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Unternehmen in Sachsen-Anhalt Handwerk stöhnt über eifrige Steuerprüfer

Das Land braucht Geld, da kommt es auf jeden Steuer-Cent an. Allein 2013
haben Sachsen-Anhalts Finanzbeamte durch Betriebsprüfungen 180
Millionen Euro mehr eingenommen. Die Firmen sehen in der Prüfungslust
Wettbewerbsnachteile.

22.05.2014, 01:19

Magdeburg l In Sachsen-Anhalt bekommen Firmen häufiger Besuch von Steuerprüfern als in anderen Bundesländern. 2013 musste sich hier fast jeder vierte Großbetrieb einer Kontrolle unterziehen, deutschlandweit war es im Schnitt nur jeder fünfte. Auch kleine und mittlere Betriebe werden überdurchschnittlich oft geprüft, wie das Finanzministerium auf Volksstimme-Anfrage mitteilte.

Gerade den kleinen Handwerksfirmen geht die Prüfungslust der Beamten zu weit. "Für den normalen Handwerker bedeuten Kontrollen durch das Finanzamt viel zeitraubende Bürokratie", kritisiert Burghard Grupe, Geschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg (HWK). Die Prüfung einer Vier-Mann-Firma könne bis zu zwei Wochen dauern, was die Betriebsabläufe erheblich einschränke. Eigene Steuerabteilungen könnten sich nur große Firmen leisten.

120 Stellen fallen in der Finanzverwaltung weg

Die Mehrergebnisse, die Betriebsprüfer erzielen, können sich sehen lassen. Im vergangenen Jahr mussten Sachsen-Anhalts Firmen 180 Millionen Euro Steuern nachzahlen, im Jahr davor 154 Millionen Euro und 2011 waren es 132 Millionen Euro. Grupe betont, die regelmäßigen Kontrollen hätten mit Blick auf die Steuergerechtigkeit ihre Berechtigung, aber "trotzdem ist Augenmaß gefragt".

Er fordert, dass sich die Landesregierung zumindest für einheitliche Standards für alle Bundesländer einsetzt. In Sachsen-Anhalts Nachbarländern Niedersachsen und Thüringen fallen die Prüfungsquoten bislang niedriger aus. "Für hiesige Firmen ist das geradezu ein Standortnachteil", kritisiert Grupe.

Die Parteien im Landtag bleiben gelassen. CDU-Finanzexperte Kay Barthel fordert zwar von Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD), dass er sich auf Länderebene für eine Harmonisierung der Betriebsprüfungen stark macht. Er geht aber auch davon aus, dass mit dem beschlossenen Personalabbau beim Land die Prüfungsquoten ohnehin sinken werden. Bis 2018 fallen in der Finanzverwaltung nämlich 120 Stellen weg.