die Standorte Kiel und Lübeck, es gibt eine zentrale Verwaltung in Lübeck. Dadurch spare man jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag, sagt Klinikumssprecher Oliver Grieve.

Andere urteilen weniger wohlwollend. Der unabhängige Wissenschaftsrat empfiehlt sogar, den Zusammenschluss wieder aufzuheben. Die Synergieeffekte könne man auch so erreichen; für die Forschung aber sei das gemeinsame Dach ein Hemmnis.